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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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ruhiger als sonst zu sein. Carella fragte sich, wo sich die Kollegen herumtrieben, verdammt noch mal.
    »Miss Hawley?« sagte er.
    Die Frau drehte sich um. Kurzes blondes Haar, grüne Augen, attraktives Gesicht. Hellroter Lippenstift. Sie wippte mit dem Fuß, als müsse sie dringend pinkeln.
    »Detective Carella«, sagte er. »Mein Partner, Detective Brown.«
    Carella nahm auf seinem Stuhl hinter seinem Schreibtisch Platz. Brown zog einen Stuhl heran. Beide behielten ihre Jacken an, aus Respekt vor ihrer Besucherin. An den Fenstern klapperten lautstark die Kästen der Klimaanlage.
    »Sie wollten uns wegen Mary Vincent sprechen?« sagte Carella.
    »Tja, wegen Kate Cochran, ja«, sagte sie. Leise Stimme, ein leichtes Zittern darin. Die Detectives warteten. Die Nervosität der Frau war offensichtlich, aber Polizeireviere bewirkten so etwas oft. Und doch war sie freiwillig hier. Carella wartete noch einen Augenblick. Dann fragte er: »Können Sie uns irgend etwas über den Mord an ihr sagen?«
    »Nun ja, nein, nicht über den Mord.«
    »Was dann, Miss Hawley?«
    »Ich wollte nur sicherstellen, daß Sie keinen falschen Eindruck von Vincent bekommen.«
    »Sprechen Sie von Vincent Cochran?« fragte Carella.
    Der Komiker in Philadelphia, der Bruder, der seine Schwester nicht mehr sehen wollte, tot oder lebend, vielen Dank.
    »Mary Vincents Bruder?«
    »Ja«, sagte Anna. »Nun ja, Kates Bruder.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Ich weiß, daß Sie vor ein paar Tagen mit ihm gesprochen haben…«
    Am Zweiundzwanzigsten, laut Carellas Notizbuch.
    »… und ich befürchte, Sie haben vielleicht einen falschen Eindruck von ihm bekommen. Verstehen Sie, alle waren dagegen.«
    »Wogegen?« fragte Brown.
    »Daß sie Nonne wurde. Es war nicht nur Vincent. Wir alle haben ihr gesagt, es sei eine dumme Idee. Die ganze Familie, alle Freunde.«
    »Und was sind Sie, Miss Hawley? Familie oder eine Freundin?«
    »Ich bin eine Freundin.«
    »Kates Freundin? Oder die ihres Bruders?«
    »Ich gehe fest mit Vincent«, sagte sie.
    »Aber Sie kannten auch Kate sehr gut, nicht wahr?«
    »Ja. Wir sind zusammen aufgewachsen.«
    »In Philadelphia.«
    »Ja. Sie ging erst nach San Diego, nachdem sie dem Orden beigetreten war. Das war auch so eine Sache. Daß sie so weit weggehen mußte, nach Kalifornien. Sie können mir glauben, das hat keinem so richtig gepaßt.«
    »Warum sollten wir denn von Mr. Cochran einen falschen Eindruck bekommen haben?« fragte Brown.
    »Wegen dem, was er zu Ihnen gesagt hat.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Daß die Kirche sie doch beerdigen soll.«
    »Das hat er Ihnen also erzählt?«
    »Ja. Nun ja, er befürchtet, daß Sie vielleicht glauben … nun ja … daß Sie vielleicht glauben, er hätte sie nicht geliebt oder so.«
    »Hat er Sie gebeten, uns aufzusuchen?«
    »Nein. Wirklich nicht. Ich komme sowieso regelmäßig in die Stadt. Ich arbeite hier als freiberufliche Redakteurin. Wenn ich ein Manuskript bearbeitet habe, liefere ich es persönlich ab.«
    »Wann hat Mr. Cochran Ihnen denn von unserem Gespräch mit ihm erzählt?«
    »Am Samstag abend. Im Club. Er hat gesagt, Sie hätten ihn am Nachmittag angerufen. Sogar geweckt. Deshalb klang er auch so aufgebracht.«
    »Und mit dem Club meinen Sie…«
    »Den Comedy Riot«, sagte Anna.
    »Dort tritt Mr. Cochran auf?«
    »Ja. Aber es war meine Idee, mit Ihnen zu sprechen. Sie sollten nicht glauben, daß er noch immer einen Groll gegen sie hegt oder so.«
    »Was für einen Groll, Miss Hawley?«
    »Na ja… das alles. Sie wissen schon.«
    »Das alles?«
    »Ja. Von Anfang an. Als Kate der Familie zum ersten Mal sagte, sie wolle Nonne werden. Damals lebten ihre Eltern noch, das war direkt, nachdem sie ihren Collegeabschluß gemacht hatte. Ich war an dem Nachmittag da, an dem sie es ihnen sagte. Vincent und ich gingen nämlich schon auf der High-School zusammen. Das war im Januar. Vor über sechs Jahren. Ich weiß noch, daß es an diesem Tag sehr kalt war. Im Kamin im Wohnzimmer loderte ein Feuer. Wir tranken nach dem Mittagessen Kaffee und saßen um den Kamin, als Kate die Bombe platzen ließ…«
     
    »Zum Teufel noch mal, wovon sprichst du?« schreit ihr Vater.
    Es ist interessant, daß er das Wort »Teufel« benutzt hat, obwohl seine Tochter ihm gerade gesagt hat, daß sie Nonne in der Römisch-Katholischen Kirche werden möchte. Ronald Cochran war seit seinem dreizehnten Lebensjahr ein abtrünniger Katholik, und als seine Tochter ihm sagte, daß sie in ein Kloster gehen wollte,

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