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Berlin blutrot

Berlin blutrot

Titel: Berlin blutrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: u.a. Sebastian Fitzek
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und Zwitschern nichts weiter als ein lautstarker Kampf um die jeweiligen Hoheits-, Brut-, oder Jagdgebiete. Vögel waren den Menschen doch sehr ähnlich.
    Ada stieg aus. Das Morgenlicht über den Bäumen und ein leichter Dunst, der aus dem Park auf sie zu wehte, erhöhte die unwirkliche Stimmung. Ein leises Knirschen hinter ihr. Sie behielt den Schrottplatz im Auge. Energisch ging Ada auf das Parktor zu, das sicher noch verschlossen war, und hielt nach Pia Freitag Ausschau.
    Neben dem von Rhododendren und Efeu überwucherten Parkgitter lehnte sie sich an einen Baum. Auf diese Weise hatte sie die Straße im Blick, die Kreuzung vor ihr und einen Teil des Autohofs. Niemand in Sicht. Als sie auf die Uhr sah, war es 4.40 Uhr. Die ganze Sache wurde ihr langsam ungemütlich. Eine nicht unerhebliche Energie ging alleine dafür drauf, dass sie sich zwang, sich nicht permanent nach allen Seiten umzusehen. Da näherten sich vom Autohof her Schritte. Ada sah einen Mann, relativ klein, langsam auf sich zu kommen. Das Gesicht war durch die breite Krempe seines Hutes fast ganz verborgen. Plötzlich blieb er stehen und stieß einen heiseren bösen Schrei aus. Ada stellten sich die Nackenhärchen auf. Dann zuckte sein rechter Arm vor. Er zeigte auf sie, während seine unangenehme Fistelstimme kreischte: „Kommst du wohl her?“ Ada bereute, keine Pistole beisich zu tragen.
    Neben ihr krachte es.
    Ein kurz- und krummbeiniges Vieh mit verfettetem Leib trottete ästeknackend aus dem Gebüsch neben Ada auf den Alten zu. Der röchelte, spuckte aus und zog mit dem Köter davon.
    Plötzlich kam Pia Freitag um die Straßenecke links von Ada. Sie ging langsam und sah sich vorsichtig um. Dröhnend raste eine schwere Maschine hinter ihr heran. Ein Kerl in einer schwarz glänzenden Lederjacke mit schwarzem Helm und heruntergelassenem Visier bremste scharf, stellte neben Pia einen kleinen Handkoffer ab und ließ die Maschine losröhren, wie im Traum eines pubertierenden Bengels. Als schwarzer Blitz entschwand die Erscheinung. Zum Beweis der Realität des Ganzen kam Pia schnellen Schrittes mitsamt Köfferchen auf Ada zu. Ihr Gesicht war konzentriert und ernst. Sie hatte Ada noch nicht gesehen. Die stieß sich mit dem Rücken vom Baum ab und wollte ihr gerade zuwinken, als plötzlich ein Typ hinter Pia auftauchte, der einen schwarzen Baseballschläger in der Hand hielt und sich rasch näherte.
    Ada lief los, rannte. Sprang. Währenddessen ein geübter Griff in ihre Haare. Schon hatte sie den Haarschmuck, den Tuaregstab, in der Hand. Der Aufprall des Stabes auf der Schläfe des Typen klang nur wie ein leichtes Plopp. Die Wirkung war bemerkenswert. Der Mann brach zusammen. Er stürzte auf das Pflaster. Wie es aussah, würde er morgen ziemliche Kopfschmerzen haben.
    Pia schnappte nach Luft und zitterte.
    „Alles okay?“, fragte Ada.
    Pia nickte nur, hielt sich mit einer Hand die Kehle, mit der anderen den kleinen Koffer.
    Ada betrachtete die zusammengesunkene Gestalt. Der Mann war vielleicht Ende Dreißig und sehr dünn. Er trug ein dunkles Basecap. Ein paar blonde Strähnen hingen über sein hageres Raubvogelgesicht. Sein langer nackter Hals verstärkte den Aasgeier-Eindruck.
    Die verkrümmte Gestalt war in schwarze Markenjeans und ein dunkles Seidenhemd gekleidet. Ein Typ, der selbst beim Überfall nicht auf edle Klamotten verzichten konnte.
    Schnell durchsuchte sie seine Taschen. Allerdings waren sie bis auf ein fein zusammengefaltetes kariertes Stofftaschentuch leer. Nicht mal ein Monogramm gönnte der Kerl ihr. Ein selbst süchtiger Geizhals – auch in Bezug auf Hinweise.
    „Dann los!“ Ada winkte Pia, sich zu beeilen.
    Pia Freitag spielte mit ihrem Handy. „Moment, eine Mitteilung, ich muss mir schnell etwas notieren und die SMS löschen. Haben Sie mal einen Stift?“
    Cool, Baby, fluchte Ada. Ich darf hier Köpfe einschlagen und Madame hat keinen Schreiber. Zum Glück hatte der Schläger irgendein billiges Werbeteil in der Brusttasche seines Hemdes. Ada reicht es ihr.
    Im Laufschritt erreichten sie das Auto und rasten los.
    Es war schon jetzt ziemlich heiß geworden, und Ada kurbelte ihr Fenster herunter. In einer Toreinfahrt, die mit einem hohen Gitter verschlossen war, hielt sie an. Kein Mensch auf der Straße. Sie schloss das Fenster wieder und verriegelte die Türen. Sie sah sich noch einmal um. Niemand weit und breit.
    „So. Nun mal aufgemacht, das Köfferchen! Wenn jemand Sie schon zusammenschlagen will, wollen wir wenigstens

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