Ben Driskill - 02 - Gomorrha
Regen vor dem Tor auf Big Ram.
»Innerhalb dieser Mauern, verborgen vor Ihren Augen und vor meinen, wird der Tod von Drew Summerhays chemisch gereinigt, ehe man ihn der Öffentlichkeit präsentiert. Er wird ein Staatsbegräbnis bekommen, Fahnen auf halbmast im ganzen Land, überall Nachrufe auf das Leben dieses Mannes. Doch die Geheimnisse, die seinen Tod umgeben, werden im dunkeln gehalten und in einem der üblichen Vertuschungsmanöver erstickt. Wovor hat man Angst? Wohin würden diese Geheimnisse uns führen? Bereits jetzt gibt es Gerüchte, daß die Polizei sich nicht mit Selbstmord zufriedengibt. Meine Informanten haben mir gesagt, daß an seinen Ärmeln keine Schmauchspuren waren, was heißt, daß er nicht auf den Abzug drückte – ist das wahr? On Deadline berichtet exklusiv! Wir wissen, mit wem Drew Summerhays sich Montag früh im Harvard Club treffen wollte: Mit keinem anderen als seinem Partner in der Kanzlei und Präsident Bonners ältestem Freund, Ben Driskill, der wohl Summerhays’ Stellung als Pate bei Rascomb, Lufkin und Summerhays übernehmen wird. Was geht da zwischen den Zeilen vor? Wurde Drew Summerhays ermordet? Vielleicht erinnern Sie sich, daß ich vor einigen Tagen erklärte, daß an diesem Wochenende über den Wahlkampf Bonners Katastrophen hereinbrechen würden? Offensichtlich konnte ich von dieser schrecklichen Tragödie nichts wissen – aber was kommt noch auf den Wahlkampf Bonners zu? Gemeinsam werden Sie und ich das herausfinden …
Lassen Sie mich gleich jetzt die Frage stellen, die politischen Insidern auf der Zunge liegt. Sie ist einfach: Führt der mysteriöse Tod von Drew Summerhays bis ins Weiße Haus? Zu der in großen Schwierigkeiten steckenden Regierung von Präsident Charles Bonner?
Morgen abend wissen wir mehr … hier … On Deadline mit Arnaldo LaSalle.« Musik, Trommelwirbel, martialische Klänge für die Armee der Zuschauer LaSalles, während LaSalle durch das Tor zu der im Nebel liegenden Villa schaute.
Driskill schlief tief, als das Telefon klingelte. Er riß die Augen auf und sah, wie der Regen über die Fensterscheiben strömte. Er erinnerte sich, daß McDermott im Wohnzimmer schlief, und verspürte keine Lust, ihn nach der Sauftour zu wecken. Beim zweiten Klingeln nahm er den Hörer auf. Vielleicht war es Elizabeth. Auf der Uhr auf dem Nachttisch war es elf, in Los Angeles erst acht. Bei nahe eifrig meldete er sich.
»Bist du das, Ben? Hier ist Charlie.« Er klang, als wollte er ein längeres Gespräch beginnen.
»Ja, ich bin’s, Charlie.«
»Du hast doch noch nicht geschlafen, oder?«
»Nein, selbstverständlich nicht. Ich schlafe nie, wenn mein Land mich braucht.«
»Dir fehlt es an Respekt, Kleiner …«
»Mir fehlt Schlaf, Charlie. Hör mal, wir sind alte Freunde …« Er holte tief Luft. »Vergessen wir den ganzen Scheiß. Warum hast du mir nichts von Hayes Tarlow erzählt? Er war ein Freund von mir – er hat für Bascomb gearbeitet …«
»Was soll mit Hayes Tarlow sein?« Plötzlich klang die Stimme des Präsidenten kühl und distanziert.
»Er ist tot, verdammt tot. Das ist mit Hayes Tarlow los! Was für eine Show versuchst du da abzuziehen? Bin ich der Feind? Warum sollte ich das nicht erfahren? Soll ich ab jetzt draußen in der Kälte stehen?« Sein Mund war trocken. Er wollte Mac nicht wecken, aber er platzte fast vor Wut. Am liebsten hätte er etwas durchs Fenster geworfen.
»Du bist nicht der Feind – sei nicht kindisch! Ich muß jederzeit mit dir rechnen können.«
»Was gibt’s da zu rechnen, wenn ich nichts weiß? Wie gut ist der Rat eines Nichtinformierten, verdammt?«
»Du mußt Geduld haben, Ben. Kann ich offen sein?«
»Das ist deine einzige Chance, das schwöre ich.«
»Okay.« Der Präsident trank noch einen Schluck. Driskill hörte die Eiswürfel im Glas. Bei Charlie zeigte sich jedoch nie eine Wirkung. Niemals. »Das wird dir nicht gefallen …«
»Mir gefällt jetzt schon nichts. Komm zum Punkt.«
»Tatsache ist, daß die Chancen gut stehen, daß du die große Nummer eins bei Bascomb, Lufkin und Summerhays wirst. Und ich muß dir sagen, daß das ein Ganztagsjob ist, und ich sage dir auch, warum. Weil in den letzten Tagen zwei Männer auf mysteriöse Weise gestorben sind: Drew und Hayes Tarlow. Alle wissen, daß Hayes für Drew gearbeitet hat und auch für die Regierung ein Mann für kritische Fälle war. Es gibt Verbindungen zum Weißen Haus, wenn sie tief genug bohren – und das werden sie! Dein Problem bei
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