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Bis das Glück mich findet

Bis das Glück mich findet

Titel: Bis das Glück mich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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tragisch. Es wäre wahrscheinlich schlimmer, wenn wir noch zusammen und alle in der Familie unglücklich wären.«
    Sie nickte.
    »Aber ich rede die ganze Zeit über mich«, sagte er nach einer Weile. »Sie haben noch kaum etwas von sich erzählt.«
    Diese Absicht hatte sie auch nicht. Deshalb lächelte sie nur und erwiderte, es gäbe da nichts Interessantes zu berichten, aber dass sie es nett gefunden habe, ihm zuzuhören. Im Übrigen sei es recht spät geworden, fügte sie hinzu, sie sollte jetzt besser ins Bett gehen. »Ganz allein?«, fragte er in einem Ton, der ihr zu verstehen gab, dass sie nicht allein zu sein brauchte.
    Wie es wohl wäre?, fragte sie sich. Ein One-Night-Stand (vielleicht auch zwei; sie hatte ja die Absicht, ein paar Tage in Saint-Jean-de-Luz zu bleiben) mit einem Mann, den sie kaum kannte. Gelegenheitssex. Und vielleicht würden sie sich anschließend noch eine Zeit lang SMS schicken.
    »Ganz allein«, sagte sie mit fester Stimme, auch wenn er sie noch so bittend anschaute.
    Dann trank sie ihren Wein aus und verließ die Bar.
    Bei dem Flug nach Malaga ging ihr Gepäck verloren, aber sie regte sich nicht weiter darüber auf; in einem Laden in Strandnähe erstand sie die wichtigsten Toilettenartikel und ein paar preiswerte Sommerklamotten und verbrachte zwei Tage am Swimmingpool ihres Hotels, ehe sie mit ihrem Gepäck wiedervereinigt wurde. Sie rechnete nicht ernsthaft damit, Brendan an der Costa del Sol aufzuspüren – er war nur ein einziges Mal hier gewesen, um sich wegen des Benalmadena-Projekts ein bisschen umzusehen, und Dominique wusste, dass er von dieser Gegend nicht sonderlich angetan war –, doch es war eben allgemein bekannt, dass es Menschen, die etwas zu verbergen hatten oder auf der Flucht waren, oft in diese sonnigen Gefilde verschlug. Auch wenn Dominique sich vehement dagegen sträubte, in Brendan einen Kriminellen zu sehen, und obendrein wusste, dass ihr Mann kühlere Gegenden bevorzugte, hatte sie dennoch das Gefühl, nichts unversucht lassen zu dürfen.
    Als große Schwachstelle in ihrem Plan erwies sich jedoch, dass es zu dieser Jahreszeit, Spätsommer, natürlich an der Costa del Sol von Touristen nur so wimmelte und dass es ein schieres Wunder gewesen wäre, wenn sie in diesen Horden, die tagsüber die Strände und nachts die Bars bevölkerten, Brendan entdeckt hätte. Nachdem Dominique in Malaga ihr Gepäck abgeholt hatte, war sie nach Torremolinos weitergefahren, und von dort nach Benalmadena und schließlich Marbella und Puerto Banus, wo sie Bars und Restaurants abklapperte, ein Foto von ihrem Mann herumzeigte und sich erkundigte, ob einer sich erinnerte, Brendan gesehen zu haben. Dominique stieß auf eine Mauer des Schweigens und musste erkennen, dass sie wohl nicht die Erste war, die in diesem Teil der Welt einen Mann aufzuspüren hoffte, und dass deshalb die meisten Leute lieber den Mund hielten. Daraufhin fielen Dominique die Krimiserien ein, die sie so gern im Fernsehen sah, und die Tatsache, dass dort das Herumzeigen von Fotos und Fragen nach vermissten Personen oft unerwünschte Folgen nach sich zog. Ein ungutes Gefühl beschlich sie, und sie verlor jede Lust, noch länger zu bleiben.
    Zwei Tage musste sie auf einen Heimflug warten, also kehrte sie nach Malaga zurück und nahm sich in einem preiswerten Hotel in Flughafennähe ein Zimmer. Jetzt, wo sie sich entschlossen hatte heimzufliegen, konnte es ihr gar nicht schnell genug gehen. Sie rief Kelly an, sagte ihr, wie sehr sie sie vermisse und sich freue, sie wiederzusehen. Sie vermisse sie auch, erwiderte Kelly und fügte dann hinzu, dass mit der Wohnung im Studentenwohnheim, die sie sich mit Alicia und zwei anderen Mädchen teilen würde, nun alles geregelt sei, woraufhin Dominique plötzlich das Gefühl hatte, von ihrer Tochter nicht mehr gebraucht zu werden. Jetzt spinnst du aber, ermahnte sie sich und rief sich in Erinnerung, dass Kelly immer schon recht selbstständig gewesen war und sie selbst inzwischen auch ihr eigenes Leben führte, nicht wahr? Indem sie kreuz und quer durch Europa reiste und nach Brendan Ausschau hielt – der ganze Trip, so fand sie jetzt, war so schlecht geplant wie alles in ihrem bisherigen Leben. Inzwischen war ihr klar geworden, dass sie zu keiner Zeit ernsthaft damit gerechnet hatte, ihn zu finden, dass das Ganze nur eine Ausrede gewesen war, um für eine Weile der Realität zu entfliehen.
    Und jetzt fuhr sie also wieder nach Hause. Und sie würde sich dem stellen müssen, was

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