Bis euch der Pfähler holt!
zumindestangeschossen und verletzt. Wie schwer, das würde sich herausstellen. Ein Adrenalinstoß schoß durch seinen Körper. Innerhalb kurzer Zeit hatte sich das Schicksal zu seinen Gunsten gedreht. Horak war nicht wichtig, er mußte sich um die Blutfrau kümmern.
Die war mit einer Kugel nicht zu stoppen, wohl aber mit einem Eichenpflock.
Marek streckte den Arm aus, als er sich auf der Stelle drehte. Die Tischplatte war leer. Das Glas und der Pfahl waren durch die heftigen Bewegungen über die Kante gerutscht und zu Boden gefallen.
Marek sackte in die Knie. Er hob einen Stuhl an und schrie, als er ihn auf die Blutsaugerin warf. Der Gegenstand krachte vor ihren Körper und schleuderte sie zurück. Für die nächsten Sekunden hatte Frantisek genau die Ruhe bekommen, die er benötigte.
Er kroch über den Boden, denn der Pfahl war unter den Tisch gerollt und dort liegengeblieben. Ein gutes Gefühl durchströmte den Mann, als er ihn an sich riß.
Da kippte der Tisch um.
Dorina hatte voller Wut gegen ihn getreten und ihn seitlich oben an der Tischplatte getroffen. Bevor sie sich allerdings auf ihr Opfer stürzen konnte, schnellte Marek in die Höhe.
Diesmal hatte er den Pfahl.
Nichts befand sich zwischen ihm und ihr.
»Bis daß dich der Pfähler holt!« keuchte er und wuchtete ihn nach vom.
Der Pfahl drang durch den Stoff des weiten Mantels, der dabei aussah, als würde er eine kleine Mulde bilden, aber auch die blieb nicht, denn der Eichenpflock fand seinen Weg weiter, durchbohrte Haut, Fleisch und Knochen und fand das ausgetrocknete Herz des teuflischen Untoten.
Sie schrie nicht, sie röhrte nicht. Sie riß nur den Mund weit auf, aber kein Blutstrahl drang nach draußen.
Sie war zu lange ohne den für sie wichtigen Saft gewesen und innerlich ausgetrocknet.
Dorina taumelte wieder zurück. Die Arme hatte sie halb erhoben und ausgebreitet. Der Pflock blieb in ihrer Brust auch dann noch stecken, als sie neben der Tür gegen die Wand krachte, wo die Pfannen und Töpfe an der Wand hingen. Durch ihre rudernden Arme schleuderte sie das Geschirr zu Boden, daß es nur so schepperte. Ein letzter Schrei drang aas ihrem Mund, aber er hörte sich schon jammernd arr und die Gestalt unter der Kutte sackte zusammen.
Marek war keuchend stehengeblieben. Er stützte sich an einem Bein des umgestürzten Tisches ab und beobachtete, wie die Blutsaugerin verfiel.
Sehr lange hatte sie keinen Lebenssaft mehr bekommen. Sie war trocken geworder sie war zudem alt, und sie wurde das, was sie eigentlich schon längst hätte sein müssen. Eine Mumie mit rissiger Haut.
Da knirschten die Knochen, als sie zerbröseltm. Die Haut war längst zu graubraunem Staub geworden, der auch in die leeren Augenhöhlen rieselte. Dei Pflock, der bisher in ihrer Brust gesteckt hatte, verlor den Halt. Von allein kippte er nach rechts und bliet neben der Gestalt liegen, die unter der Kutte keinen Körper mehr hatte.
Marek stand gebückt da. Er regulierte seinen Atem. Er wollte auch das Zittern unter Kontrolle bekommen. Dabei starrte er zu Boden und sah dicht neben seinem rechten Fuß die Pistole liegen. Es fiel ihm schwer, sich zu bücken und die Waffe aufzuheben. Mit einer müde wirkenden Bewegung steckte ersie ein, dachte dabei an Horak, der längst verschwunden war. Frantisek fragte sich schon jetzt, ob er wieder zurückkommen würde. Es hing von der Schwere der Verletzung ab.
Um die vernichtete Blutsaugerin kümmerte er sich nicht. Er würde deren Reste später wegschaffen, aber er brauchte seinen Pflock, und erhob ihn mit einer ebenso müden Bewegung auf wie zuvor die Pistole. Dann steckte er ihn ein.
Marek hatte die gefüllte Flasche zwar geworfen und auch getroffen, aber sie war beim Aufprall auf den Boden nicht zerbrochen. Einen Schluck konnte er jetzt vertragen.
Wieder mußte Marek sich bücken. Er stellte die Flasche zur Seite und bewegte sich wie in Trance, als er noch den Tisch und später dann den zweiten Stuhl wieder aufrichtete. Eigentlich hätte er Horak jetzt verfolgen müssen, nur stand ihm danach nicht der Sinn. Auch körperlich war er nicht in der Lage, so ließ er sich auf den Stuhl fallen und schaute gegen die offene Tür, durch die die Kälte des Tages drang und ihn wie ein streichelnder Hauch umgab.
Er hatte es geschafft, aber er hatte nicht gewonnen!
Marek zerrte mit zitternden Fingern den Korken aus der Öffnung. Dann setzte er die Flasche an und trank einen kräftigen Schluck. Der Wacholderschnaps rann durch seine Kehle,
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