Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
Vom Netzwerk:
kriegt eine Kugel ins Gesicht. Rein, raus, war schön, Sie kennengelernt zu haben.
    Das Haus sah aus wie das in dem Film Psycho, in dem der Irre rumlief und Leute erstach. Kaum zu glauben, daß ein Cop in einem Haus wohnte, das aussah, als wäre es in der guten alten Zeit erbaut worden. Als er einmal des Nachts daran vorbeigefahren war - damals hatte er noch geglaubt, der beste Zeitpunkt wäre nach Anbruch der Dunkelheit -, hatte er durch ein Fenster eine Stehlampe sehen können, und ihr Schirm schien aus bunten Juwelen zu bestehen. Das rührte ihn ans Herz, denn ihm fiel ein, daß er als Kind mal eine ähnliche Lampe gesehen hatte, vielleicht im Haus seiner Großmutter, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, daß sie mal was besessen hatte, das wie Juwelen aussah. Doch es führte ihn zurück. An irgendeinen Ort, an den er sich kaum erinnern konnte. Rührte ihn an.
    Aber er würd’s bei Tagesanbruch machen, dem Mann ins Gesicht schießen und dann zu seinem Wagen laufen, den er ein paar Straßen weiter abstellen würde. Den Honda würde er Coral heute abend zurückgeben und sich dann bei ihr im Bett angemessen bedanken und ihr mal zeigen, was ein richtiger Kerl war. Um Mitternacht würd er dann wieder abtigern und irgendwo auf der Straße einen Wagen knacken, mit dem er die Sache morgen dann durchzog. Er wollte um fünf Uhr aufstehen, hier hinauf nach Riverhead fahren und spätestens um halb sieben an Ort und Stelle sein, falls der Mann ausnahmsweise noch früher zur Arbeit fahren würde, als es sich für jeden anständigen Menschen gehörte.
    Die Rothaarige kam schon wieder aus dem Haus, Mann, war die aber fleißig. Diesmal brachte sie den Abfall zu den Mülltonnen neben dem Haus. Er schätzte, daß sie so um die Sechzig war, vielleicht war sie das Dienstmädchen, hatten Cops überhaupt Dienstmädchen? Und wieso war sie in diesem Fall nicht schwarz, was? Oder vielleicht ein Kindermädchen. Hatte er kleine Kinder? Die Frau blieb stehen, sah dem Honda nach, als er an ihr vorbeifuhr. Sonny drückte nicht aufs Gas, tat nichts, was verriet, daß die Aufmerksamkeit der Frau ihm Sorgen bereitete. Sie musterte einen Wagen, der heute abend bei Sonnenuntergang Geschichte sein würde. Sie trug ‘ne Brille, kniff dahinter wahrscheinlich die Augen zusammen, versuchte, das Kennzeichen zu lesen. Tschüs, Lady, hat mich gefreut, Sie kennengelernt zu haben.
    Morgen früh würde auch Carella Geschichte sein.
     
    Sal Roselli gab gerade eine Klavierstunde, als sie an diesem Dienstagmorgen bei ihm eintrafen. Seine Frau sagte, er wäre um elf Uhr fertig, ob sie drinnen auf ihn warten wollten, wo es schön kühl sei. Sie setzten sich lieber hinter dem Haus in die Sonne. Sie hörten, wie im Haus irgendein Kind etwas malträtierte, wenn nicht sogar meuchelte, das einmal Klassik gewesen war, bevor es ihm in die Hände gefallen war. Aufgrund des Hämmerns ging Carella automatisch davon aus, daß dort ein Junge seine Wut austobte, aber da konnte man sich heutzutage ja nicht mehr sicher sein. Abgesehen von dieser Kakophonie war es in der Nachbarschaft ruhig. Rosellis kleine Töchter waren in dem Planschbecken, ihre Mutter beobachtete sie vom Küchenfenster aus. Die Detectives wären fast eingeschlafen.
    Roselli trug schwarze Jeans, Halbschuhe ohne Socken und ein weißes Hemd mit hochgerollten Ärmeln, als er kurz nach elf zu ihnen hinauskam. Obwohl schon später Vormittag war, wirkte er noch verschlafen. Er erklärte den Detectives, er habe am Abend zuvor einen Auftritt gehabt und danach noch mit ein paar alten Kumpeln zusammengesessen, die ein festes Engagement in The Quarter hatten.
    »Es ist heutzutage nicht leicht, einen festen Job zu finden«, sagte er. »Ich gebe Klavierstunden, um mein Einkommen aufzubessern, muß die Hypothek abbezahlen, hm? Es gibt in einer Band nämlich nur einen Pianisten. In einer Marching Band haben Sie sechsundsiebzig Posaunen und hundertzwölf Kornette, aber überhaupt kein Klavier. Eine Rockgruppe? Manchmal ein Keyboard, aber das eher selten. Ein Symphonieorchester? Ein Klavier, aber eher selten.«
    »Ich habe als Kind Klarinette gespielt«, sagte Brown.
    Roselli bedachte ihn mit dem desinteressierten Nicken eines Profis, der einen Scheiß darauf gab, was für Musikunterricht Amateure bekommen hatten, als sie Kinder waren.
    »Was führt Sie also wieder hierher?« fragte er und nahm auf einem Liegestuhl ihnen gegenüber Platz. Die Detectives sahen in die Sonne. Sie schoben ihre Liegestühle zur

Weitere Kostenlose Bücher