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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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demütigender, als mit dem Beweis der eigenen Dummheit konfrontiert zu werden; und es ist um so ärgerlicher, wenn man feststellen muß, daß der Beweis die ganze Zeit mit Händen zu greifen war.
    « Herr Six, es wird sich verrückt anhören, ich weiß, aber ich glaube jetzt, daß Ihre Tochter, zumindest bis gestern nachmittag, am Leben war und jetzt im Begriff ist, mit Ihrem Privatsekretär nach London zu fliegen.» Six' Gesicht verdüsterte sich, und einen Augenblick dachte ich, er würde auf mich losgehen. «Worüber, zum Teufel, faseln Sie da, Sie verdammter Narr?» brüllte er. «Was meinen Sie mit (am Leben>? Meine Tochter ist tot und begraben.»
    « Ich nehme an, sie kam unerwartet nach Hause und fand Paul mit seinem Flittchen im Bett, beide blau wie die Veilchen. Grete erschoß beide und rief dann, als ihr klar wurde, was sie getan hatte, die einzige Person an, an die sie glaubte sich wenden zu können - Haupthändler. Er war in sie verliebt. Er hätte alles für sie getan, und das schloß ein, daß er ihr half, den Mord zu vertuschen.»

    Six sank schwer in den Sessel. Er war bleich und zitterte. «Ich glaube es nicht», sagte er. Aber es war offensichtlich, daß er meine Erklärung nur allzu einleuchtend fand.
    «Ich denke, es war seine Idee, die Leichen zu verbrennen und es so aussehen zu lassen, als sei es Ihre Tochter gewesen, die mit ihrem Mann im Bett gestorben war, und nicht seine Geliebte. Er nahm Gretes Trauring und steckte ihn der anderen Frau an. Dann hatte er die brillante Idee, die Diamanten aus dem Safe zu nehmen und einen Einbruch vorzutäuschen. Darum ließ er die Safetür offen. Die Diamanten sollten die Grundlage für ihr neues Leben im Ausland sein. Neues Leben und neue Identitäten. Was Haupthändler jedoch nicht wußte, war, daß am sei ben Abend bereits jemand am Safe gewesen war und ein paar Papiere herausgenommen hatte, die für Sie kompromittierend waren. Dieser Bursche war ein echter Fachmann, ein Schränker, gerade aus dem Gefängnis entlassen. Außerdem ein pingeliger Arbeiter. Nie würde er Sprengstoff benutzen oder bei seinem Abgang eine Safetür offenstehen lassen. So betrunken, wie Paul und Eva waren, haben sie ihn überhaupt nicht gehört, darauf wette ich. Natürlich war er einer der Jungens vom Roten Dieter. Der Rote pflegte alle Ihre gerissenen kleinen Pläne auszuführen, nicht wahr? Solange Görings Mann, von Greis, diese Papiere hatte, war das lediglich unangenehm. Der Ministerpräsident ist ein Pragmatiker. Er konnte die Beweise für Ihre früheren kriminellen Handlungen verwenden, um sicherzugehen, daß Sie ihm behilflich sein und auf die wirtschaftliche Linie der Partei einschwenken würden. Aber als Paul und die Schwarzen Engel die Papiere in die Hände bekamen, war das mehr als unangenehm. Sie wußten, daß Paul Sie vernichten wollte. Sie sahen sich in die Enge getrieben und mußten etwas unternehmen. Also baten Sie, wie gewöhnlich, den Roten Dieter, sich darum zu kümmern.

    Später jedoch, nachdem Paul und das Mädchen tot und die Diamanten aus dem Safe verschwunden waren, dachten Sie, der Mann des Roten Dieter sei ein wenig zu gierig gewesen und habe mehr mitgenommen, als er sollte. Sie kamen zu dem gar nicht so unvernünftigen Schluß, daß er Ihre Tochter getötet hatte, und forderten den Roten Dieter auf, die Sache zu regeln. Dem Roten gelang es, einen der beiden Einbrecher zu töten, den Mann, der den Wagen gefahren hatte; doch den anderen, den Safeknacker, der folglich im Besitz der Papiere und, wie Sie glaubten, der Diamanten war, bekam der Rote nicht zu fassen. Jetzt komme ich ins Spiel. Weil Sie nicht sicher sein konnten, daß es der Rote nicht selber war, der Sie hintergangen hatte, erzählten Sie weder ihm von den Diamanten noch der Polizei.»
    Six nahm die kalte Zigarre aus dem Mundwinkel und legte sie, unangezündet, in den Aschenbecher. Er sah jetzt sehr alt aus.
    «Das muß ich Ihnen lassen », fuhr ich fort, «Sie hatten alles perfekt ausgerechnet: Finde den Mann mit den Diamanten, und du hast den Mann mit den Dokumenten. Und als Sie merkten, daß Helfferich Sie nicht reingelegt hatte, setzten Sie ihn auf mich an. Ich führte ihn zu dem Mann mit den Diamanten und damit, wie Sie glaubten, auch zu den Dokumenten. Genau in diesem Augenblick versuchen Ihre Komplizen von der vermutlich, Herrn und Frau Teichmüller zu überreden, ihnen zu sagen, wo Mutschmann ist. Er ist der Mann, der die Dokumente tatsächlich hat. Und natürlich

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