Blackmail: Thriller (German Edition)
Kodes. ›Rot‹ und ›Blau‹. Wenn ich ›Blau‹ höre, versuche ich Mia rauszuholen, ohne Bakic zu verletzen. Wenn ihr ›Rot‹ sagt, erledige ich ihn.«
»Verstanden«, sage ich.
»Kapiert«, sagt Logan. »Warum hat sie ihren Sender noch nicht eingeschaltet?«
»Keine Sorge, sie wird es schon noch tun«, sagt Daniel. »Sie hat ihn in der Handtasche.«
Er lehnt sein Scharfschützengewehr gegen den Stamm des Pekannussbaums und schultert die MP5. »Weiß einer irgendwas über die innere Aufteilung dieses Hauses?«
»Es gibt üblicherweise vier große Räume im Erdgeschoss und vier weitere oben«, sage ich. »Unten müsstest du außerdem eine große Halle vorfinden mit einer breiten Treppe, dann noch eine weitere Treppe hinten für die Dienstboten. Ich weißnicht, wie viel innen nach dem Feuer noch intakt geblieben ist. Selbst wenn die Treppen noch vorhanden sind, tragen sie dein Gewicht vielleicht nicht mehr.«
»Das ist besser als nichts«, sagt Kelly und sieht uns beide fragend an. »Die Kodes?«
»Blau für Mia retten«, sage ich.
»Rot für Tod«, sagt Logan.
Kelly nickt. »Tot wie ein Stein, Chief.« Er grinst mir zu; dann wendet er sich ab und huscht in die Dunkelheit davon.
»Hey«, rufe ich ihm leise hinterher.
Er dreht sich um und sieht mich an.
»Pass bitte gut auf dieses Mädchen auf. Sie ist pures Gold.«
Kelly lächelt. »Das hab ich auf den ersten Blick erkannt, Penn. Keine Sorge.«
Er winkt; dann wendet er sich ab und verschwindet unter den Bäumen.
40
L ogan sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an, die Lippen blass in der Dunkelheit. »Ich meinte das ernst mit den Fallen, Penn. Der Anwalt des Besitzers hat das Police Department informiert, sodass wir Bescheid wissen. Das Fire Department ist ebenfalls informiert. Der Besitzer wollte sich rückversichern für den Fall, dass jemand ihn gerichtlich belangt.«
»Der kann mich mal. Es war kein Landstreicher, der dieses Haus niedergebrannt hat. Es war ein elektrischer Kurzschluss. Der Mistkerl hat alles einfach verrotten lassen, und das Feuer war die Folge davon.«
»Sicher«, sagt Logan.
Ich gehe zu einem Baumstamm, um mich dagegenzulehnen, als ein schrilles Quäken mich zusammenzucken lässt. Danndurchdringt Musik wie aus einem billigen Radio die Dunkelheit. Coldplay. Die Musik wird leiser, und Mias Stimme flüstert uns zu: »Alicia ist gerade nach drinnen gegangen. Ich sitze im Wagen. Sie hat mein Handy mitgenommen und gesagt, dass ich mich nicht vom Fleck rühren soll. Sie sagt, es wäre lebensgefährlich, hier ahnungslos herumzulaufen. Deswegen hat Marko dieses Haus als Versteck ausgesucht.«
»Sie soll still sein«, sagt Logan. »Wahrscheinlich beobachtet Marko sie von irgendwoher.«
»Das ist nicht der Grund, warum er dieses Haus ausgesucht hat«, überlege ich laut, während ich zwischen den Bäumen hindurch auf die dunkle Ruine starre. »Das hier sieht aus wie Sarajewo. Deswegen hat er es als Versteck genommen.«
»Die Einheimischen denken nicht mehr an dieses Haus«, sinniert Logan. »Sie kommen jeden Tag hier vorbei, aber es könnte genauso gut nicht mehr da sein.«
»Es ist ein totes Haus.«
»Sie kommt raus« , flüstert Mia. »Nein, es ist Marko.«
»Er ist da«, murmele ich. »Er wartet auf dich.«
»Das ist brandgefährlich!«, sagt Logan. »Es könnte verdammt schieflaufen für das Mädchen. Ist sie überhaupt schon achtzehn?«
»Ja.«
»Komm mit, Mia« , sagt eine kindlich hohe Stimme – Alicias Stimme. »Er wartet auf dich, okay?«
Das Geräusch von Schritten auf nassem Kies kommt durch den Empfänger.
»Nehmen Sie auf?«, frage ich.
»Jedes Wort.«
»Das ist doch Scheiße« , sagt Alicia. »Ich weiß nicht, was du dir dabei denkst, aber das ist Scheiße.«
Mia antwortet nicht.
»Ich weiß, dass du ihn für dich selbst haben willst«, fährt Alicia fort. Ihre Stimme zittert vor Angst. »Aber du kriegst ihn nicht!«
»Ich hatte ihn schon«, sagt Mia. »Deswegen bin ich nicht hier. Ich will nur verhindern, dass er für den Rest seines Lebens in den Knast muss.«
»Du bist eine Lügnerin.«
Das Knirschen hört auf.
»Sie gehen um das Haus herum«, sagt Logan. »Durchs Gras. Wir hätten es gehört, wenn sie über die Veranda gegangen wären.«
»Genau hier« , sagt Alicia. »Hilf mir hoch.«
»Was denn, durchs Fenster?« , fragt Mia.
»Du siehst doch, was ich tue, oder?«
Holz schrammt über Holz. Die Mädchen klettern durch das Fenster. Dann höre ich das Geräusch von Absätzen auf
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