Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
verschwinden, genau wie
Tom und Phyllis Stevens!«
    Es war ein aufs Geratewohl geführter Stoß, aber sie sah, daß
er ins Schwarze traf. Sie schlug unwillkürlich die Hand vor den
Mund, als sie den Ausdruck sah, der in Chucks Augen kam, ein
Ausdruck, in dem sich Erschrecken mit Furcht und Schmerz
vermischte.
    »Sei nicht lächerlich«, entgegnete Chuck, aber seine
kontrollierte Reaktion war zu spät gekommen. Sie stand wie
erstarrt und lauschte den Lügen, die aus seinem Mund kamen.
»Nichts ist mit Tom und Phyllis geschehen. Sie sind in New
York. Tom leitet die Abteilung Touristik, und Phyllis sah ich
vor kaum fünf Monaten bei einer Versammlung in San Marcos.
Sie sieht großartig aus.«
    Charlottes Augen wurden schmal. »Und was ist mit Randy?
Haben sie dir erzählt, wie es ihm geht?« zischte sie ihn an.
»Hast du überhaupt nach ihm gefragt?« Er antwortete nicht
gleich, und ihre Stimme erhob sich zu schrillen Tönen. »Hast
du nach ihm gefragt?« kreischte sie.
    Chuck war auf den Beinen und tat einen Schritt auf sie zu.
»Nein, ich habe nicht gefragt«, fing er an, »aber …«
Charlotte wich vor ihm zurück, dann flog sie herum und lief
aus dem Wohnzimmer. Es war eine Falle! Jetzt wußte sie es.
Das Ganze war eine Falle. Sie mußte hinaus, fort von Chuck
und dem Haus und allem, was geschehen ist. Sie rannte zur
Haustür, nahm sich nicht einmal Zeit, eine Jacke vom
Garderobenhaken zu reißen. Es war unwichtig, denn sie fühlte
nicht einmal die Kälte in der Luft, als sie ins Freie stürzte.
In der Mitte der Straße hielt sie inne, blickte hastig zu den
anderen Häusern im Umkreis. Wer beobachtete sie? Wie viele
von ihnen? Wußten sie, was geschehen war? Waren sie alle ein
Teil der Verschwörung?
Sie begann zu laufen, wacklig auf dem unebenen Straßenpflaster. Sie mußte Hilfe suchen, Zuflucht…
Aber wo?
An wen konnte sie sich wenden? Wem konnte sie
vertrauen?
Elaine Harris. Elaine war ihre Freundin, seit …
Sie gab den Gedanken auf. Elaine war nicht zu trauen – sie
mußte ein Teil davon sein. Wenn Jerry dahintersteckte, mußte
Elaine auch eingeweiht sein.
Dann fiel ihr jemand ein.
Es gab eine Person, die ihr helfen könnte, die sie wenigstens
anhören würde. Mit halberstickten Schluchzern nach Luft
ringend, machte sie kehrt und lief die Straße hinunter.
Mark hatte das Haus gleich nach dem Frühstück verlassen, und
Sharon hatte ihn daran erinnern müssen, seine Kaninchen zu
füttern, wie sie es in dieser Woche jeden Morgen hatte tun
müssen. Er hatte gereizt die Augen verdreht und gemeint,
Kelly solle es tun, aber davon hatte Sharon nichts wissen
wollen. »Es sind deine Kaninchen, Du kannst sie nicht einfach
deiner kleinen Schwester aufladen.« Er hatte geseufzt, war aber
hinausgegangen und hatte die Behälter für Futter und Wasser
aufgefüllt. Es waren nur noch fünf Kaninchen, und als Sharon
beobachtete, wie Mark eilig den Stall säuberte, ging ihr Blick
zu dem kleinen Kreuz, das die Stelle hinter der Garage
markierte, wo sie auf Kellys Drängen das Kaninchen begraben
hatten, das sie vergangenes Wochenende tot im Auslauf des
Stalles gefunden hatten.
Als Kelly am bewußten Samstagmorgen – dem Morgen
nach dem Schneefall – ins Haus gelaufen war und gerufen
hatte, eines der Kaninchen sei erfroren, war Mark hinausgegangen, um nachzusehen. Als er zurückgekehrt war, hatten
Sharon und Blake ihn fragend angesehen, aber er hatte bloß die
Achseln gezuckt, scheinbar unbekümmert. »Sieht so aus, als
wäre er nicht mit den anderen hineingegangen«, hatte er
gesagt. »Ich schaltete gestern nacht die Wärmelampe ein, und
die anderen sind alle gesund und munter. Ich habe ihn in den
Abfalleimer geworfen.«
Kelly, entrüstet über die unwürdige Behandlung des toten
Tieres, hatte auf einer Beerdigung des Kaninchens bestanden,
und so waren sie nach dem Frühstück alle hinaus gezogen und
hatten den kleinen Leichnam in einem Schuhkarton hinter der
Garage begraben. Erst als Kelly fortgegangen war, mit einer
ihrer Freundinnen zu spielen, hatte Sharon den Karton wieder
ausgegraben, durch einen Stein ersetzt und das Kaninchen
wieder in den Abfalleimer getan, damit Chivas nicht in
Versuchung käme, den Kadaver auszugraben, ins Haus zu
bringen und ihr stolz wie ein Kind, das gerade einen Preis
gewonnen hat, vor die Füße zu legen.
Doch als die Woche vergangen und immer deutlicher
geworden war, daß Marks Interesse an den Tieren nachließ,
hatte sie sich Gedanken gemacht, was mit der kleinen Kolonie
geschehen

Weitere Kostenlose Bücher