Bianca Exklusiv Band 87
Einzelheiten eines flämischen Wandteppichs aus dem sechzehnten Jahrhundert aufmerksam, und alle lauschten ihm gebannt. Die Leute schienen zu spüren, wie sehr er mit diesen Dingen verwachsen war.
„Vielleicht möchten sich die Damen das hier etwas näher ansehen”, erklärte er vielsagend und deutete auf einen Abschnitt des Kunstwerks. „Hier sind die männlichen Laster abgebildet. Und hier, meine Herren, sehen Sie als Gegenstücke die weiblichen Sünden. Übrigens können Sie auf der anderen Seite des Saals die menschlichen Tugenden bewundern, aber ich bin sicher, dass Sie die weniger interessieren.”
Gelächter ging durch die Reihen.
„Was gibt es denn hier?” fragte eine Frau, die zu der Gruppe gestoßen war, und betrachtete den Teppich. Max trat näher und erklärte es ihr geduldig.
Sie befanden sich im letzten Besichtigungsraum, und Lucy hatte plötzlich das Bedürfnis, den Saal zu verlassen. Es störte sie, dass die Frau Max mit Beschlag belegte.
Lucy trat ins Freie. Sie lehnte sich an die von der Sonne erwärmte Mauer und schloss die Augen. Sie durfte sich nicht in Max verlieben. Er strahlte so viel Sinnlichkeit aus, aber er war eiskalt. Sie war zu unerfahren, um mit so einem Mann fertig zu werden. Lucy seufzte. In wenigen Tagen würde ihr Alltag zu Hause wieder beginnen. Doch seit sie Max kannte, fühlte sie sich rastlos. Zum ersten Mal war sie einem Mann begegnet, der sie faszinierte … Aber er war für sie unerreichbar und auf der ganzen Linie der Falsche …
„Müde?”
Lucy öffnete die Augen und hatte Max vor sich, der sie forschend ansah.
„Ist jetzt Mittagspause?” fragte sie verwirrt, da sie nicht mehr auf die Zeit geachtet hatte.
„Ja. Fahren Sie nach Pescatori hinüber und regeln Sie alles. Wenn Sie zurück sind, dürfte Ihnen noch genug Zeit für einen Imbiss bleiben. In der Büfettnische, wo wir Kaffee getrunken haben, bekommen Sie kleine Sachen wie Pizzaviertel, Pastetchen, Lasagne al Forno, Früchte, Eiskrem und so weiter. Dort werden Sie auch ein, zwei von den anderen Führern treffen, mit denen Sie sich bekannt machen können.”
„Und … was ist mit Ihnen?” fragte Lucy.
„Ich muss einige Papiere durchsehen. Hoffen wir, dass heute jemand daran denkt, mir etwas zu essen zu bringen. Gestern bin ich leer ausgegangen, weil ich die Mittagszeit verpasst habe. Also, beeilen Sie sich auf Pescatori und verspäten Sie sich nicht. Wir treffen uns pünktlich um zwei. Sollte ich nicht da sein, fangen Sie ohne mich an.”
„Aber … das kann ich nicht!”
„Keine Angst, dieses Rendezvous werde ich schon nicht vergessen”, sagte Max sanft. „Also gehen Sie schon.”
Lucy eilte davon, doch plötzlich fiel ihr wieder ein, dass sie kein Geld hatte.
„Max!”
Er drehte sich um und kam auf sie zu. „Lucy”, sagte er leise und zog sie an sich. Wie hypnotisiert sah sie ihn an. Er hob sanft ihr Kinn, und sein Mund näherte sich ihren Lippen.
Lucy riss sich aus ihrer Verzauberung. „Ich habe hier unten kein Geld”, gestand sie und spürte, wie Max sich verkrampfte. „Es dauert zu lange, wenn ich nach oben gehe. Könnten Sie mir so viel leihen, wie ich für die Hin-und Rückfahrt nach Pescatori brauche?”
Max trat einen Schritt zurück. „Was ist es Ihnen wert?” fragte er und beobachtete sie.
Lucy hatte den Blick gesenkt und sah ihn erstaunt an.
„Also, einen Kuss müsste es Ihnen doch wert sein”, meinte Max gedehnt. „Machen Sie nicht so ein schockiertes Gesicht. Das ist nicht mehr, als Ihre Schwester anbot.”
„Was …”
„Die Zeit drängt”, erklärte Max. „Ziehen Sie es vor, die vielen Stufen zu Ihrer Dachkammer hinaufzusteigen, um Ihre Geldbörse zu holen, oder geben Sie mir einen Kuss für das Fahrgeld? Kommen Sie, Lucy, ich möchte wissen, wie weit Ihre Grundsätze gehen.”
„Sie sind ein Teufel”, wisperte Lucy.
„Das höre ich nicht zum ersten Mal”, erwiderte Max zufrieden und beugte sich über sie.
Wenn sein Kuss hart und fordernd gewesen wäre, hätte er Lucy kalt gelassen und ihre Meinung von Max nur bestätigt. Doch er streifte ihre Lippen ganz sanft mit seinen. Als Lucy leise aufstöhnte, küsste Max sie zart. Die Berührung seiner Lippen war so erregend, dass Lucy ihm wie von selbst die Arme um den Nacken legte. Max hielt inne und löste sich von ihr.
Lucy öffnete widerstrebend die Augen. „Max”, flüsterte sie, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah.
„Nehmen Sie das Geld”, sagte er mit rauer Stimme und schob ihr ein
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