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Binding, Tim

Binding, Tim

Titel: Binding, Tim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cliffhanger
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schwierigeres
Gebiet? Brauchst du eine Knarre? Oder eine Granate? Ich hätte da ein paar sehr
handliche Granaten.«
    »Jacko. Wozu sollte ich denn eine Granate brauchen?«
    »Fischen? Revierkämpfe? Der Newdick-Knabe hat dich doch
ganz schön ausgestochen, nicht? Deshalb war ich überrascht, als du neulich bei
uns aufgekreuzt bist. Wenn du dran denkst, gegen ihn vorzugehen, könntest du
dir mit einem Navi auf dem Armaturenbrett oder einer Granate in sein Taxi eine
Menge Mühe ersparen.«
    »Ich brauch nichts Militärisches. Gras. Weißt du, wo ich
qualitativ gutes Gras herkriege?«
    »Nichts Militärisches, sagst du?« Er lachte. »Was glaubst
du wohl, was die Panzercrews am Laufen hält, Diesel?« Er blickte auf mich
hinab. »Da kann ich dir nicht helfen. Zu voluminös, zu leicht zu erschnüffeln,
zu wenig Gewinn. Wir kriegen unseres von außerhalb. Rodney kennt jemanden, der
jemanden kennt. Hab ich recht, Rodney?«
    Rodney bejahte. Aber ich hörte schon nicht mehr zu. Mir
war plötzlich eine Idee gekommen, was ich tun, wohin ich gehen musste.
    »Was haben wir heute, Jacko? Mittwoch? Donnerstag? Wir
haben Mittwoch, nicht?«
     
    Eilig verließ ich den Pub, ohne ihm den Drink zu spendieren.
Sobald ich draußen war, fischte ich die Karte aus meiner Brieftasche. Jeden
letzten Mittwoch im Monat, hatte er gesagt. Und heute war der 26.
    Ich setzte dem Getriebe des Vanden Pias ganz schön zu, aus
Sorge, sie könnten schon weg sein. Ich wusste, wo es war, wo sie ihr
monatliches Treffen abhielten, in irgendeinem alten Dorfsaal, der längst in ein
neueres Quartier umgezogen war, aus Wellblech. Ich war schon öfter daran
vorbeigefahren. Es lag etwas zurückversetzt von der Straße auf einer rissigen
Betonplatte, durch deren Ritzen das Unkraut wuchs, die Fensterscheiben alle
weiß verhüllt wie ein leerstehender Laden, doch erst als ich drinnen auf den
nackten Dielen stand und die schiefen Stuhlreihen sah, die kleine Bühne hinten
mit dem schwarzen Vorhang davor und die Tür an der Seite, wo der kleine Vorraum
war, in dem sie Tee kochten und Kekse servierten, fiel es mir wieder ein.
Hierher waren Mum und ich vor Jahren immer gegangen, ich noch in kurzer Hose
und sie im besten Alter. Jeden Donnerstagabend kamen wir her, wenn wir in
Urlaub waren, zum Tanzen, zu einem richtigen Tanz auf dem Lande, veranstaltet
von Cecily Soundso, groß wie eine Weißbirke, mit kräftigen braunen Armen und
kräftigen braunen Beinen und einer Stimme, die das Geplapper durchdrang wie
das Nebelhorn vom Feuerschiff an der Sandbank Shambles. Wie alt war sie damals
gewesen? Fünfunddreißig? Fünfundsechzig? Für einen Siebenjährigen unmöglich
zu sagen, aber sie war robust und geschmeidig und wurde niemals müde. Die ganze
Woche machte sie ihre Runden, bewaffnet mit ihrem Plattenspieler und ihrer
Plattenkiste, montags in Langton Matravers, dienstags in Winterborne
Kingston, und alle, alle kamen, alleinstehende Frauen in ihren langen
gemusterten Kleidern und mit schüchternem Lächeln, Ehepaare, froh über die
Chance, die Hand eines anderen Mannes auf der Schulter zu spüren, den Arm einer
anderen Frau um die Taille, Urlauber, die meisten davon Gesocks, denn sie
klatschten und stampften in ihren karierten Hemden so abartig, wie es richtige
Tänzer nie machen. Aber am allerbesten waren die Farmer von den umliegenden
Farmen, meistens Alleinstehende, mit den roten grobknochigen Händen und den
Pfannkuchenfüßen und dem verlegenen Ausdruck in den Augen, wenn sie sich dem
ganzen menschlichen Vieh gegenübersahen. Aber wenn sie die Tanzfläche betraten,
Mannomann! Eine Art Magie überkam sie, wenn die Musik einsetzte, als wären sie
mit einem Zauberstab berührt worden. Die Pfannkuchen verwandelten sich in
Löffelbiskuits, die roten grobknochigen Hände wurden ganz leicht und zart, die
Augen blitzten so vergnügt, als hätten sie zu viel Cider getrunken. Sie tanzten
den Abend durch, zwischendurch Tee und Orangensaft und einen Keks, und danach
dann die komplizierten Sachen, wo sie richtig zeigen konnten, was sie
draufhatten. Kein schönerer Anblick auf der Tanzfläche als ein Farmer, der
seine Schritte kennt. Mum konnte auch gut tanzen, und das wussten sie. Sie murmelten
alle beifällig, wenn wir für den Sommer auftauchten. Wir fuhren immer um
Viertel vor sechs am Busbahnhof ab und kamen an, wenn Cecily gerade aufbaute.
Ich räumte die Stühle zur Seite, während Mum bei den Erfrischungen half, die
Tassen und Gläser aufstellte. Sie liebte diese

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