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Bis aufs Blut - Thriller

Titel: Bis aufs Blut - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nicht Nein. Ich fragte Clancy, wie er die Sache durchzuziehen beabsichtige. Er zuckte die Achseln, also machte ich ein paar Vorschläge. Wir einigten uns darauf, dass er uns am nächsten Morgen im Hotel abholen würde. Ich bezahlte die Rechnung in bar. Auf der Rückseite der Rechnung wurden die Gäste um eine Beurteilung gebeten. Wir hatten so was auch in Diners gesehen, und Bel hatte einmal einen dieser Minifragebögen ausgefüllt und geschrieben: »Bedienung mehr als freundlich, Essen überreichlich, aber ohne jeden Geschmack, schönen Tag noch.« Diesmal lieh sie sich von Clancy einen Stift und schrieb: »Ich liebe Tequila.«
    Darunter malte sie ein entzweigebrochenes Herzchen.

22
    Am nächsten Morgen erwartete uns Clancy in der Hotellobby. Seine ersten Worte waren: »Ich hab ein paar Leute in England angerufen. Keiner von denen hat je was von Ihnen gehört.«
    »Michael arbeitet für Illustrierte«, sagte Bel. »Gehen wir einen Kaffee trinken.« In einem Coffeeshop in der Nähe des Hotels bestellten wir drei Caffè Latte und blieben drinnen, obwohl der Besitzer uns versicherte, dass es an einem der Straßentische angenehmer sei. Wir hatten einen Blick auf das Seattle Art Museum, das sich direkt gegenüber befand. Clancy nannte es einfach »SAM«.
    »Einen Block weiter gibt’s ein Pornokino«, erklärte er. »Da haben die früher im Vorraum immer Plakate für Sam-Ausstellungen aufgehängt. So was findet man nur in Seattle, Freunde.«
    Er erzählte uns, die wichtigsten Arbeitgeber in Seattle seien Boeing, die fischverarbeitende Industrie und Microsoft, und dass bei Boeing die Dinge zurzeit ziemlich schlecht stünden. »Wir waren früher mal die Welthauptstadt der Grunge-Musik. Wissen Sie, was das ist? Zerrissene Jeans, Drogen und höhnisches Grinsen.«
    »Hatte da nicht schon Keith Richards ein Patent drauf?«
    Clancy lachte und sah auf seine Uhr. Ich wusste, dass er uns noch immer nicht ganz vertraute, und es gefiel mir nicht, dass er sich in London nach uns erkundigt hatte. So was konnte sich leicht herumsprechen. »Kommen Sie«, sagte er, » time to rock’n’ roll .«
    Wir fuhren mit dem Trans-Am zu einem Mechaniker, den Clancy kannte; er hatte seine Werkstatt in der Nähe der Uni. »Das ist ein christlicher Mechaniker«, sagte Clancy. »Zu jeder Reparatur gibt’s einen Segen und eine Garantie von oben.«
    Der Mann war jung, stämmig und bärtig. Er erinnerte mich an einen Amischen. Er meinte, für das Auto würde er so ungefähr einen Tag brauchen, und in der Zwischenzeit könnten wir einen VW Golf haben. Es war ein kleines, braunes Wägelchen, wie geschaffen für das, was wir vorhatten. Am Armaturenbrett hing ein Müllbeutel. Darauf war auf der einen Seite das Bild von Uncle Sam, auf der anderen der Fahneneid aufgedruckt. Ich holte meine Reisetasche aus dem Trans-Am und schloss sie im Kofferraum des Golf ein. Keiner fragte, was darin war, aber ich hätte sowieso nicht geantwortet.
    Bel setzte sich in den Fond, und ich ließ Clancy ans Steuer. Wir fuhren auf der Aurora in südlicher Richtung und hinauf auf den Queen Anne Hill. Das war eine exklusive Wohngegend, größtenteils Häuser im Bungalowstil. Sehr wenige, auserwählte Grundstücke lagen direkt am Rand des Hügelplateaus, mit Blick auf die Stadt. Dort befand sich auch Jeremiah Provosts Haus.
    Es war groß, selbst nach den Maßstäben dieses Luxusviertels, und es stand an einem so steilen Hang, dass einem schwindlig wurde.
    »Da möchte ich nach dem Einkaufen nicht wieder hochstiefeln müssen«, meinte Bel.
    Clancy sah sie an. » Zu Fuß? Kein Mensch geht zu Fuß, Bel. Kein Mensch geht je zu Fuß.«
    Wir parkten gegenüber von Provosts Haus. Ich hätte nicht darauf gewettet, dass der Golf trotz angezogener Handbremse und eingelegtem Gang nicht den Hang hinunterrollen würde. Wir trugen alle Sonnenbrillen, und als zusätzliche Verkleidung hatte sich Clancy auch noch eine rote Baseballkappe aufgesetzt. Seine Stirn glänzte vor Nervosität. Wir wussten, dass wir ein großes Risiko damit eingingen, hier zu sein. Aber jetzt war die Zeit gekommen, Risiken einzugehen. Wir parkten vor einem Haus mit einem Eckturm. Von Provosts Haus auf der anderen Straßenseite konnten wir allerdings nicht viel sehen. Eine Treppe führte durch einen wuchernden Vorgarten hinauf zu einer weißen Betonwand, die weder Fenster noch Türen aufwies.
    »Es gibt nur einen Eingang«, erklärte Clancy, »um die Ecke des Hauses. Na ja, und noch eine Fenstertür zu Patio und Pool,

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