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Birne sucht Helene

Birne sucht Helene

Titel: Birne sucht Helene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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und schob ihr die neuen Papiere zu. »Viel Spaß mit dem Wagen – und denken Sie ans Picknick. Gibt keine schönere Art zu essen.«
    Sie nickte höflich und drehte sich weg.
    Tja, dachte Paul, ein Date hatte er diesmal nicht bekommen. Kochen war eben doch kein Selbstläufer. So viel zum Traum von der süßesten Mini-Cabrio-Fahrerin Kölns, wahrscheinlich ganz Nordrhein-Westfalens.
    Doch plötzlich kam die kleine Asiatin zurück.
    »Ach, was soll’s«, sagte sie. »Hier meine Handynummer. Ruf mich an – wenn du Lust auf ein Picknick hast. Aber du musst alles kochen! Ich stelle dafür den Wagen und die Decke.«
    Zu früh gefreut. Paul musste lächeln. Er durfte Chicken Teriyaki kochen! Für eine Frau, die als Viva-Moderatorin durchgehen könnte! Seine Laune hätte nicht besser sein können.
    Diesmalwürde er von vornherein drei Hähnchen kaufen. Dann musste er nicht mehrmals den Supermarkt-Triathlon absolvieren (Busfahren /Gehen /Einkaufswagen schieben).
    Pauls Kollegin Tine hatte den ganzen Morgen immer wieder zu ihm herübergeschaut. Er hatte schon gedacht, irgendwas stimme nicht mit ihm, ihm wachse vielleicht eine Karotte auf der Stirn. Jetzt kam sie herüber und setzte sich auf seinen Schreibtisch. Heute trug sie ein knielanges Lederkleid, natürlich in rot. Sie sah aus wie ein Ferrari auf zwei Beinen.
    »Habe ich das richtig gehört, du kochst? So wie Tim Mälzer?«
    Okay, das war jetzt spooky. Tine hatte ihn noch nie irgendwas Persönliches gefragt. Wenn sie miteinander redeten, redete eigentlich nur sie. Über sich.
    »Na ja, so gut noch nicht. Aber ich versuch’s halt. Kochen macht mir Spaß. Ja, du brauchst gar nicht so zu gucken, ich bin selbst am meisten überrascht.«
    »Was kochst du denn so?«
    »Ach, weißt du, ich probier eigentlich alles aus. Aber vor allem natürlich Fleisch. Und scharfe Sachen, Chilis und so. Roter Pfeffer.«
    »Vielleicht lädst du mich ja mal ein?«
    »Ja, vielleicht. Wieso nicht.«
    Das war jetzt definitiv der falsche Film. Eigentlich sollte er heute wieder in Endstation Zulassungsstelle – Teil 4376 sitzen oder in KFZ Wars – Die Rückkehr der Jedi-Gebrauchtwagen . Stattdessen befand er sich plötzlich in Das KFZ -Kochstudio . Mit Co-Moderatorin Tine. Gutes Programm!
    Auf einmal fuhr sie ihm mit der Hand durch die Haare und wuschelte richtig darin herum. »So siehst du direkt viel besser aus. Wenn du willst, gehe ich nach der Arbeit mal mit dir shoppen, damit du was Ordentliches zum Anziehen hast. Na, ist das ein Angebot?«
    Eswar tatsächlich eines. Auch wenn Paul überhaupt nicht den Eindruck hatte, etwas Neues für den Kleiderschrank zu brauchen. Bald käme die Zeit der Polohemden, von denen er bereits in jeder Pastellfarbe ein Exemplar besaß.
    Die Chefin trat aus dem Büro und warf ihnen einen Blick zu, bei dem selbst Hannibal Lecter weiche Knie bekommen hätte. Kollege Günther – der Fehltritt Gottes – schnaufte zufrieden. Und das Telefon klingelte wieder. Oma Gerti.
    Vielleicht konnte sie ihm ja sagen, wie man zwei Dates jonglierte, vor denen man doppelt Schiss hatte.
    Sie war doch so praktisch veranlagt.
    Eli war nie zuvor so froh darüber gewesen, sich zum Power-Boxing angemeldet zu haben, wie an diesem Samstag. Sonst musste sie sich immer hinquälen, den inneren Schweinehund gehörig in den Hintern treten. Heute war das ganz anders. Denn sie wollte ganz dringend irgendwas schlagen. Und wenn es sich nicht wehrte, umso besser! Der große Sandsack würde gleich ordentlich einstecken müssen.
    Den ganzen Vormittag hatte sie in der Wohnung verbracht und versucht, nicht an Roman zu denken. Sie hatte allen möglichen Blödsinn gemacht, um sich abzulenken: den Keller aufgeräumt, die Fenster geputzt – und im Internet geshoppt. Gefrustet sein konnte ganz schön teuer werden.
    Sie hatte keine Ahnung, was sie morgen machen würde, um nicht die Wände hochzugehen. Krankgemeldet hatte sie sich für zwei Tage, danach musste sie ein Attest vorlegen. Und wenn Sie sich dafür mit Sumpfi über ihren rechten Fuß fahren musste, sie würde niemals zurück in die Buchhandlung gehen.
    Selbstverstümmelung war eine Lösung.
    Die Boxhalle hatte so viele Spiegel wie eine Ballettschule. In der Mitte gab es keinen Ring, um den lauter schwitzende MännerSeilchen sprangen. Dies hier war nicht Rocky I-V . Es war der gleiche Sportraum wie schon beim Power-Yoga. Das hatte Eli gemacht, bevor sie dem Boxen verfiel. Aber Power-Yoga war was für Prinzessinnen. Eli hatte beschlossen,

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