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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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«Von der Versicherungsgesellschaft.»
    <    «Bruno », sagte ich, «scher dich zum Teufel. Ich arbeite auf Provision.»
    «Sage bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, wenn sie dich ins KZ stecken.»
    «Ich verspreche es. Jetzt pack aus.»
    «Bernie, du hast mehr Versprechungen auf Lager als ein Schuldner, dem der Gerichtsvollzieher auf die Bude rückt.» Er seufzte und schüttelte den Kopf. «Also, ich sage dir, was WIr wIssen.
    Dieser Knabe, Paul Pfarr, war ein Ehrgeizling. Machte sein Jura-Examen 1930, war Referendar an Landgerichten in Stuttgart und Berlin. 1933 tritt dieser ungewöhnliche Märzgefallene der 5A bei, und 1934 ist er Beisitzer am Berliner Polizeigericht und, was das schönste ist, verhandelt Fälle von Polizeikorruption. Im gleichen Jahr rekrutiert ihn die SS, und 1935 kommt er zur Gestapo, Überwachung von Handelsgesellschaften, Wirtschaftsverbänden und natürlich der Deutschen Arbeitsfront. Ende 1935 wird er schon wieder versetzt, diesmal ins Innenministerium, direkt Himmler unterstellt, mit einer eigenen Abteilung, die Fälle von Korruption bei Dienern des Reichs untersucht.»
    «Ich bin überrascht, daß sie Notiz davon nehmen.» «Offenbar beurteilt Himmler die Sache sehr pessimistisch. Paul Pfarr wird jedenfalls beauftragt, sein besonderes Augenmerk auf die DAF zu richten, wo Korruption weit verbreitet ist.»
    « Also war er Himmlers Mann, wie? »
    « Das ist richtig. Und seinem Ex-Chef macht mehr als die Korruption zu schaffen, daß Leute, die für ihn arbeiten, abgemurkst werden. Also stellt der Reichskriminaldirektor vor ein paar Tagen eine Sonderkommission zusammen, die den Fall untersuchen soll. Eine eindrucksvolle Mannschaft:
    Gohrmann, Schild, Jost, Dietz. Wenn du denen ins Gehege kommst, Bernie, wirst du dich nicht länger halten als ein Synagogenfenster. »
    « Haben sie irgendwelche Spuren? »
    « Ich habe bloß läuten hören, daß sie nach einem Mädchen suchen. Scheint so, als hätte Pfarr eine Geliebte gehabt. Kein Name, leider. Nicht nur das, außerdem ist sie verschwunden. »
    « Soll ich dir mal was sagen? Verschwinden ist jetzt die große Mode. Jeder macht sie mit.»
    « Hab ich auch gehört. Dann hoffe ich nur, daß du nicht einer bist, der mit der Mode geht, Bernie.»
    « Ich? Ich muß einer der wenigen Menschen in der Stadt sein, die keine Uniform besitzen. Das ist doch sehr altmodisch, würde ich sagen.»
    Zurück am Alexanderplatz, suchte ich einen Schlosser auf und gab ihm den Abdruck, um mir einen Nachschlüssel zu Jeschonneks Büro anfertigen zu lassen. Ich hatte dem Mann schon mehrere Male Aufträge gegeben, und er stellte nie irgendwelche Fragen. Dann holte ich meine Wäsche ab und ging rauf in mein Büro.
    Ich stand halb in der Tür, als mir ein Sipo-Ausweis unter die Nase gehalten wurde. Im selben Augenblick sah ich die Walther unter der nicht zugeknöpften grauen Flanelljacke des Mannes.

    «Sie müssen der Schnüffler sein», sagte er. «Wir haben auf Sie gewartet, um uns mit Ihnen zu unterhalten.» Er hatte senffarbenes Haar, das ein ehrgeiziger Schafscherer in der Mache gehabt hatte, und eine Nase wie ein Champagnerkorken. Sein Schnurrbart war breiter als der Hutrand eines Mexikaners. Der andere war das Urbild des germanischen Mannes und schien sich seine ausgeprägte Kinnpartie und seine Wangenknochen von einem preußischen Wahlplakat entliehen zu haben. Beide hatten sie kühle, beharrliche Augen, die aussahen wie Muscheln in Salzlake, und einen angeekelten Gesichtsausdruck, als habe jemand gefurzt oder einen besonders geschmacklosen Witz erzählt.
    «Hätt ich das gewußt, wäre ich noch ein bißehen länger im Kino geblieben.» Der Mann mit dem Ausweis und dem geschorenen Haar blickte mich verständnislos an.
    «Dies hier ist Kriminalinspektor Dietz», sagte er.
    Der Mann namens Dietz, den ich für den ranghöheren Beamten hielt, saß auf der Kante meines Schreibtisches, ließ ein Bein baumeln und sah im großen und ganzen unfreundlich aus.
    «Sie werden entschuldigen, wenn ich mein Autogrammalbum nicht raushole», sagte ich und ging in die Ecke beim Fenster, wo Frau Protze stand. Sie schniefte, zog ein Taschentuch aus dem Ärmel ihrer Bluse und schneuzte sich.
    Durch den Stoff sagte sie:
    «Es tut mir leid, Herr Gunther, sie

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