Blackout - Kein Entrinnen
anerkennend. »Schon viel besser. Ha, sieh mal! Dort ist der Lieferwagen des Serienmörders!« Es war ein bisschen seltsam, einen ausgebrannten Kleinbus aus der Zeit vor dem Erwachen als Wegmarke zu benutzen, aber zu einem gewissen Grad war es auch logisch. In einer derart heruntergekommenen Gegend konnte man keine Wandfarben oder Hausnummern verwenden, um sich zu orientieren. Die Anweisung: »Biegen Sie an dem Haus mit der Farbe von pürierten Eingeweiden links ab«, hätte noch weniger vertrauenserweckend geklungen als: »Biegen Sie bei dem Kleintransporter eines Serienkillers links ab.«
»Gut«, sagte Maggie.
»Du klingst nicht begeistert.«
»Das liegt daran, dass ich lieber zu Hause bei meinen Hunden wäre und Pornos schreiben würde.«
Ich warf einen Blick zu ihr hinüber. »Das kannst du bald wieder machen.«
Darauf wusste sie nichts zu sagen.
Der Wagen rumpelte und polterte die Auffahrt hinab zur Hirnschale. Vor der Garage hielt ich an und stellte den Motor ab. Dann warteten wir.
George streckte den Kopf durch die Sitze. »Gibt es einen Grund dafür, dass wir hier rumsitzen?«
»Ja.«
»Und der wäre …?«
»Das Haus ist voller Verrückter, die nur auf einen Vorwand warten, uns in einen unserer Körperteile zu schießen – sehr wahrscheinlich sogar mehrere. Deshalb warten wir im Auto, bis sie uns sagen, dass wir reinkommen dürfen.« Laut ausgesprochen klang es noch viel lächerlicher, als es tatsächlich war. Aber es reichte nicht aus, um mich aus dem Wagen zu bringen.
»So eine Verrückte wie die da?«, fragte George und deutete auf mein Fenster.
Ich wandte mich um.
Auf einem halb abgestorbenen Baum, der sich am Rand des Innenhofs in die Erde krallte, hockte die Füchsin. Trotz ihres in drei verschiedenen Farben getönten Haars und der Beinwärmer in Regenbogenfarben, hatte sie es irgendwie geschafft, unbemerkt zu bleiben. Als sie sah, dass wir zu ihr hochschauten, hob sie die Hand und winkte vergnügt. Dann sprang sie auf den ehemaligen Rasen herab, wo man jetzt nur noch rissige Erde sah, und schlenderte auf uns zu.
Als sie bei uns ankam, hatte ich das Fenster schon heruntergelassen. Meine Hände ruhten gut sichtbar auf dem Armaturenbrett.
»Hi«, sagte sie und spähte an mir vorbei zu George. Sie hielt eine große Knarre in der Hand, und ich war mir ziemlich sicher, dass sie die auf dem Baum noch nicht gehabt hatte. Ich hatte aber auch nicht bemerkt, wie sie sie gezogen hatte. Damit wuchs meine Überzeugung, dass diese Frau nicht nur verrückt, sondern auch extrem gefährlich war. »Wie heißt du? Du warst letztes Mal nicht dabei.«
Georgia sah sie gelassen an. Die Sonnenbrille half ihr dabei. Wenn die Augen sie nicht verraten konnten, gelang es ihr besser, unbeeindruckt zu wirken. »Georgia Mason, Journalistin. Und du bist?«
»Ich?« Die Füchsin blinzelte sie an und legte den Kopf schief. »Ich bin Foxy. Früher hat man mich Elaine genannt, und alles war langweilig, und ich war immer traurig. Aber jetzt ist es besser. Wenn ich du wäre, würde ich diese Frage nicht noch einmal stellen.«
George runzelte die Stirn. »Nicht? Wieso nicht?«
»Oh, weil, wenn die Katze hört, dass du mich ausfragst, dann bittet sie mich nachher bestimmt, dass ich dir ein paar Kugeln in den Kopf jagen soll. Damit du lernst, dass man hier nicht rumschnüffelt. Und wahrscheinlich werde ich das dann auch tun, denn sie bäckt die besten Kekse, und ich werde nicht gern daran erinnert, dass ich früher einmal traurig gewesen bin.« Die Füchsin klang so, als wäre das alles vollkommen vernünftig. In ihrem kleinen, verwirrten Kopf war das wahrscheinlich auch so.
Ich ging dazwischen, bevor George noch etwas sagen konnte. »Foxy, wir haben den vereinbarten Auftrag ausgeführt. Dürfen wir reinkommen, um uns darüber zu unterhalten, was als Nächstes passieren soll?«
»Oh, klar.« Die Füchsin strahlte und entfernte sich mit zwei kurzen Sprüngen vom Wagen. »Kommt rein. Ich wette, die Katze wird jubeln, wenn sie euch sieht!«
Hinter mir hörte ich Becks murmeln: »Nur, wenn sie wirklich gute Ideen hat, wie man Leuten bei lebendigem Leibe die Haut abzieht.«
»Ihr habt die Dame gehört, Leute«, sagte ich in der Hoffnung, dass die Füchsin das nicht gehört hatte. Falls dies der Fall war, schien es ihr nichts auszumachen. Sie wiegte sich auf den Fersen vor und zurück und sah in den Himmel, die Pistole noch immer in der Hand und auf den Wagen gerichtet. Ich war überzeugt, dass sie ihren Irrsinn nicht
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