Blackmail: Thriller (German Edition)
kichern hören.
»Gehst du wirklich nach L. A.?«
»Ja. Ich kann es nicht glauben. Ich hätte nie gedacht, dass ich dieses Kaff hier vermissen würde. Aber jetzt …«
»Warum gehst du heute Nacht schon?«
Ich höre das Rascheln von Kleidung. »Was?«
»Treib es nicht auf die Spitze, Mia!«, sage ich flehend.
»Ich frage mich, wieso ausgerechnet heute Nacht. Ist es wegen der Verhandlung? Wolltest du abwarten, bis sie vorbei ist?«
Stille folgt dieser Frage. Und in der Stille verändert sich irgendetwas. Ich spüre es kommen wie das Heranschleichen eines Raubtiers in der Dunkelheit.
»Lass uns irgendwo anders hingehen«, sagt Marko unvermittelt.
»Was hat er vor?«, fragt Logan.
»Warum?« , fragt Mia.
»Ich glaube, Alicia beobachtet uns immer noch.«
»Ich dachte, das gefällt dir?«
»Vielleicht ein andermal. Aber nicht heute Nacht. Heute Nacht gibt es nur uns beide.«
Schritte auf Holz, rascher als zuvor.
»Warte«, protestiert Mia. »Meine Handtasche!«
»Wozu brauchst du die?«
»Mädchensachen.«
»Okay.«
Eine kurze Pause; dann sagt Marko: »Das ist eine coole Tasche. Lass mich sehen.«
Meine Kehle schnürt sich vor aufkeimendem Entsetzen zusammen.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, flucht Logan.
»Gib sie wieder her!«, protestiert Mia. »Das sind meine privaten Sachen!«
Marko lacht, dann höre ich einen Schlag.
»Hey! Nimm die Finger da raus!«
Das Geräusch von Marko, der die Handtasche durchwühlt, hört sich so laut an wie Mobiliar, das jemand durchs Haus schiebt.
»Sollen wir Kelly reinschicken?«, fragt Logan mit gepresster Stimme.
»Machen Sie sich bereit«, sage ich zu ihm.
Das Wühlen hört auf. »Was haben wir denn hier« , sagt Marko. »Tampax, wie? Hast du deine Periode?«
»Das hat dich doch früher auch nie gestört.«
Raffiniertes Lachen. »Komm, gehen wir irgendwohin, wo wir ungestört sind.«
»Er hat den Sender nicht gefunden!«, haucht Logan. »Ich kann es nicht fassen!«
»Wohin gehen wir?« , fragt Mia.
Die Haare in meinem Nacken richten sich auf. Mias letzter Satz ist nur halb so laut aus dem Empfänger gekommen wie die vorherige Unterhaltung.
»Er hat ihn gefunden«, sage ich.
»Meinen Sie?«, fragt Logan.
»Mias Signal wird schwächer.«
»Sie entfernen sich von der Handtasche. Sie gehen aus dem Zimmer.«
Ich kauere mich vor den Empfänger und lausche angestrengt. Im Hintergrund ist jetzt statisches Rauschen zu hören. Vorher war keines da. Die Stimmen kommen und gehen, wie bei einem Handygespräch am Rand der Reichweite eines Funkmastes.
»Geben Sie mir Ihr Walkie-Talkie, Don.«
»Sicher?«
»Jetzt, sofort.«
Er reicht mir sein Walkie-Talkie. Ich drücke auf den Sendeknopf und sage: »Blau. Ich wiederhole, blau. Blau, ich wiederhole, blau. Bestätigen.«
Zwei Klicks kommen zur Antwort.
Erleichterung durchflutet mich mit der Macht von Cyrus’ Heroin.
»Kelly geht rein«, sage ich zu Logan. »Gott sei Dank.«
»Wir waren verrückt, sie da reinzuschicken«, murmelt Logan. »Also doch die drei Stooges.«
Als die Explosion erfolgt, bin ich nicht sicher, ob ich das Geräusch aus dem Empfänger gehört habe oder durch die Bäume hindurch.
Logan starrt mich aus weit aufgerissenen Augen an. »Was war das?«
»Eine Schrotflinte?«
Er schüttelt den Kopf. »Klang eher wie eine Granate, wenn Sie mich fragen.«
Meine Haut wird plötzlich kalt. Kelly hat keine Granaten bei sich.
Logan wirft sich flach auf den Boden und legt das Ohr an den Empfänger. »Nichts.«
»Vielleicht eine Sprengfalle?«, schlage ich vor.
Logan steht auf und zieht seinen Revolver aus dem Halfter. »Ich gehe rein.«
Ich will ebenfalls ins Haus, aber ich kann unmöglich mit ihm mithalten. »Soll ich einen Notruf absetzen und Verstärkung anfordern?«
»Das mache ich. Sie warten hier, bis die Einsatzkräfte da sind. Zeigen sie ihnen, wohin sie müssen.«
Ich nicke, doch Logan rennt bereits den Hang hinauf, den Revolver in der einen und ein Polizeifunkgerät in der anderen Hand. Während ich ihm hinterherstarre, wird mir eines vollkommen klar. Was immer dort oben geschieht – es ist vorbei, bevor Verstärkung eintreffen kann. Mehr als alles andere möchte ich Kelly über das Walkie-Talkie rufen, aber er hatmich unmissverständlich instruiert, es nicht zu tun. Wenn ich ihm helfen kann, meldet er sich bei mir. Es sei denn, er ist tot.
Es gibt nur eines, das ich zur Unterstützung leisten kann.
Nachdenken.
Ich gehe langsam in Richtung des Hauses. Ardenwood liegt
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