Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille
auch dabei war?“
„Malte?“
Ja, richtig: Malte, so hatte er geheißen.
„Malte … “ Max sah aufmerksam durch die Windschutzscheibe, als müsste er sich ganz auf den Verkehr konzentrieren.
„Was ist mit ihm?“
„Das weiß er wohl selbst nicht so genau.“ Max warf einen Blick in den Rückspiegel, setzte den Winker, ordnete sich in die Spur für Rechtsabbieger ein. „Ich hab ihm mal gesagt, dass er doch nur darauf wartet, endlich das Haus seiner Eltern zu erben.“ Max zog das Steuer herum, gab in der Querstraße wieder Gas. „Du hättest ihn daraufhin hören sollen … aber Malte ist schon okay. Der tut keinem was.“
Eine Zeit lang brausten sie die Straße entlang. „Sie sind also alle irgendwie mit Felix bekannt“, sagte Till schließlich.
Max nickte, die Unterlippe ein wenig vorgeschoben.
„Und … “ Till unterbrach sich. Was war schon dabei? Sie lebten in Berlin, man kannte sich. Na und?
„Und?“ Max grinste und sah zu ihm herüber.
Till schüttelte den Kopf. „Nichts, ich weiß nicht.“
„Was denn? Sag schon.“
„Na … Felix war doch schon damals immer einer, der im Hintergrund irgendwie die Strippen zog, bestimmte Ziele verfolgte … Oder?“ Till fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. „Alles Zufall? Dass er deiner Mutter ausgerechnet das Internat empfiehlt, auf dem er schon Henning und Quentin kennt?“
„Natürlich nicht. Sie sind befreundet. Er ist ein paar Jahre älter, aber trotzdem. Und die beiden haben ihm viel Gutes von Dornstedt erzählt, die Schule ist ja auch gar nicht so schlecht - “
„Nein, Moment, vielleicht ist es das, was ich meine: Wie alt ist Felix?“
„Anfang fünfzig, wieso?“
„Genau. Aber Henning, Quentin, Malte … du - ihr seid viel jünger. Was … ich meine, findest du das nicht erstaunlich?“
Max lachte kurz auf. „Worauf willst du hinaus? Dass da irgendein krummes Ding läuft? Älterer Mann und seine Jungs oder was?“ Er sah kurz zu Till, den Mund spöttisch verzogen. „Felix mag Frauen“ - für einen kurzen Moment kam es Till so vor, als flöge ein Schatten über das Gesicht seines Freundes, „das kannste mir glauben.“
„Na schön, aber was hält euch dann zusammen? Du sagst, ihr seid befreundet - “
Max schüttelte den Kopf, wieder auf die Straße konzentriert. „Ich? Mit Felix? Nein, ich bin nicht mit Felix befreundet. Mit Quentin, ja. Mit Malte, vielleicht. Mit Felix nicht .“
„Aber er ist mit ihnen befreundet, mit Quentin, Henning, mit Malte, das hast du doch selbst gesagt.“
„Ja, klar.“ Max bog ein weiteres Mal ab und verließ die breite Straße, die an langgestreckten Industriebauten vorbeigeführt hatte, um in einen kleineren, kopfsteingepflasterten Weg hineinzufahren. „Stimmt schon, Felix zieht im Hintergrund ein bisschen die Fäden.“
„Und wozu? Ich meine, was will er denn?“
Max brachte den Wagen zum Stehen. „Frag ihn selbst. Er wollte heute auch kommen.“ Er deutete mit dem Zeigefinger auf einen gewaltigen Klinkerbau, der sich vor ihnen erhob. „Der Flaschenturm. Wir sind da.“
Till drehte sich auf seinem Sitz Max zu, der jetzt zurücksetzte, um in eine Parklücke zu fahren. „Nee, sag doch mal“, insistierte er, „hast du eine Ahnung, was Felix vorhat?!“
Max stoppte den Wagen, richtete die dunkelgrünen Gläser seiner Sonnenbrille auf Till. „Hast du Angst, ihn zu fragen, oder was?“
„Na, ich frage eben dich jetzt.“
„Er … Felix ist davon überzeugt, dass … “ Max unterbrach sich, schnaufte lachend. „Du würdest mir ja doch nicht glauben.“ Und damit zog er die Handbremse und stellte den Motor ab.
Till legte den Kopf in den Nacken, um an dem eindrucksvoll proportionierten Fabrikbau der zwanziger oder dreißiger Jahre emporzublicken, vor dem sie gehalten hatten. Hoch oben, im siebten oder achten Stock, konnte er das Geländer einer Terrasse oder eines Balkons erkennen, an dem einige Menschen lehnten.
„Alles aussteigen, Endstation“, hörte er Max‘ gut gelaunte Stimme - stieß die Tür auf und kletterte aus dem Wagen. Erst als sie auf den Flaschenturm zugingen, sah Till, dass das Gebäude unmittelbar an der Spree stand. Eine kühle Brise wehte vom Wasser herüber.
„Schön, oder?“ Max lächelte. „Felix hat sie ihr gekauft.“
„Was?“
„Die Wohnung.“
„Er hat Quentins Freundin eine Wohnung gekauft?“
Max‘ Grinsen wurde noch ein wenig breiter. „Merkwürdig, oder?“
5
„NEIN, nicht was er sagt … glaubt, meint oder will!
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