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Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Titel: Bevor du stirbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe , Åsa Träff
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Nacka.
    Als ich höre, wie Markus den Schlüssel ins Türschloss schiebt, fasse ich einen Entschluss. Ich werde nicht lügen. Ich werde die Wahrheit sagen. Es wird ihm nicht gefallen, aber das ist besser, als unser Leben auf Lügen aufzubauen.
    Als er hereinkommt, sitze ich mit der Zeitlinie auf dem Flickenteppich. Sein Blick, erst beunruhigt, dann verärgert, nagelt mich fest.
    »Was machst du da?«
    Ich kann nicht antworten, sitze nur stumm da, und Tränen laufen mir über die Wangen.
    »Sie ist tot«, bringe ich heraus. »Anna Kantsow, die Zeugin aus dem Park. Sie ist ermordet worden.«
    Markus lässt sich auf das Sofa sinken, starrt vor sich hin.
    »Ich dachte, du hättest diesen Dreck aufgegeben. Das hast du doch versprochen? Weißt du das nicht mehr? Der letzte Monat war …«
    Er verstummt, schlägt für einen Moment die Hände vors Gesicht.
    »Weißt du noch, wie wir an dem Nachmittag von Sven nach Hause gefahren sind? Weißt du noch, wie wir darüber gesprochen haben, für Erik einen Bruder oder eine Schwester zu bekommen? Weißt du noch, wie glücklich wir waren? Was ist eigentlich seitdem passiert? Wie sind wir hier gelandet? Wie bist du hier gelandet, Siri? Warum tust du uns das an?«
    »Weil ich wissen muss, was passiert ist, kannst du das nicht verstehen?« Und plötzlich verwandeln sich meine Trauer und meine Verzweiflung in Wut, als ob mein bisheriges schuldbewusstes Leiden zu purer Kraft geworden wäre. »Es ist so verdammt mies von dir, mir Schuldgefühle einzureden, weil ich herausfinden will, was mit Stefan passiert ist. Es ist so kleinlich von dir zu behaupten, dass ich ihn noch immer liebe. Du bist auf einen Toten eifersüchtig, begreifst du das? Du bist ein kleinlicher Mensch, Markus.«
    Meine Stimme ist ruhig, meine Worte sind spitz. Markus schweigt.
    »Was soll ich denn tun?« Er klingt verwirrt, aber ich ahne auch seinen Zorn.
    »Ich will, dass wir wie Erwachsene darüber reden. Ohne uns gegenseitig schuldig fühlen zu lassen.«
    »Es gibt nichts zu bereden.«
    Seine Stimme ist plötzlich steinhart, doch zugleich sehe ich etwas, das ich noch nie gesehen habe: Markus weint. Tränen strömen über seine Wangen, aber das scheint ihm egal zu sein. Als er aufsteht, sehe ich, dass er nicht mehr wütend aussieht, nur erschüttert.
    Ich schaue zur Diele hinüber. In der Türöffnung steht Erik, stumm, mit offenem Mund und noch immer in seinem Nylonoverall.
    Ich verbringe noch eine Nacht auf dem Sofa. Ich zittere vor Wut und kann erst gegen Morgen einschlafen. Als ich endlich aufwache, ist Markus schon weg und hat Erik in den Kindergarten gebracht. Benommen vom Schlafmangel und von der Kraft meines frisch erwachten Zorns stehe ich auf und mache mich bereit, um zur Arbeit zu fahren. Hinter meinen Schläfen ahne ich ein dumpfes Pochen, im Magen einen stechenden Schmerz, der mir den Appetit verschlägt. Ich bringe nur eine Tasse schwarzen Kaffee hinunter.
    Als ich über die Skurubrücke fahre, klingelt mein Telefon. Es ist die Polizei.
    »Wir haben gehört, dass Sie mit der vorige Woche verstorbenen Anna Kantsow zu tun hatten«, sagt eine sanfte Frau enstimme mit vagem ausländischem Akzent. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass es sich bei ihrem Tod nicht um einen Unfall handelt, und haben deshalb eine Voruntersuchung eingeleitet. Könnten wir wohl mit Ihnen sprechen?«

Es ist ein deprimierender Tag. Der Himmel ist von dunklen graulila Wolken bedeckt, und ein leichter Dunst hängt über der Stadt. Der Winter wirkt stur und standhaft, wie ein unentschlossener Gast, der schon zu lange da ist und trotzdem noch nicht geht. Überall tropft es von den Dächern, und man muss immer wieder nach oben schauen, wenn man nicht von herabfallenden Eiszapfen getroffen werden will.
    Marianne trägt wieder den türkisen Frotteeoverall, und ich überlege, ob ich die Sache zur Sprache bringen soll, beschließe aber, daran nicht meine Energie zu verschwenden. Zumal wir in der Praxis ja keine Kleiderordnung haben, abgesehen von dem blauen Schuhüberzug – dem entkommt man nur, wenn man Pantoffeln mitbringt. Dafür sorgt Marianne.
    Ich schiele zu meinem Telefon hinüber. Markus hat nicht angerufen. Irgendwo in mir verspüre ich eine leichte Enttäuschung, irgendwo hatte ich vielleicht doch auf eine rasche Versöhnung gehofft.
    Marianne hebt eine runzlige Hand, winkt mir, weil ich warten soll, und beendet dann rasch ein Telefongespräch mit, wie ich vermute, einem wütenden Klienten. Ich höre sie erklären, dass wir immer

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