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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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sehen wollen, das weiß ich. Aber einstweilen
müssen wir ihn einfach in Ruhe lassen.« Er drückte sie an sich
und spürte, wie sie tief Luft holte.
»Ich werde es versuchen«, sagte sie. Sie blickte zu ihm auf,
die Augen in Tränen schwimmend. »Aber ich vermisse ihn,
Chuck«, fuhr sie mit kummervoller Stimme fort. »Ich vermisse
ihn so, und er ist erst einen Tag fort.«
Chuck sagte nichts. Plötzlich war er unfähig, zu ihr zu
sprechen oder sie auch nur anzusehen.
    Mark schloß das Buch, in dem er gelesen hatte, und streckte
sich mit geschlossenen Augen auf dem Bett aus. Er hatte sich
nicht recht auf seine Hausaufgaben konzentrieren können und
wußte, daß er denselben Abschnitt morgen abend sicher noch
einmal würde überlesen müssen.
    Aber es war ihm gleich, denn während seine Augen die
Seiten überflogen und die Worte gesehen, aber nicht wirklich
aufgenommen hatten, waren seine Gedanken wieder und
wieder zu den Ereignissen der letzten Nacht und des heutigen
Tages zurückgekehrt.
    Er erinnerte sich der Prügel – erinnerte sich jedes demütigenden Augenblicks. Er hatte von Anfang an keine Chance
gehabt. Und als es endlich vorbei und er im Krankenwagen
unterwegs zum Bezirkskrankenhaus gewesen war, hatte er sich
sterbenselend gefühlt. Und als er heute früh erwacht war, hatte
sich daran nicht viel geändert.
    Aber jetzt, nach den Stunden in der Sportklinik, fühlte er
sich gut. Gewiß, sein Gesicht zeigte noch deutliche Spuren der
Schläge, die er bezogen hatte, aber der Schmerz war verflogen,
und die Verletzungen schienen rasch zu heilen.
    Irgendwann im Laufe des Tages war er zu einer Entscheidung gelangt: Nie wieder würde er sich so zusammenschlagen
lassen, wie es diesmal durch Jeff LaConner geschehen war.
Noch jetzt erbitterte ihn die Erinnerung daran; er ballte die
rechte Hand zur Faust und hieb sie in die offene Linke, daß es
klatschte.
    Aufgeschreckt durch das Geräusch, ließ Chivas ein leises
Knurren hören. Mark richtete sich auf und schwang die Füße
vom Bett.
    »Es wir sich einiges ändern, alter Junge«, murmelte er dem
großen Hund zu und streckte die Hand aus, ihn am Hals zu
kratzen. Chivas legte die Ohren an, winselte leise und entzog
sich der Berührung. Mark runzelte die Stirn. Das Benehmen
des Hundes verdroß ihn, aber dann fiel sein Blick aus dem
Fenster; er bemerkte zum erstenmal den Schnee, vergaß seinen
Ärger und trat ans Fenster.
    Der Schnee lag schon fingerdick auf dem Dach des
Kaninchenstalles, und Mark konnte vom Fenster aus sehen, wie
die kleinen Geschöpfe in einer Ecke des Käfigs zusammengedrängt saßen. »Verdammt!« murmelte er. »Sie werden noch
erfrieren. Komm, Chivas.«
    Er verließ sein Zimmer und lief die Treppe hinunter. Chivas
folgte ihm halbherzig. Erst als er vor der Dielengarderobe stand
und seine Jacke vom Bügel nahm, fiel ihm die hohle Stille im
Haus auf. Er rief nach seiner Mutter, zuckte gleichmütig die
Achseln, als er ohne Antwort blieb. Während er sich die Jacke
anzog, ging er durch Eßzimmer und Küche und öffnete die
Hintertür. Chivas bellte fröhlich. Der kalte Luftschwall, der ihn
von draußen anwehte, schien seine Stimmung augenblicklich
zu verwandeln. Er sprang hinaus und kam jäh zum Stillstand,
als seine Pfoten zum erstenmal in seinem Leben mit der
Eiseskälte von Schnee in Berührung kamen.
    Vorsichtig beschnüffelte er das seltsame weiße Zeug, dann
kam seine Zunge zum Vorschein und leckte versuchsweise an
der nassen, weichen Decke, die den Garten überzog. Er tat
einen Schritt vorwärts, zögerte mit erhobener Vorderpfote, und
sprang dann mit weiten Sätzen hinaus auf die verschneite
Rasenfläche, lief dreimal im Kreis herum und wälzte sich im
Schnee. Wieder auf den Beinen, sauste er zu Mark und legte
sich mit heftig wedelndem Schwanz vor ihn auf den Boden.
Mark grinste ihn an.
    »Das magst du, wie?« sagte er. »Nun, zuerst werden wir uns
um die Kaninchen kümmern, und dann suchen wir deinen
Ball.«
    Chivas verstand sofort den Hinweis auf sein Lieblingsspielzeug, jagte hinaus zum rückwärtigen Zaun und schnüffelte
wild nach einem der zerkauten Tennisbälle, die er im Garten
liegen hatte.
    Mark zog den Reißverschluß seiner Jacke bis zum Kinn
hoch und ging schnell hinaus zum Kaninchenstall. Die Tiere
saßen noch immer zusammengedrängt und schienen
erwartungsvoll zu ihm aufzublicken.
    »Euch ist ein bißchen kalt?« fragte er. »Na, das können wir
beheben, nicht wahr? Natürlich«, fügte er in gespielter Strenge
hinzu,

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