Belgarath der Zauberer
brauchen wir keine List zu befürchten. Sage deinen Bogenschützen, sie sollen nicht mehr auf die Mimbrater schießen. Du wirst jeden Pfeil brauchen, wenn die Angarakaner kommen.«
»Es soll geschehen, wie Ihr sagt, Altehrwürdiger.« Plötzlich war es ein recht umgänglicher Bursche. Er wollte nichts mehr von dem sehen, was Polgara ihm zeigen konnte.
Pol und ich zogen weiter nach Vo Mimbre, der Stadt mit den gelben Mauern. Mimbratische Dichter haben jede Menge Unsinn über ihre ›Stadt aus Gold‹ verfaßt; in Wahrheit werden in den Steinbrüchen der Region gelbe Steine gebrochen, aus denen man die Häuser errichtet. Daran war absolut nichts Mystisches oder Bemerkenswertes.
Nach der Zerstörung von Vo Astur im Jahre 3822 hatten die mimbratischen Herzöge sich selbst den Titel ›Könige von Groß-Arendien‹ verliehen, aber das war Wunschdenken. Die Befehlsgewalt des Thrones von Vo Mimbre machte am Rand des arendischen Waldes halt Arender sind nicht ganz so stur wie Tolnedrer, was ungewöhnliche Phänomene betrifft; deshalb wurden Pol und ich, als wir Vo Mimbre erreichten und uns vorstellten, sofort zum Thronsaal von ›König‹ Aldorigen XII. eskortiert. Aldorigen war ein wenig älter als Herzog Eldallan und wesentlich massiger. Mimbrater tragen schon als Kinder schwere Rüstung, und das Gewicht des Stahls läßt ihre Muskeln schwellen. Es hat allerdings keinen Einfluß auf die Gehirnkapazität.
Wieder einmal möchte ich davon absehen, das Wort ›Zufall‹ zu verwenden. Es ›ergab‹ sich, daß auch Aldorigen ein Kind vor etwa acht Jahren hatte – einen Sohn namens Korodullin.
Ist das nicht interessant?
Aldorigen war nicht weniger stur als Eldallan; deshalb mußte Pol ihre Vorstellung wiederholen. Der König änderte seine Einstellung ebenso schnell, wie sein asturischer Gegenspieler es getan hatte. Die Asturier und auch die Mimbrater haben stets behauptet, sich in keiner Weise ähnlich zu sein. Ehrlich gesagt, ist es mir nie gelungen, sie auseinanderzuhalten, obwohl die Mimbrater sich noch der alten Sprache bedienen, die Asturier hingegen nicht.
Nachdem Polgara Aldorigen zur Vernunft gebracht hatte, sprach ich mit dem sendarischen Botschafter und sorgte dafür, daß einige Mittelsmänner Nachrichten zwischen Mimbre und Asturien austauschen sollten. Dann zogen Pol und ich – wieder vom Regen durchnäßt – zurück nach Tol Honeth.
Ran Borunes Skepsis, was Toraks Absichten betraf, war durch die Geschehnisse in Drasnien verflogen, und er war zumindest gewillt, uns anzuhören. »Ich vermute, daß die Alorner einen Plan haben«, sagte er, nachdem wir ihm die Lage erklärt hatten.
»Einen vorläufigen Plan«, erwiderte ich. »Kal Toraks Invasion in Drasnien hat uns gelehrt, flexibel zu denken. Wir wissen, daß dieser Konflikt, auf welche Weise auch immer, irgendwo in Arendien beigelegt wird. Aber wir kennen die Route nicht, auf der Torak dorthin ziehen wird. Was er in Drasnien getan hat, läßt darauf schließen, daß er die Alorner ausrotten will, ehe er sich nach Arendien wendet. Eldrig vermutet, er möchte in Cherek einmarschieren, aber ich bin mir dessen nicht sicher. Wir wissen auch, daß er die algarische Feste belagern wird, aber wir wissen nicht, was er zuvor unternehmen wird. Er könnte sogar die Insel der Winde angreifen. Das ist sein eigentliches Ziel. Vielleicht versucht er, sich dorthin zu begeben und Aldurs Orb an sich zu nehmen, ehe er sich nach Arendien wendet.«
»Ich dachte, Ihr könnt in die Zukunft schauen, Belgarath.«
»In gewisser Weise«, erwiderte ich mit saurem Gesicht »Es gibt da einige Prophezeiungen, aber sie sind nicht eindeutig.«
»Werden Eure Alorner Hilfe im Norden brauchen?«
»Ich glaube, sie kommen dort selbst zurecht. Wenn Torak sich entscheidet, auf direktem Wege zur Insel zu ziehen, wartet dort die cherekische Flotte auf ihn, und der Krieg könnte im Meer der Stürme entschieden werden. Wenn das geschieht, weiß ich, wer siegen wird. Keine Marine der Welt ist den Kriegsschiffen Eldrigs gewachsen.«
»Planen die edle Polgara und Ihr, lange hierzubleiben?«
»Solange wir müssen.«
»Ich möchte mit meinen Generälen sprechen; aber wir müssen unsere Strategien abstimmen. Kann ich Euch meine Gastfreundschaft hier im Palast anbieten?«
»Wir danken für Euer Angebot, Ran Borune«, sagte Polgara, »aber es könnte Euch Probleme bereiten. Die Honeths und Vorduvier werden gewiß großes Geschrei erheben, wenn Ihr Euch mit den ›heidnischen‹ Zauberern
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