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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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sie
gerade vor Sharon zurückgeschreckt war. »Ich wußte nicht,
wohin sie gelaufen ist, bin herumgefahren und habe nach ihr
Ausschau gehalten.« Er machte eine Pause, streckte wieder die
Hand nach Charlotte aus. »Liebling, es wird alles in Ordnung
kommen. Ich bin hier und werde mich um dich kümmern.«
»Nein!« Charlotte sprang taumelnd auf und lief fort, bis sie
mit dem Rücken in einem Winkel des Raumes stand und nicht
weiterkonnte. So blieb sie starr stehen. Undeutlich, wie aus
weiter Ferne, konnte sie die Stimme ihres Mannes hören.
»Sie müssen verstehen«, sagte er. »Seit die Schwierigkeiten
mit Jeff anfingen, ist es schlimmer und schlimmer mit ihr
geworden.«
Sie mußte sich zusammenreißen – sie mußte! Er war drauf
und dran, die Leute zu überzeugen, daß sie verrückt sei, und
wenn das geschah …
Sie atmete tief durch, dann noch einmal. Sie blieb still
stehen, dann zwang sie sich, die Hände ruhig an den Seiten zu
lassen und wandte sich den drei Personen zu, die sie
beobachteten. Obwohl jede ihrer überreizten Nervenfasern
verlangte, daß sie sich wieder abwandte und der Panik
nachgab, die in ihr aufkam, durfte sie es nicht tun. Sie
schluckte, ihre Kehle von dem Klumpen zu befreien, der ihr
den Atem abzudrücken drohte, dann holte sie wieder Luft.
»Es ist schon in Ordnung«, sagte sie und hoffte, daß ihre
Stimme sie jetzt nicht verriet. »Ich war bloß … nun, es war
eine furchtbare Woche für mich, und ich glaube, ich verlor
einfach die Nerven.«
Ihr Blick suchte Chuck, bat ihn, nichts mehr zu sagen. Wenn
er den Blick verstand, ließ er ihn unbeachtet. »Es ist die
Anspannung der letzten Woche«, sagte er und tauschte einen
Blick mit Blake. »Sie kennen die Situation. Jeff ist in Isolation
und …« Er brach ab, und sein Blick ging von den Tanners zu
seiner Frau. »Und ich fürchte, Charlotte hat angefangen, sich
Dinge einzubilden.« Er ging,durch den Raum und nahm seine
Frau bei der Hand. »Komm mit, Liebling«, sagte er in
beschwichtigendem Ton. »Laß uns heimfahren, dann kannst du
dich ausruhen.«
Als sie gegangen waren, herrschte lange eine unbehagliche
Stille. Sie wurde schließlich von Blake gebrochen, der
bekümmert den Kopf schüttelte. »Ich habe die ganze Woche
daran denken müssen«, sagte er. »Irgendwas muß in Jeffs Kopf
zerbrochen sein.« Er fuhr mit der Zunge über die Unterlippe.
»Und nach diesem Erlebnis scheint es mir ziemlich offensichtlich zu sein, woher er die Labilität hat, nicht?«
Sharon sagte nichts, denn während Chuck LaConner zu
erklären versucht hatte, was mit seiner Frau geschah, hatten
ihre Augen Charlottes gesucht.
Und in Charlottes Augen hatte sie eine deutliche Botschaft
gelesen.
Glauben Sie ihm nicht. Bitte … glauben Sie ihm nicht.
    Mark Tanner und Linda Harris kamen aus den Hügeln über
Silverdale herab. Sie waren eine Stunde unterwegs gewesen,
und obwohl Mark seine Kamera mitgenommen hatte, hatte er
bislang noch kein einziges Bild aufgenommen. Selbst als ein
stattlicher Hirsch mit ausladendem Geweih aus einem
Espenbestand getreten war und mit sichernd erhobenem Kopf
eine Weile bewegungslos zu ihnen herübergesehen hatte, war
es Mark nicht in den Sinn gekommen, das Bild einzufangen.
    »Was ist los mit dir?« fragte Linda schließlich, als der
Hirsch nach fast zwei Minuten Witterung bekommen hatte und
mit langen Sätzen die Flucht ergriffen hatte. Chivas war, als
Mark ihn von der Leine gelassen hatte, dem Hirsch ein Stück
nachgejagt, hatte aber bald aufgegeben und sich wieder ihnen
angeschlossen, als sie den Rückweg zur Stadt antraten. »Ich
dachte, das Fotografieren macht dir Freude?«
    Mark hob die Schultern. »So war es immer«, sagte er »Aber
ich weiß nicht – in letzter Zeit kommt mir das Fotografieren
genauso vor wie alles andere, was ich immer gemacht habe.«
Er verstummte, suchte nach den Worten, Linda zu erklären,
was mit ihm geschah. »Aufnahmen zu machen, ist wie draußen
stehen und zuschauen«, fuhr er fort. »Und ich habe es satt,
immer mit dem Gefühl herumzulaufen, außerhalb von allem zu
sein.«
    Linda sah ihn von der Seite an. Seit er verprügelt worden
war, schien er verändert, bisher aber hatte er nicht darüber
sprechen wollen. Tatsächlich hatte sie ihn die ganze Woche
kaum gesehen; dreimal hatte sie nach der Schule zu Übungen
gehen müssen, und die anderen zwei Tage war Mark im
Sportzentrum gewesen, um seine Verabredungen mit Dr. Ames
einzuhalten.
    »Du meinst, beim Sport?« fragte sie so beiläufig wie
möglich. Zu

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