Bestrafe mich
du dich darauf verlässt, dass ich dein
grenzenloses Vertrauen nicht missbrauche.“
„Okay, ich verstehe.“
Er erhob sich und fuhr sich mit der Bürste durch die eigenen Haare. „Ganz
abgesehen davon, dass Jenna mir die Eier abreißen würde, wenn ich dir eine Strieme
verpasse.“
Erst als Raven gegangen war, wurde Eileen bewusst, dass der Lord in ihrer
Unterhaltung keinerlei Rolle gespielt hatte. Es war nur um das gegangen, was Raven
wollte. Ob es doch eine Möglichkeit für sie gab, Ravens Sklavin zu werden?
Eileen ließ den Tag mit einem Bad im Whirlpool ausklingen. Als sie im warmen,
blubbernden Wasser lag, registrierte sie zum ersten Mal, dass an der Wand über der
Wanne eine Fernbedienung in einer Halterung steckte. Bisher hatte sie ihre Umgebung
nur mit einem Tunnelblick wahrgenommen. Sie streckte den Arm aus und fischte das
Teil aus der Halterung. Es sah wirklich aus wie eine Fernbedienung. Oder war es ein
Handy ohne Display? Ein Haustelefon vielleicht? Sie drückte probehalber die größte
Taste. Ein Surren setzte ein, und ihr gegenüber glitt ein Stück Wand zwischen der
Duschkabine und dem Waschbecken zur Seite. Ein geheimer Zugang? Eine verstecke
Folterkammer? Angstvoll beobachtete sie die Lücke, die sich auftat.
Als das Wandstück sich komplett geöffnet hatte, musste sie über ihre völlig
überzogenen Spekulationen lachen: hinter der Schiebewand befand sich nichts weiter
als ein Fernseher mit einem riesigen Flachbildschirm. Sie drückte auf die Taste „1“
und sah sich einem überlebensgroßen Nachrichtensprecher gegenüber. Es war, als
hätte das ganz gewöhnliche Leben außerhalb dieser Mauern seit ihrer Ankunft still
gestanden und lief erst jetzt weiter. Sie zappte durch sämtliche Programme, konnte
sich aber für nichts wirklich interessieren. Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu
Raven zurück, er beherrschte ihr gesamtes Denken und Fühlen.
Wohlig müde vom heißen Wasser trocknete Eileen sich nur notdürftig ab und legte
sich schlafen, zumindest versuchte sie es, aber die Sehnsucht nach Raven hielt sie
wach. Ob er in dem Raum nebenan war, von dem aus er sie beobachten konnte?
Vielleicht saß er gerade da und zeichnete sie, wie sie sich im Mondlicht auf dem
Laken rekelte. Wenn das so war, sollte sie ihn wissen lassen, dass sie ihn brauchte. Sie
stand wieder auf, knipste das Deckenlicht an und machte sich auf die Suche nach
Papier und Stift, fand aber nichts. Schließlich behalf sie sich mit Toilettenpapier und
einem Eyeliner. „Du fehlst mir“ schrieb sie, dann ging sie zu dem Blatt, das sich
hochklappen ließ. Es war tatsächlich hochgeschoben. Sie war sicher, sie hatte es
heruntergeklappt. Sie hielt das Toilettenpapier in zwei Meter Abstand vor das Loch in
der Wand und hoffte, dass er es lesen konnte, falls er gerade durchsah.
„Sich verlieben ist ein bisschen so, als würde man den Verstand verlieren“, hatte ihre
Mutter, nie um eine Weisheit verlegen, einmal gesagt, und sich sofort korrigiert:
„Nein, sich Verlieben ist exakt so, als würde man den Verstand verlieren“
Eileen schüttelte den Kopf über sich selbst, knüllte das Klopapier zusammen, löschte
das Licht und legte sich wieder hin. Sie war gerade am Wegdämmern, da hörte sie
etwas. Sie wusste sofort, dass es Raven war, der da katzengleich über den weichen
Teppich schlich, sich von hinten an sie schmiegte und die Decke über sie beide zog.
Sofort fühlte sich Eileen in Geborgenheit gehüllt, fühlte ihre Muskeln weich werden,
ihre Haut warm, ihre Gedanken leise. Er vergrub seine Nase in ihrem Haar, streichelte
ihren Oberarm und küsste ihre Schulter. Eileen wollte etwas sagen, doch erschöpft von
dem aufregenden Tag brachte sie nur ein leises Gurren zustande, dann war sie bereits
eingeschlafen.
Kapitel 14
Kaffeeduft erfüllte den Raum, als Eileen am Sonntagmorgen aufwachte. Sie drehte
sich um, tastete nach Raven und fand nur die kühle Leere des Lakens. Sie gestattete
sich ein Quieken, ein Laut, den sie morgens nur machte, wenn sie sicher war, das
niemand sie hören konnte. Sich wachquieken, das hatte etwas. Sie reckte und streckte
sich und ließ akustisch noch ein bisschen „die Sau raus“, dann öffnete sie die Augen.
Raven war tatsächlich fort, wahrscheinlich um sich für seinen Arbeitstag – falls man
dabei überhaupt von Arbeit sprechen konnte – fertig zu machen. Dafür stand ein
Servierwagen neben dem Bett. Ihr Frühstück, das sie heute anscheinend ganz allein
einnehmen musste. Sie machte auch
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