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Belgarath der Zauberer

Belgarath der Zauberer

Titel: Belgarath der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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mir zu schleppen, was ich Belzedar angetan habe. Garion könnte das verstehen; aber ich bin mir ziemlich sicher, daß niemand sonst in meiner wilden Familie dazu in der Lage wäre. Bedauern? Natürlich bedauere ich es. Würde ich alles auftürmen, was ich bedauere, würde es einen Stapel von hier bis zum Mond ergeben. Aber wir sterben nicht am Bedauern, nicht wahr? Wir krümmen und winden uns vielleicht ein wenig, aber wir sterben nicht.
    Und unser Meister lächelte meinem Bruder Belzedar zu, und der Orb wurde heller. Mir war, als würde ich Bilder erkennen, die schwach in seinem Inneren flackerten. »Hier drinnen ruht die Vergangenheit«, erklärte unser Meister, »und ebenso die Gegenwart und die Zukunft. Das ist nur ein kleiner Teil der Eigenschaften des Orb. Mit ihm können viele Menschen – ja, die Erde selbst – geheilt werden oder zerstört. Was immer ein Mensch oder ein Gott auch vollbringen mag – auch wenn es weit außerhalb der Macht von Wille und Wort liegen sollte –, mit diesem Orb wäre es zu bewerkstelligen.«
    »Das ist wahrhaftig ein wundersamer Gegenstand, Meister«, sagte Belzedar und blickte ein wenig verwundert drein, »aber ich verstehe noch immer nicht. Das Juwel ist gewiß wunderschön, aber es ist doch schließlich nur ein Stein.«
    »Der Orb hat mir die Zukunft offenbart, mein Sohn«, erwiderte unser Meister traurig. »Er wird die Ursache schrecklicher Auseinandersetzungen, großen Leids und gewaltiger Zerstörung sein. Seine Macht genügt, die Leben von Menschen, die noch ungeboren sind, so leicht auszulöschen, wie du das Licht einer Kerze ausblasen kannst.«
    »Es ist ein böses Ding, Meister«, sagte ich, und Belsambar und Belmakor stimmten zu.
    »Zerstört es«, beschwor Belsambar den Meister, »ehe es seine bösen Kräfte über die Welt bringen kann!«
    »Das kann nicht geschehen«, erwiderte unser Meister.
    »Gelobt sei die Weisheit Aldurs«, sagte Belzedar, und seine Augen glänzten seltsam. »Mit unserer Hilfe wird unser Meister das wundersame Juwel zum Guten führen und nicht zum Schlechten. Es wäre geradezu schändlich, einen so wertvollen Gegenstand zu zerstören.« Jetzt, da ich auf all die Ereignisse zurückblicke, die geschehen sind, bin ich der Ansicht, daß ich Belzedar nicht die Schuld für sein unheiliges Interesse an dem Orb geben sollte. Es war nur Teil eines Etwas, das einfach geschehen mußte. Ich sollte ihm wirklich nicht die Schuld geben – aber ich tue es.
    »Ich sage euch, meine Söhne«, fuhr unser Meister fort, »ich würde den Orb selbst dann nicht zerstören, wenn es möglich wäre. Wir alle sind gerade von einer Reise in die Kindheit der Welt und das Säuglingsalter der Menschheit zurückgekehrt. Alle lebenden Dinge müssen wachsen, oder sie werden sterben. Durch dieses Juwel wird die Welt verändert werden, und die Menschheit wird die Ebene erreichen, für die sie geschaffen wurde. Der Orb ist nicht in sich selbst böse. Das Böse liegt in den Herzen und Gedanken der Menschen – und in den Herzen und Gedanken der Götter.« Und dann schwieg unser Meister, und er seufzte, und wir gingen und überließen ihn der traurigen Gesellschaft mit dem Orb.
    In den Jahrhunderten, die folgten, sahen wir wenig von unserem Meister. Er verbrachte die Zeit allein in seinem Turm und studierte den Orb; ich glaube, er lernte viel von ihm. Wir waren traurig über seine Abwesenheit und hatten wenig Freude an unserer Arbeit.
    Ich glaube, es war zwanzig Jahrhunderte, nachdem ich den Dienst bei meinem Meister begonnen hatte, als ein Fremder ins Tal kam. Er war schöner als jedes Wesen, das ich je gesehen hatte, und voller Stolz schritt er dahin.
    Wie es dem Brauch entsprach, gingen wir zu ihm und begrüßten ihn.
    »Ich werde mit meinem Bruder Aldur sprechen, eurem Meister«, sagte der Fremde zu uns, und wir wußten, daß wir vor einem Gott standen.
    Als der älteste Jünger trat ich vor. »Ich werde meinem Meister melden, daß Ihr gekommen seid«, sagte ich höflich. Ich war mir nicht sicher, welcher Gott er war, aber irgend etwas an diesem eindeutig zu gutaussehenden Fremden ging mir gegen den Strich.
    »Das ist nicht nötig, Belgarath«, sagte er in einem Tonfall, der mich noch mehr verärgerte als sein überhebliches Auftreten. »Mein Bruder weiß von meiner Anwesenheit. Bring mich zu seinem Turm.«
    Ich drehte mich um und führte ihn, ohne es zu wagen, ihm zu antworten.
    Als wir den Turm erreicht hatten, schaute mir der Fremde direkt ins Gesicht »Ich will dir einen Rat

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