Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Schweißperlen von der Stirn. Ihre Unruhe steigerte sich weiter. Detektivarbeit war weitaus gefährlicher, als sie es sich je hätte träumen lassen. Von Hart oder Bragg war bislang keine Spur zu entdecken gewesen, sodass sie davon ausgehen musste, ganz auf sich allein gestellt zu sein. Wenigstens war sie bewaffnet und darauf gefasst, dass Solange Böses im Schilde führte.
Eine elegante, in Königsblau gekleidete Frau näherte sich ihr in dem Gang, der vom Eingang in der achtzehnten Straße zu ihr führte. Francesca versteifte sich; diese Frau entsprach von der Statur und Haarfarbe her Solange. Erst als sie ihr Gesicht besser erkennen konnte, sah sie, dass es sich um jemand anders handelte.
Im gleichen Moment spürte sie, dass ihr jemand auf die Schulter tippte, und sie drehte sich erschrocken und hastig um.
„Hallo, Francesca.“ Eine schmale dunkelhaarige Frau stand vor ihr. Mary Randall. „Was für ein Zufall, Sie hier zu treffen.“
Francesca sah sich um, doch Marys Bruder Bill war nirgends zu sehen.
Mary lachte ausgelassen, während pure Boshaftigkeit in ihren Augen tanzte. „Er ist nicht hier. Wir beide sind ganz allein … Miststück!“ Dabei richtete sie eine handliche Smith & Wesson auf Francescas Herz.
Einen Moment lang konnte sie sich vor Schreck nicht rühren.
„Habe ich Sie etwa sprachlos gemacht?“ Wieder lachte sie amüsiert.
Sie überwand den ersten Schreck und überlegte, wie sie entkommen konnte. Überall waren Kundinnen unterwegs, doch wenn sie um Hilfe rief, würde Mary ihr zweifellos eine Kugel ins Herz jagen. Deren gehässiges Grinsen sprach ebenso Bände wie die Glut, die in ihren Augen brannte.
Dennoch gelang es Francesca, in ruhigem Tonfall zu reden. „Mary, ich bin gerne bereit, mit Ihnen zu reden, aber Sie müssen schon die Waffe wegstecken. Sie lenken die Aufmerksamkeit der Leute auf uns.“
Mary grinste höhnisch. „Ich mag ja verrückt sein, aber ich bin nicht dumm, Francesca! Natürlich werde ich die Waffe nicht wegstecken! Und natürlich werden die Leute auf uns aufmerksam … und zwar, wenn ich Sie erschieße, Sie verlogenes, falsches Biest! Sie wissen, wozu ich fähig bin.“
Ihr war klar, dass sie mit Mary nicht über die gemeinsame Vergangenheit reden durfte; immerhin war Francesca diejenige gewesen, die ihr den Mord an Paul Randall nachgewiesen und sie hinter Gitter gebracht hatte. Sie zwang sich zur Ruhe und fragte: „Woher wussten Sie, dass Sie mich herlocken können, wenn Sie sich als Solange Marceaux ausgeben?“
„Ich habe gelernt, wann man wen bestechen muss, um ans Ziel zu kommen, Francesca. Was glauben Sie denn, wie ich aus dem Bellevue entwischen konnte? Sie haben meine Familie zerstört, aber Bill weiß immer noch Mittel und Wege. Er hätte mich niemals in einem Irrenhaus verrotten lassen!“
„Ihr Bruder liebt Sie sehr“, stellte Francesca fest und versuchte, ihr wie wild hämmerndes Herz unter Kontrolle zu bringen. Ein Schweißtropfen lief ihr über die Schläfe, doch sie versuchte gar nicht erst, ihn wegzuwischen.
„Ach, hören Sie mit diesem Gerede auf! Sie haben Erkundigungen über Bill eingeholt, und offenbar auch über Solange Marceaux. Wir können auch Nachforschungen anstellen, Francesca.“ Ihre Augen leuchteten in einem fanatischen Licht, während sie grinsend hinzufügte: „Ich glaube, jetzt stehen Sie vor einem ebenbürtigen Gegner.“
Francesca benetzte ihre Lippen. „Ich habe heute Nachmittag Ihren Bruder gesehen. Er ist sehr wütend, und ich kann es ihm nicht einmal verübeln. Aber mehr Gewalt ist keine Lösung. Das mit Ihrer Mutter tut mir sehr leid, aber wussten Sie, dass sie im Herbst entlassen wird?“
„Halten Sie den Mund!“ Mary hielt ihr den Lauf der Waffe auf die Brust und drückte ab.
Francescas Herz blieb einen Moment lang stehen, jedoch geschah weiter nichts. Sie fürchtete, jeden Augenblick ohnmächtig zu werden. Kalter Schweiß lief ihr über den Rücken.
„Das nennt man russisches Roulette, Francesca. Nicht mal ich weiß, in welcher Kammer die Patrone steckt.“ Sie lachte. „Sie hätten Ihr Gesicht sehen müssen! Einfach köstlich!“
Ihr war schwindlig, und sie hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Mary hatte nur eine Patrone, aber befand die sich vielleicht schon in der nächsten Kammer? Es war offensichtlich, dass es dieser Frau nichts ausmachte, sie hier mitten im Kaufhaus zu ermorden. „Mary! Die Polizei wird jeden Moment hier auftauchen! Stecken Sie die Waffe weg.“
„Ich glaube Ihnen
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