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Bitterer Chianti

Bitterer Chianti

Titel: Bitterer Chianti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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offen. So viel Pech, wie wir auf einmal hatten ...»
    Zwei Stunden lang ließ man Frank im heißesten Raum des Kommissariats in Castellina schmoren. Leute kamen und gingen, sie wurden von den zahlreichen Beamten rasch abgefertigt. Trotz mehrmaliger Bitte bekam Frank nicht einmal ein Glas Wasser, sodass er sich gezwungen sah, Leitungswasser von der Herrentoilette zu trinken. Dann befahl man ihn in einen kahlen Raum mit zwei Stühlen und einem Schreibtisch und ließ ihn dort aufs Neue warten.
    Als der Commissario den Raum betrat, mit einem Revolver im Schulterhalfter, protestierte Frank gegen die entwürdigende Behandlung.
    «Was regen Sie sich auf? Sie waren für acht Uhr bestellt. Bei Ihnen in Deutschland mag es üblich sein, Vorladungen nicht zu folgen. Bei uns in Italien ist so etwas strafbar! Ich kann Sie auch festnehmen lassen.»
    «Bei uns werden Polizisten bestraft, die nachts andere Menschen niederschlagen!»
    «Che orribile! Wer hat das getan?»
    «Sie!»
    «Wann?»
    «Mittwochabend!»
    Der Commissario ging zur Tür und rief etwas in den Flur. Kurz darauf trat grinsend der junge Carabiniere ein, der das Protokoll des Überfalls aufgenommen hatte. Commissario Sassarella legte den Arm um seine Schulter und zeigte auf Frank:
    «Dieser Deutsche behauptet allen Ernstes, dass ich ihn Mittwochabend niedergeschlagen hätte. Wir waren den gesamten Abend über zusammen. Du hättest doch etwas davon bemerkt, oder etwa nicht?»
    Gespielt entrüstet blickte ihn der Carabiniere an: «Commissario, das ist doch völliger Unsinn, was dieser Signore erzählt. Das ist eindeutig Beamtenbeleidigung.»
    Es klang, als suchten sie einen Vorwand für eine weitere Misshandlung. Wo blieb nur dieser verfluchte Anwalt? Am Telefon hatte er gesagt, dass er sofort herkommen würde. Frank stand auf und schob sich an der Wand in Richtung Tür.
    «Immer mit der Ruhe. Setzen Sie sich. Und du», der Commissario hob den Zeigefinger und wies auf den Carabiniere, «du bleibst hier. Wer weiß, was dieser Deutsche noch alles behauptet, um unsere Polizei zu verunglimpfen?»
    Der junge Mann grinste böse und stellte sich mit verschränkten Armen vor die Tür. Frank schwante nichts Gutes, als der Commissario Platz nahm, die Hände flach auf den Schreibtisch legte und vor sich hin starrte: «Wenn Sie so etwas Ähnliches nochmal behaupten, kann ich leider für nichts garantieren. Wenn Sie uns angreifen, reagieren wir, in Notwehr, capisce? Ist das deutlich genug?»
    «Ich sage nichts ohne Anwalt.»
    «Sie wissen gar nicht, was wir von Ihnen wollen. Also lassen Sie Luft ab.» Der Commissario ließ sich Zeit, betrachtete Frank von oben bis unten, legte den Kopf zur Seite, stand auf, ging um den Schreibtisch herum und setzte sich auf die Tischplatte, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    «Was soll der Unsinn?», sagte Frank. «Wollen Sie mich einschüchtern? Fragen Sie, los. Was wollen Sie wissen?»
    «Wir haben unendlich viel Zeit, Signor Gatow.» Der Commissario schüttelte den Kopf. «Und Sie werden auch noch viel Zeit haben – sehr viel – im Gefängnis.»
    Breitbeinig baute er sich vor Frank auf und zwang ihn, zu ihm hochzublicken. «Wo ist der Terminkalender von Niccolò Palermo?»
    «Woher soll ich das wissen?»
    «Sie haben ihn verschwinden lassen, weil Ihr Name darin erwähnt ist. Signora Palermo hat mitbekommen, wie Sie den Termin vereinbarten und ihr Mann den Namen Gatow eintrug.»
    «Wir waren Montag um 16.30 Uhr verabredet. Und wie soll ich an den Terminkalender gekommen sein? Ich denke, der ist... Graf Solcari sagte mir ...»
    «Ihre Beziehungen helfen Ihnen einen Dreck. Sie haben die Verabredung genutzt, um die beiden umzubringen ...»
    «Sie sind ja total durchgeknallt!» Frank wollte empört aufspringen, so absurd war diese Anschuldigung, aber der Carabiniere drückte ihn von hinten auf den Stuhl zurück.
    «Die Sache mit dem Überfall haben Sie erfunden!» Jetzt wurde der Commissario laut: «Die Männer mit den Sonnenbrillen hat niemand gesehen. Die haben Sie sich ausgedacht, der billigste Trick, den ich kenne. Hat noch nie funktioniert.»
    «Sie sind ja – wahnsinnig.» Panik erfasste Frank. Er sah sich schon unter Mordverdacht verhaftet.
    «Der nächste Punkt: Francesco Folinari gegenüber haben Sie behauptet, die Kamera sei beim Fotografieren im Gebirge heruntergefallen. Uns hingegen ...»
    «Wer ist verdammt nochmal Francesco Folinari?», fuhr Frank dazwischen.
    «Er betreibt eine Werkstatt in Florenz, die Sie letzten Dienstag

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