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Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Titel: Bevor du stirbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe , Åsa Träff
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die Sonne sein Gesicht wärmt. Dass die Zukunft schon begonnen habe.
    »Raus! Sofort!« Der Waldschrat schrie so laut, dass seine Stimme brach, ins Falsett umschlug.
    Wortlos verließen sie den Biologiesaal, einer nach dem anderen. Zuerst Mikael, dann Anders, Stefan und zuletzt Ulrik.

Stockholm 2010

In der Praxis ist alles still. Ich hatte vier Termine an diesem Tag, habe zugehört, Kleenex verteilt und unzählige Sterne und Blümchen in meinen Notizblock gekritzelt. Vor mir steht der Karton. Es ist ein ganz normaler brauner Pappkarton. Vorsichtig nehme ich das T-Shirt mit dem The Smiths -Aufdruck heraus, bohre die Nase in den weichen Stoff und atme tief ein. Noch immer keine Spur von Stefans Duft. Nur der vertraute Geruch von Staub und Schimmel.
    Ich gehe zum Schreibtisch. Nehme die Zeitlinie mit den Notizen über Stefans Begegnungen mit Anders und den Bildern von Ulrik, Anders, Stefan und Micke in die Hand. Ich stelle fest, dass ich solide Arbeit geleistet habe. Markus wäre stolz auf mich. Oder vielleicht auch nicht.
    Vorsichtig falte ich die Zeitlinie zusammen. Lege auch sie in den Karton.
    Das ist kindisch. Ich sehe es ein. Aber ich habe vor, den Karton im Garten zu begraben, wie ein totes Haustier. Ich betrachte es als eine symbolische Handlung. Ich lasse die Vergangenheit los und akzeptiere das Leben so, wie es ist, hier und jetzt.
    Ein zaghaftes Klopfen. Ich fahre mit der Hand durch meine kurzen Haare und schaue auf. Ainas Gesicht erscheint in der Türöffnung. Sie sieht bleich aus, hat verkrustete Risse im Mundwinkel.
    »Kann ich reinkommen?«
    Ich stehe auf. Wische mir den Staub von der Jeans.
    »Sicher. Alles in Ordnung?«
    Langsam schüttelt sie den Kopf. Lässt sich in meinen Sessel sinken.
    »Nein, wenn ich ehrlich sein soll, dann nicht.«
    »Und?«
    Sie zuckt mit den Schultern. Sammelt ihre langen blonden Haare zu einem Dutt und wickelt ein Gummiband darum.
    »Gestern war die neue Untersuchung. Die Antwort soll in einer Woche kommen. Aber ich kenne sie schon.«
    Ich verziehe den Mund ein wenig. Kann mir das nicht verkneifen. Aina kann manchmal so dramatisch sein.
    »Bitte, Liebes. Das kannst du nicht wissen.«
    »Doch«, sagt sie und richtet ihre blassgrauen Augen auf mich. »Ich spüre es. Mein ganzer Körper spürt es.«
    Das Zimmer wirkt plötzlich unerklärlich kalt, und mir schaudert. Wie kann sie das wissen? Natürlich kann sie das nicht.
    »Weißt du noch«, fange ich an. »Wie Vijay immer ganz sicher war, dass er das Examen vermasselt hatte? Und das hat er allen erzählt, die ihm zuhören mochten. Er schien zu glauben, seine übertrieben negative Haltung könnte den Schlag mildern, falls er – aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz – wirklich durchgefallen wäre. Verstehst du, was ich meine?«
    »Das schon, aber das ist nicht dasselbe«, murmelt Aina dickköpfig.
    »Ich glaube, das ist genau dasselbe.«
    »Nein«, sagt sie energisch. »Das hier ist etwas anderes. Ich spüre im ganzen Körper, dass etwas nicht stimmt. Ich bin die ganze Zeit müde. Es ist … etwas, das nicht stimmt. Ich kann das nicht erklären. Warum glaubst du mir nicht? Verstehst du, was ich meine?«
    »Natürlich glaube ich dir. Ich sage nur, dass es vielleicht andere Erklärungen dafür gibt, dass du so empfindest.«
    Aina schnaubt und zupft an einer Kruste in ihrem Mundwinkel herum.
    »Hör jetzt auf mit der Psychokacke, bitte.«
    »Also, wie war dein Date?« Ich versuche, unser Gespräch in andere Bahnen zu lenken.
    Sie seufzt tief.
    »Er war nicht interessant.«
    Schweigen.
    »Und hast du gevögelt?«
    Sie schaut mich an, als ob ich den Verstand verloren hätte.
    »Klar hab ich gevögelt. Was hast du denn gedacht?«
    Markus ist zufrieden. Er streichelt den Karton wie ein braves kleines Kind, das gerade sein Zimmer aufgeräumt hat. Küsst mich liebevoll auf die Wange.
    »Verdammt, ist das schön. Ich hatte schon gedacht, du würdest diese Geschichte nie mehr loslassen. Aber vielleicht war es gut für dich, das eine Weile zu versuchen. Die Privatdetektivin zu spielen. Du kannst jetzt vielleicht leichter weitergehen, wo du weißt, dass es keine Geheimnisse zu entdecken gibt.«
    Ich schaue in meine Plastiktüte. Kann seinen Blick nicht erwidern, wenn er mit mir redet wie mit einem Kind. Langsam fülle ich den Kühlschrank mit Milch, Butter, Eiern und Gemüse.
    »Du«, er bohrt die Nase in meinen Nacken und zupft liebevoll an meinem Hals. Seine Hände, die meine Taille streicheln, wandern nach oben, legen sich auf meine

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