Bestrafe mich
Teetasse,
stopfte sich ein Kissen in den Nacken und versuchte ihre Gedanken zu sortieren.
Was empfand Raven für sie? Dass er etwas empfand, war klar, aber entsprach es
wenigstens ansatzweise ihren Gefühlen, die so groß und tief und rein waren? War es
genug, um dieses Wochenende zum Startpunkt für eine echte Beziehung zu machen?
Würde er sie weiterhin mit dem Lord teilen, oder vielmehr der Lord sie mit Raven?
Welche Rolle spielte die Skulptur, die Leo von ihr anfertigen sollte? Der Lord war
anscheinend in Jenna vernarrt, warum hatte er nicht eine Skulptur von ihr in Auftrag
gegeben, samt Nippelpiercing und tätowierter Schamlippe? Eine spannendere Vorlage
war kaum denkbar. Oder spekulierte der Lord darauf, dass Eileen eines Tages als
Model so berühmt wurde, dass eine Skulptur von ihr sehr viel wert war?
Sie sollte sich lieber auf das konzentrieren, was ihr unmittelbar bevorstand. Sie hatte
nur sehr dürftige Informationen, und die beunruhigten sie. Von Eis war die Rede
gewesen, von einem „coolen Plan“. Und Jenna hatte dafür ihre Länge von den
Fingerspitzen bis zu den Zehen messen müssen. Sehr mysteriös und auch
beängstigend, denn Eileen hatte ein echtes Problem mit Kälte. Raven würde sie doch
nicht in eine Wanne voller Eis legen? Und warum fand die ganze Aktion am Teich
statt? Und was hatte das damit zu tun, dass er sie dabei lecken wollte?
Es wäre mir tausend Mal lieber, wieder ausgepeitscht zu werden. Genau genommen
sehne ich mich regelrecht danach. Nachdem ich erlebt habe, wie es ist, selbst die
Peitsche zu führen, möchte ich wieder zurück in meine Sklavinnenrolle und sehen, ob
sich gefühlsmäßig etwas für mich verändert hat. Ich möchte wieder diese süße
Hilflosigkeit fühlen, diese heftige Lust, die nach mehr verlangt und es zugleich
fürchtet. Nach dem zärtlichen Moment mit Raven will ich wieder seine Grausamkeit
spüren. Ich will mich seiner Willkür noch kompromissloser anvertrauen.
Das Warten zog sich hin und machte Eileen unruhig. Sie versuchte ebenfalls ein
wenig zu schlummern, aber sie konnte nicht abschalten. Plötzlich tönte die
Wassermusik von Händel durch den Raum. Es dauerte ein paar Sekunden, bevor
Eileen darauf kam, dass das Handy die Geräuschquelle war. Sie schob Jenna von
ihrem Schoß und ging auf etwas unsicheren, da teilweise eingeschlafenen Beinen, zum
Schminktisch, auf dem Jenna es hingelegt hatte.
„Ja“, meldete sie sich.
„Wir sind soweit. Kommt bitte zum Teich.“
„Ja, Sir.“ Sie hoffte, dass der Lord das Zittern in ihrer Stimme nicht gehört hatte,
denn sie schämte sich für die Angst, die in diesem Moment von ihr Besitz ergriffen
hatte: dass das, was geschah, ihre Liebe zu Raven auf eine harte Probe stellen würde.
Woher die Angst kam, konnte sie nicht sagen. Alles bisher war auf die eine oder
andere Weise eine Grenzerfahrung gewesen. Es war erst wenige Stunden her, da hatte
sie Raven wütend geohrfeigt.
„Jenna?“
„Hm“, kam es verschlafen vom Bett.
„Du musst mir etwas versprechen. Bitte pass heute Abend wirklich richtig gut auf
mich auf.“
Sie befürchtete, Jenna würde so flapsig und verspielt reagieren wie immer, aber
diesmal schien sie den Ernst der Lage zu begreifen. Mit zwei Schritten war sie bei
Eileen und streichelte ihre Wange. „Ach Süße, du machst dich völlig unnötig verrückt.
Das hier ist kein Test, in dem du dich beweisen musst. Es gibt keine Erwartungen, die
du erfüllen musst. Sieh das Spielerische in all dem.“
„Dazu ist es mir zu ernst mit Raven. Ich liebe ihn.“ Jetzt, wo sie es laut
ausgesprochen hatte, erschien es ihr ganz ungeheuerlich, dass sie es Raven nicht längst
gesagt hatte. Vorhin, als sie sich nach seiner Bestrafung unterhalten hatten, wäre eine
perfekte Gelegenheit gewesen.
„Wenn das so ist“, sagte Jenna, „werde ich sehr, sehr gut auf dich aufpassen, und
zwar nicht nur auf deinen Körper. Betrachte mich als die beste moralische Stütze, die
du dir wünschen kannst.“
Sie gingen beide noch mal ins Bad, dann machten sie sich auf den Weg.
„Weißt du“, gestand Eileen, „ich wurde von den Gefühlen völlig überrannt. Ich bin
hierher gekommen, weil ich wissen wollte, ob ich Lust an der Unterwerfung habe, und
dann verliebe ich mich ohne Vorwarnung so heftig, dass meine ganze Seele in
Flammen steht.“
Jenna hakte sich unter. „Was soll ich da erst sagen? Ich bin hierher gekommen, um
einer Frau beizustehen, die wissen will, ob sie Lust an der Unterwerfung hat, und dann
verliebe
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