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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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oder eine Olaf Benz angehabt.«
    » Und woher weißt du, dass es seine Geliebte war und nicht seine Frau?«
    Zwei Kollegen hatten die Befragungen im persönlichen Umfeld des Opfers übernommen. Boesherz würden die Protokolle frühestens am folgenden Tag vorliegen.
    » Sein Ehering war vollkommen abgenutzt und saß so fest, dass die ihn in der Rechtsmedizin wahrscheinlich abschneiden müssen. Den trägt der mindestens schon seit fünfzehn Jahren.«
    Olivia nutzte die Gelegenheit, um noch einmal auf Severins Privatleben zu sprechen zu kommen.
    » Wenn ich dich richtig verstanden habe, würdest du auch gern einen Ehering tragen, oder?«
    Boesherz lächelte verlegen.
    » Das wäre doch eine schöne Mission. Ich kläre nicht nur die Verbrechen der Hauptstadt, ich senke auch gleich noch die Singlequote.«
    » Wie es aussieht, wird das mit den Verbrechen wohl die leichtere Aufgabe werden«, antwortete Olivia und nahm noch einen Schluck Rotwein. » Das ist der Preis für das Leben in einer Metropole. Millionen Menschen, aber keiner will sich auf einen Partner festlegen. Warum hast du deine Heimat eigentlich verlassen? Du hängst doch sehr an ihr.«
    Severin Boesherz hatte schon lange darauf gewartet, dass jemand ihn das fragen würde. Es war offensichtlich, dass er sich in der Hauptstadt nicht zu Hause fühlte, und nicht nur in seinen Erzählungen, auch in seinem Handeln war seine Rheingauer Herkunft allgegenwärtig.
    » Vielleicht gerade deswegen«, antwortete er. » Wenn man im Rheingau allein ist, dann spürt man das irgendwie mehr als in einer Millionenstadt. Vielleicht ist Berlin ja einfach der richtige Ort für mich.«
    Olivia glaubte zu wissen, was Boesherz ihr zu verstehen geben wollte. Mit nachdenklichem Ton sagte sie: » Vielleicht geht es Jack genauso. Vielleicht ist er einfach nur eine traurige Seele, die nach Aufmerksamkeit schreit. Er tötet Menschen, die er für böse hält: Tierquäler, Brandstifter, Schmarotzer. Vielleicht glaubt er, dass die Gesellschaft ihn dafür lieben wird.«
    Boesherz schloss die Augen und atmete tief ein.
    » Hörst du die Musik?«, fragte er dann, während aus dem Wohnzimmer das Duett O lass uns fliehen aus diesen Mauern erklang. » In La Traviata geht es um eine Mätresse, die an Tuberkulose stirbt. Eine von der Gesellschaft ausgegrenzte Frau, die eigentlich nur das sucht, was wir alle suchen.«
    Einige Sekunden lang lauschten beide dem Gesang. Dann fuhr Boesherz fort: » Wir beide sind doch im Grunde auch nicht anders als Jack. Wir jagen Menschen, die Böses tun. Und warum? Um geliebt zu werden.«
    Noch ehe Olivia etwas dazu sagen konnte, klatschte Boesherz in die Hände, öffnete eine Tür seines Küchenschranks, entnahm zwei Teller und begann, das Winzergulasch anzurichten.
    » Morgen kommt eine Expertin ins Team«, kündigte er währenddessen an. » Hoffen wir, dass sie unsere Arbeit nicht allzu sehr behindert.«
    » Hoffen wir lieber, dass sie keine gefälschte Tasche trägt«, konterte Olivia und fügte hinzu: » Du bist klug, siehst gut aus, kannst kochen und hast einen guten Geschmack. Eigentlich sollte doch…«
    » Liebe Olivia, lass uns jetzt bitte mal auf etwas trinken«, unterbrach Boesherz und setzte die Teller ab, die er gerade zum Esstisch hatte bringen wollen. » Lass uns darauf anstoßen, dass die Herrschaften Eigentlich, Hätte, Könnte und Müsste heute Abend Hausverbot haben.«
    Severin und Olivia hoben die Gläser und stießen mit dem Quercus an.
    » Na gut, aber wenn wir schon einen Themen-Türsteher haben, dann soll er Jack heute Abend bitte auch nicht mehr reinlassen«, fügte Olivia hinzu.
    Und während Boesherz schließlich die Teller ins Wohnzimmer brachte, gestand er: » Ich wäre schon zufrieden, wenn sein nächstes Opfer nicht vor dem Espresso gefunden wird. Das wäre sonst nämlich das zweite Dinner an einem Tag, das er mir versauen würde. Nur mit dem Unterschied, dass ich mich dieses Mal nicht darüber freuen würde.«

12
    Anselm war angespannt, aber hoch konzentriert. Immer wieder versetzten ihn die Geräusche von Schritten im Schnee oder heranfahrenden Autos in Alarmbereitschaft. Zudem ließen ihn die Dunkelheit und die unwirtliche Kälte keine Sekunde lang zur Ruhe kommen. Um sein Auto während der Wartezeit heizen zu können, hätte er den Motor laufen lassen müssen. Das Risiko, aufmerksame Anwohner dadurch misstrauisch zu machen, konnte er aber unmöglich in Kauf nehmen. Es war ihm schon unangenehm genug, dass er direkt unter einer

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