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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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dazu?«
    »Jetzt klingt es schon weniger nach Zufall.«
    »Wir könnten uns völlig irren, was das Motiv angeht, Cat. Jetzt haben wir eine direkte Verbindung zwischen den Opfern, keinen Umweg über die Frauen, die zufällig mit ihnen verwandt sind.«
    »Aber Malik ist ein Teil dieser Verbindung, und wir sind durch die weiblichen Verwandten auf Malik gestoßen.«
    Sean nickt. »Du hast Recht. Und wenn diese Morde mit Vietnam zu tun haben, warum sehen wir dann offensichtlich Sexualmorde?«
    »Vielleicht ist das nur Verschleierung. Denk mal darüber nach. Es hat keinerlei sexuelle Penetration stattgefunden, bei keinem der Opfer. Kein Sperma an irgendeinem der Tatorte, was bedeutet, dass der Täter auch nicht masturbiert hat, es sei denn, in ein Kondom. Aber ich habe einfach nicht das Gefühl, wenn ich diese Tatorte ansehe. Für mich sehen diese Morde aus wie Bestrafungen. Unser unsub bestraft seine Opfer für etwas, das sich in der Vergangenheit ereignet hat. Die Bisse vor dem Tod … es könnte Folter sein, aber auch Strafe. Oder Demütigung. Genau wie die Nacktheit der Opfer … Demütigung.«
    »Du bist zu schnell«, sagt Sean.
    »Was ist mit den Schüssen?«, frage ich. »Warum haben die Nachbarn die Schüsse nicht gehört?«
    »Wir gehen von einem Schalldämpfer aus.«
    »Für eine Hosentaschenwaffe?«
    »Verdammt, heutzutage kriegt man für alles Schalldämpfer, sogar für Elektrogeräte in der Garagenwerkstatt.«
    »Klingt jedenfalls nach etwas, womit sich ein Vietnam-Veteran auskennen könnte. Calhouns Leichnam wurde von der Haushaltshilfe gefunden?«
    »Richtig. Sie arbeitet seit sieben Jahren für ihn.«
    Während ich ohne Ergebnis nach neuen Blickwinkeln auf die bekannten Fakten suche, summt Seans Mobiltelefon erneut. Er blickt auf das Display und dann zu mir. »Es ist John Kaiser. Kaiser hat ebenfalls in Vietnam gedient. Ich frage mich, was er von dieser Sache hält.«
    Sean nimmt das Gespräch entgegen und lauscht für einige Sekunden. Als er das Telefon weglegt, steht sein Mund fassungslos offen.
    »Was ist? Was ist passiert?«
    Er schüttelt den Kopf, als stünde er unter Schock. JeglicheFarbe ist aus seinem Gesicht gewichen. »Vor zwanzig Minuten hat Nathan Malik bei der Sonderkommission angerufen und gesagt, er will mir dir reden.«
    Mein Blutdruck sinkt um zwanzig Punkte, und ich weiß, dass etwas Unangenehmes auf mich zukommt. »Du hast noch nicht alles gehört. Kaiser ist draußen.«
    »Wo, draußen? Hier? Vor meinem Haus?«
    »Er wusste, dass ich hier bin, Cat.«
    »O Gott! Wirst du beschattet?«
    »Ich hab nicht die geringste Ahnung. Vielleicht hat Joey ihnen erzählt, dass ich hier bin.«
    Ein energisches Klopfen hallt durchs Haus. Wir wirbeln beide herum in Richtung Garagentür, als erwarteten wir, dass sie jeden Moment auffliegt, doch nichts dergleichen geschieht.
    Sean starrt mich in benommener Panik an.
    Ich zucke resignierend die Schultern. »Ich schätze, es ist besser, wenn wir den Mann hereinlassen.«

15
    S pecial Agent John Kaiser ist größer als Sean, und er füllt den Raum in meiner Küche auf eine andere Weise aus. Er wirkt irgendwie weniger flüchtig. Und obwohl er sich reservierter gibt als Sean, scheint er durchaus imstande zu sein, blitzartig zu reagieren, falls erforderlich. Das freundliche Gesicht vom Mordschauplatz von LeGendre ist verschwunden, verdrängt von einem durchdringenden Blick, dem nicht die kleinste Kleinigkeit entgeht.
    »Dr. Ferry«, sagt er und nickt knapp in meine Richtung.
    »Ist das ein Witz oder was?«, frage ich. »Haben Sie sich das ausgedacht, um Sean und mich zu erschrecken?«
    »Kein Witz. Nathan Malik hat um ein persönlichesGespräch mit Ihnen gebeten.« Kaisers Augen verraten mir, dass er nicht lügt. »Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    »Nein! Selbstverständlich nicht!«
    »Haben Sie mir wirklich alles erzählt aus der Zeit an der Universität in Jackson, als Sie und Jonathan Gentry dort waren?«
    »Absolut.«
    Kaiser wirft einen Blick zu Sean, bevor er mich wieder ansieht. »Würden Sie sich an alles aus jener Zeit erinnern?«
    »Was meinen Sie?«
    »Es heißt, Sie hätten damals viel getrunken.«
    Der Versuch des fbi-Mannes, taktvoll zu bleiben, schmälert nicht mein Gefühl, angegriffen zu werden. Ich sehe zu Sean hinüber, doch er starrt blicklos und mit hartem Unterkiefer geradeaus. »Was wollen Sie damit andeuten, zum Teufel?«, brause ich auf. »Was hat das zu bedeuten?«
    Kaisers Blick wankt nicht eine Sekunde. »Sie haben mich ganz

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