Bettler 03 - Bettlers Ritt
Computerausdruck, und als ihr Bauch zum Vorschein kam, sah Jackson, daß sie hochschwanger war.
»Gib acht!« wiederholte Diana/Vicki.
Als die Zehen des Mädchens den Gabelstapler berührten, begann er, von der Wand wegzufahren. Kein anderes Gerät in der Halle nahm seine Tätigkeit wieder auf.
Cazie sprang auf den Stapler zu und versuchte, ihn zurückzuschieben, und nach einem kurzen Moment des Schreckens stürzten auch die anderen beiden hinzu. Aber es war zu spät. Der Stapler rollte weiter und kehrte zu seinen sinnlosen Tätigkeiten zurück, als ob die Menschen gar nicht da wären. Das Mädchen schrie auf und fiel auf den SchaumSteinboden.
Sie landete auf dem rechten Arm. Jackson ließ sich neben ihr auf die Knie fallen und zwang sie stillzuliegen. Seine Stimme klang ruhig und sachlich. »Cazie, hol meine Tasche aus dem Wagen. Schnell.«
Sie lief sofort hinaus. Jackson sagte: »Beweg dich nicht. Ich bin Arzt.«
»Mein Arm!« jammerte das Mädchen und begann zu weinen.
Jackson prüfte ihre Pupillenreaktion: beide Pupillen rund, gleiche Größe, gleiche Reaktion auf Licht. Er nahm nicht an, daß ihr Kopf einen Schlag abbekommen hatte. Bei der Armverletzung handelte es sich um einen komplizierten offenen Speichenbruch; der Knochen ragte weiß aus ihrer dunklen Haut.
»Tut mir weh, der…«
»Bleib nur ruhig liegen, es wird schon wieder«, sagte Jackson zuversichtlicher, als er sich fühlte. Er legte eine Hand auf ihren Bauch. Der Fötus strampelte dagegen, und Jackson seufzte erleichtert.
Cazie kam mit seiner Tasche zurück, und Jackson klebte dem Mädchen ein schmerzstillendes Pflaster auf den Hals. Sofort entspannten sich ihre verzerrten Gesichtszüge. Das Pflaster bestand aus einem starken Gemisch aus Mitteln zur Blockierung schmerzleitender Nervenbahnen, Endorphinen und der höchsten gesetzlich erlaubten Dosis von Stimulatoren des Lustzentrums. Lizzie begann zu grinsen wie ein Idiot.
Er tastete ihren Arm ab und bat sie, eine Reihe von Schulterbewegungen auszuführen. Das war ihr möglich. Ihre anderen Gliedmaßen waren unverletzt geblieben. Danach untersuchte er Nacken, Rückgrat und innere Organe mit dem Bioscanner: keine Schäden. Das tragbare Traumagerät stellte den Bruch bildlich dar, richtete die beiden Enden ein und besprühte den Arm vom Ellbogen bis zum Handgelenk und als Verankerung weiter zwischen zwei Fingern hindurch mit InstaGips. Jackson richtete sich auf.
Das war es. Der Gips, der Zellreiniger und der Körper des jungen Mädchens würden den Rest besorgen.
»Lizzie…«, sagte Diana/Vicki, und erst jetzt erinnerte sich Jackson wieder an ihre Anwesenheit. Er sah sie an; er hatte keine Ahnung, wie die beiden zueinander standen, aber das Gesicht der Frau verriet Zuneigung und nackte Angst. Das verursachte ihm einen kleinen Schock: konnte es sein, daß das Mädchen ihre Tochter war? Eine Nutzerin ohne GenMods? Aus einer Zeit vor der Umstellung? Es erschien ihm nicht sehr wahrscheinlich.
»Lizzie, bist du okay?«
»Natürlich ist sie nicht okay! Ihr Arm ist gebrochen!« warf Cazie bissig ein, und zwar im selben Moment, als Jackson mit professionell beschwichtigendem Tonfall sagte: »Wir haben alles unter Kontrolle.«
Diana/Vicki bedachte sie beide mit einem Blick eisiger Verachtung. »Lizzie? Liebes?«
»Diana, Liebes«, ätzte Cazie spöttisch, »Sie haben eine Menge zu erklären! Aus den amtlichen Personenregistern geht hervor, daß Sie Ihren Namen auf Victoria Turner geändert haben. Dort steht aber nichts davon, was Sie bewogen haben könnte, in meine Fabrik einzusteigen!«
Vicki, die neben dem leicht betäubt wirkenden Mädchen kniete, stand auf und starrte Cazie ins Gesicht. Vicki war größer und älter als Cazie und sah in ihrem halb zerfressenen Nutzerhemdchen und mit ihrem kurz geschnittenen, zerrauften Haar ziemlich wild aus. Ihre Kiefer bewegten sich, und Jackson hatte plötzlich den Eindruck, daß diese Frau in ihrem Leben schon Situationen begegnet war, deren Bedrohlichkeit sich seiner Vorstellungskraft entzog. In der Art, wie sie die Brauen hob, als sie sich mit Cazie maß, lag eine gefährliche Übellaunigkeit.
Es sah so aus, als würden zwei ebenbürtige Gegner gegeneinander antreten, fand Jackson.
»Was mich bewogen hat, in Ihre Fabrik einzusteigen«, erklärte Vicki langsam und deutlich, »ist die Sorge, daß ein ganzer Stamm in diesem Winter erfrieren könnte! Aber ich erwarte nicht, daß Sie das kratzt.«
»Sie haben keine Ahnung davon, was mich kratzt und was
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