Besser schreiben für Dummies (German Edition)
der Text in der gewünschten Form steht, wird man noch ein letztes Mal Hand anlegen, und dann kommt der Moment zu entscheiden: »Jetzt ist es gut.«
Gegenlesen lassen
Gegenlesen lassen heißt, dass Sie den Text, an dem Sie selbst Ihr Bestes getan haben, von einer anderen Person kritisch prüfen lassen. Damit können Sie die eigene Betriebsblindheit ausgleichen; außerdem sehen vier Augen mehr als zwei Augen. Das Gegenlesen kann Texte erheblich verbessern. Allerdings kann es auch schrecklich daneben gehen. Das vermeiden Sie, indem Sie Ihre Verantwortung als Autor wahrnehmen und die richtige Person als Gegenleser wählen.
Wichtige Texte sollten Sie unbedingt von einer geeigneten Person gegenlesen lassen.
Wie man es angeht
Der Autor hat dafür zu sorgen, dass das Gegenlesen zum Erfolg führt. Das macht er, indem er es erstens gründlich vorbereitet und zweitens ebenso gründlich auswertet. Im Einzelnen gehören die folgenden Schritte dazu:
1. Der Autor gibt sich alle Mühe mit dem Text, bevor er ihn aus der Hand gibt.
Mit dem Gegenlesen vergibt der Autor nur die Aufgabe, die er selbst beim besten Willen nicht übernehmen kann: Er holt sich einen frischen Blick auf den Text und eine zweite Meinung. Das Gegenlesen ist nicht dazu da, dem Autor solche Arbeiten abzunehmen, für die er selbst zu bequem ist. Heißt übersetzt: Der Text, der an den Gegenleser geht, ist bereits in bestmöglicher Verfassung.
2. Der Autor erklärt dem Gegenleser den Stand des Textes.
Der Autor sagt dem Gegenleser, was für eine Fassung er zu lesen bekommt: die bestmögliche. Viele Autoren erklären absichtlich etwas anderes: Ihr Text sei ein bloßer Versuch, ein erster Entwurf, eine Beta-Fassung. Das tun sie, um später die Kritik besser wegstecken zu können. Nur führt das beim Gegenleser zu falschen Vorstellungen. »Wenn es nur ein Versuch ist«, denkt er, »dann ist es ja nicht so ernst.« So wird von beiden Seiten das Niveau heruntergeschraubt, und das Ergebnis ist eine Farce. Das ist verschwendete Zeit für beide Seiten. Sagen Sie also lieber, dass Sie Ihr Bestes investiert haben, dann wird auch der Gegenleser sein Bestes geben.
3. Der Autor sagt dem Gegenleser genau, was er gerne hätte.
Je genauer der Auftrag umrissen ist, desto besser kann der Gegenleser ihn erfüllen. Minimum sind Angaben zum Text: an wen er gerichtet ist, worum es geht und welche Absicht der Autor verfolgt. Zusätzlich kann der Autor noch angeben, was ihn bei der Rückmeldung besonders interessiert. Das könnten etwa die Fragen sein, ob der Text sich flüssig liest, ob die Hauptaussage deutlich hervortritt, ob der Aufbau sinnvoll ist oder ob es störende Elemente gibt.
4. Der Autor gibt dem Gegenleser genügend Zeit für seine Aufgabe.
Von jetzt auf gleich und am besten gestern – so kann niemand gegenlesen. Wenn der Gegenleser seine Aufgabe sorgfältig wahrnehmen soll, dann muss er genügend Zeit dafür haben. Diese Zeit muss der Autor ihm einräumen. Also fragt er den Gegenleser, was seinerseits machbar ist. Dann verabreden beide Seiten einen konkreten Termin. Der gibt ihnen die notwendige Planungssicherheit.
5. Der Autor übermittelt den Text so, wie der Gegenleser es gerne hätte.
Papier oder digital, das ist die Frage. Manchmal geht nur das eine oder das andere. Wenn beides geht, sollte der Gegenleser die Wahl haben. Denn je nach Drucker ist der Ausdruck eines umfangreichen Manuskripts ein Zeit- und Kostenfaktor. Auch hier gilt der Grundsatz, dass der Gegenleser so wenig wie möglich belastet werden soll.
6. Der Autor nimmt dem Gegenleser seine Kritik nicht übel.
Der Autor bittet den Gegenleser um seine ehrliche Meinung, und im besten Fall wird er sie kriegen. Da kann es vorkommen, dass ihm manches nicht behagt. Dann ist es für ihn an der Zeit, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass es nicht ums Behagen geht, auch nicht um etwas Persönliches, sondern allein um die Verbesserung des Textes.
7. Der Autor entscheidet Punkt für Punkt, ob er die Kritik umsetzt.
Der Gegenleser wird einiges anstreichen und Bemerkungen hinzufügen. Das sind für den Autor wertvolle Hinweise: Hier gibt es irgendeinen Grund zu stocken. Es werden Stellen dabei sein, die tatsächlich der Verdeutlichung oder der Korrektur bedürfen; an anderen Stellen wiederum mag der Gegenleser es mit Verbesserungsvorschlägen allzu gut gemeint haben. Wie es sich verhält, das muss der Autor für jede einzelne Stelle prüfen.
8. Der Autor übernimmt die volle Verantwortung für das
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