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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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«Hm, in der Regel ist die Identität des Klienten vertraulich. Doch ich sehe, daß Sie ein Mann sind, der es gewohnt ist, Vertraulichkeit zu bewahren.»
    «Sie sind zu freundlich», sagte er.
    «Das Halsband stammt aus Indien und gehört einer Prinzessin, die sich als Gast der Regierung während der Olympiade in Berlin aufhält.» Jeschonnek begann die Stirn zu runzeln, während er meinen Lügen zuhörte. «Ich selbst habe die Prinzessin nicht gesprochen, doch man sagte mir, sie sei das schönste Geschöpf, das Berlin je gesehen habe. Sie wohnt im Hotel Adlon, aus dem das Halsband vor ein paar Tagen gestohlen wurde.»
    « Einer indischen Prinzessin gestohlen, wie? » sagte er und lächelte dünn. « Nun, ich meine, warum hat darüber nichts in den Zeitungen gestanden? Und warum wurde die Polizei nicht hinzugezogen?» Ich nahm einen Schluck Kaffee, um die dramatische Pause zu verlängern.
    « Die Direktion des Adlon ist darum bemüht, einen Skandal zu vermeiden. Es ist noch nicht lange her, als dort der berüchtigte Juwelendieb Faulhaber eine Reihe unglückseliger Raubtaten verübte.»
    «Ja, ich erinnere mich, davon gelesen zu haben.»
    « Es versteht sich von selbst, daß das Halsband versichert ist, doch das ist kaum der springende Punkt, wenn der gute Ruf des Adlon auf dem Spiel steht, wie Sie sicher verstehen werden.»
    « Nun gut, mein Herr, ich werde Sie mit Sicherheit umgehend informieren, falls mir etwas zu Ohren kommt, das Ihnen helfen könnte», sagte J eschonnek und zog eine goldene Taschenuhr heraus. Er warf einen vielsagenden Blick darauf. « Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich muß wirklich wieder an die Arbeit.» Er stand auf und streckte mir seine dickliche Hand entgegen.
    « Danke, daß Sie Zeit für mich hatten», sagte ich. « Ich finde alleine hinaus.»
    « Vielleicht wären Sie so freundlich, den jungen Mann zu bitten, in mein Büro zu kommen, wenn Sie hinausgehen», sagte er.
    «Gewiß.»
    Er hob die Hand zum Hitlergruß. « Heil Hitler», brummelte ich.
    Im Vorzimmer las der blutarme junge Mann eine Illustrierte. Meine Augen hatten die Schlüssel erspäht, bevor ich ihm zu Ende erzählt hatte, daß sein Chef ihn zu sehen wün-

    sche: Sie lagen auf dem Tisch neben dem Telefon. Er knurrte und erhob sich widerwillig von seinem Platz. Ich blieb an der Tür stehen.
    «Oh, haben Sie ein Blatt Papier?»
    Er deutete auf den Block, auf dem die Schlüssel lagen. «Bedienen Sie sich », sagte er und ging in Jeschonneks Büro.
    «Danke, werd ich.» Am Schlüsselring hing ein Schildchen «Büro ». Ich nahm ein Zigarettenetui aus meiner Tasche und öffnete es. In der weichen Oberfläche des Wachses machte ich drei Abdrücke - zwei horizontale und einen vertikalen von jedem Schlüssel. Man könnte vielleicht sagen, es geschah spontan. Ich hatte kaum Zeit gehabt, zu verdauen, was Jeschonnek mir gesagt oder, besser, nicht gesagt hatte. Aber andererseits habe ich dieses Stück Wachs immer bei mir, und es war eine Schande, es nicht zu benutzen, wenn die Gelegenheit so günstig war wie jetzt. Sie wären überrascht, wie oft sich ein Schlüssel, den ich auf diese Weise angefertigt hatte, als nützlich erwies.
    Als ich draußen war, ging ich in eine Telefonzelle und rief das Adlon an. Ich dachte gern an die guten Zeiten im Adlon zurück, und ich hatte dort immer noch eine Menge guter Freunde.
    «Hallo, Hermine», sagte ich. «Hier ist Bernie.» Hermine war eines der Mädchen in der Telefonzentrale.
    «Hallo, Fremdef», sagte sie. «Wir haben dich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.»
    «Ich hab viel um die Ohren», sagte ich.
    «Das hat der Führer auch, aber er schafft's trotzdem, rumzufahren und uns zuzuwinken.»
    <    «Ja? »
    «Wenn ein Mann anruft und dich oder Benita fragt, ob

    eine indische Prinzessin im Hotel wohnt, würdest du dann bitte sagen, das stimme? Und wenn er sie sprechen will, sagen, daß sie keine Gespräche annimmt? »
    «Das ist alles? »
    «Ja.»
    «Hat die Prinzessin einen Namen?»
    «Kennst du die Namen von indischen Mädchen? »
    «Na ja», erwiderte sie. «Ich habe letzte Woche einen Film gesehen, in dem dieses indische Mädchen vorkam. Ihr Name war Muschmi.»
    «Dann nennen wir sie Prinzessin Muschmi. Und vielen Dank, Hermine. Ich werde mich bald bei dir melden.»
    Ich ging ins Restaurant Pschorr, aß

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