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Bis ans Ende des Horizonts

Bis ans Ende des Horizonts

Titel: Bis ans Ende des Horizonts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Sayer
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offiziell mit Pookie verlobt war, der gerade dabei war, seinen ererbten Landbesitz in eine Pfauenfarm umzuwandeln. Pearl konnte sich nicht länger zurückhalten. In aller Eile erzählte sie Nora von ihrer eigenen bevorstehenden Hochzeit. Nora war durchaus nicht schockiert von dem Gedanken, dass Pearl einen Farbigen heiraten wollte, sondern freute sich ganz ehrlich über das Glück der beiden und lud sie spontan ein. Sie könnten dann zusammen auf eine längere Buschwandertour gehen und im Carrington Hotel zu Abend essen. Nora könnte bei Pearl Brautjungfer sein und umgekehrt. Vielleicht würde es sogar so ausgehen, dass sie eine Doppelhochzeit feierten, schlug Nora vor. »Eine weiße Doppelhochzeit mit einem schwarzen Bräutigam.« Die beiden lachten, bis die Leitung unterbrochen wurde.
    Pearl konnte das wöchentliche Treffen mit James am Rosengarten kaum erwarten, doch am Donnerstagmorgen traf erneut ein Telegramm mit dem gleichen Inhalt ein wie in der Woche zuvor: »Heute keine Lektion. Habe keinen Urlaub bekommen. James.«
    »Kommt mir so vor, als hätte sich dein Lehrer gründlich danebenbenommen«, sagte Aubrey nach einem Blick über Pearls Schulter auf das Telegramm.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Wenn er schon zum zweiten Mal hintereinander keinen Ausgang bekommen hat. Das deutet darauf hin, dass er wirklich etwas angestellt hat.«
    Pearls Hand fing an zu zittern, als sie das Telegramm in die Tasche steckte. Sie war sich eigentlich sicher, dass ihr Vater nur Spaß machte, nichtsdestotrotz war sie zutiefst beunruhigt. Der Gedanke, dass sie James wieder einmal nicht sehen durfte, gefiel ihr ganz und gar nicht. Alles kam so plötzlich, ohne Vorwarnung, und sie fragte sich, ob die Verwendung der exakt gleichen Worte eine Art versteckter Hinweis an sie sein sollte, ihn noch einmal in dem Camp zu besuchen.
    Diesmal nahm sie das Saxofon nicht mit. In ihrer Handtasche hatte sie ein Schinkensandwich dabei. Wie zuvor umkreiste sie das Camp und erwartete beinahe, dass er schon an der Stelle bei dem Graben stand und auf sie wartete. Als sie allerdings dorthin kam, war weit und breit niemand zu sehen. Der Gestank war diesmal überwältigend, und ihr wurde klar, dass dieses Camp über keine vollständigen Abwasseranlagen verfügte. Der Graben, den James und Tyrone in der vergangenen Woche ausgehoben hatten, war nichts anderes als eine Sickergrube. Sie beeilte sich, von der Stelle fortzukommen, und ging weiter am Zaun entlang. Als auch weiter entfernt nichts von ihm zu sehen war, setzte sie sich im Schatten eines Gummibaumes nieder und aß ihr Sandwich. Sie klopfte gerade die Krümel vom Rock, da entdeckte sie Tyrone. Er war ungefähr zwanzig Meter weit weg und schleppte etliche schwere Werkzeuge zu dem großen Lagerhaus. Pearl hob einen Kieselstein auf und warf ihn über den Zaun, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Erst beim dritten Versuch, als ein Stein von der Größe einer Faust nahe bei seinen Füßen landete, schaute er auf und erkannte sie.
    Sie musste annähernd eine Stunde lang warten, bis James aus dem Lagerhaus entschlüpfen konnte. Langsam kam er näher, und sie bemerkte, wie glasig seine Augen waren und wie finster sein Blick war.
    »Lieber Himmel, du siehst großartig aus«, murmelte er und gab ihr einen Kuss durch den Zaun. Seine Hände waren voller Schmierfett, aber sie griff trotzdem danach – sie wollte ihn berühren, wo immer sie konnte. Dann fragte sie ihn, was schiefgegangen war.
    Er trat ein wenig zurück und schaute zu Boden. »Mein Käpt’n hat’s mir vermasselt, Liebling. Es sieht nicht gut aus.«
    Sie gab sich Mühe, ruhig zu bleiben, doch sie spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte.
    James seufzte auf. »Mein Vorgesetzter hat mir die Heiratserlaubnis verweigert.«
    »Was?«, keuchte sie. »Was hat er denn damit zu tun?«
    »Ich habe dir ja auch gesagt, man braucht eine Erlaubnis.«
    »Aber ich dachte, es sei eine reine Formalität.«
    James schnaubte und drückte seine Stirn gegen den Zaun. Er wirkte völlig erschöpft, so als habe er tagelang nicht geschlafen. »Der Vorgesetzte hat das Recht, die Erlaubnis zu verweigern, wenn er der Ansicht ist, die Heirat sei nicht im besten Interesse des Soldaten. Da meiner aus Georgia stammt, einem der Südstaaten, ist er nicht gerade davon begeistert, wenn Menschen wie du und ich heiraten.«
    »Du hast doch gesagt, dass es hier legal ist.«
    »Das ist es, aber …«
    »Was kann dich also daran hindern, aus diesem Camp herauszukommen und mich zu

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