Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
wichtiger, die Leute dort herauszuholen. Ich habe gestern Abend noch mit meinem Vater gesprochen, bevor ich zu dir gekommen bin. Er hat sofort Boten überall hingeschickt, damit sie die Nachricht verbreiten.«
»Gut. Wir müssen uns ohnehin hauptsächlich auf die Ausbildung der Truppen konzentrieren. Ihr habt Wachen und – Ritter vielleicht?«
»Ja.«
»Sie haben zwar Grundkenntnisse im Kämpfen, aber das hier ist etwas anderes. Außerdem muss die Bevölkerung darauf vorbereitet werden, sich selbst zu verteidigen. Und wir müssen an den Fallen arbeiten. Ich möchte mir auch den Kampfplatz aus der Nähe anschauen.«
Sie aß und redete gleichzeitig. »Wir müssen Trainingsbereiche schaffen, für das Militär wie für die Zivilbevölkerung. Wir müssen uns um Waffen, Ausrüstung und Transport kümmern. Und wir brauchen eine Arbeitsmöglichkeit für Hoyt und Glenna.«
»Wir werden uns um alles kümmern.«
Sein ruhiger Tonfall erinnerte sie daran, dass er sich jetzt auf vertrautem Terrain befand. Er kannte das Land und seine Bewohner, sie nicht.
»Ich kenne die Hackordnung nicht, die Kommandokette«, sagte sie. »Wer wofür zuständig ist.«
Er schenkte ihnen beiden noch eine Tasse Tee ein. Einen Moment lang dachte er, wie nett es doch war, gemeinsam zu frühstücken, auch wenn sie dabei über Krieg redeten.
»Bis das Schwert aus dem Stein gezogen wird, regiert mein Vater als Oberhaupt der ersten Familie in Geall. Er ist kein König und wird auch nie einer werden, aber ich glaube, Moira ist der Ansicht, dass die Männer … das Militär, wie du es nennst, ihm vertrauen. Sie werden natürlich
dem Herrscher folgen, dem, der das Schwert herauszieht, aber …«
»Dein Vater hat sich in ihren Augen schon bewährt, und deshalb können sie seine Befehle befolgen und sich besser an die Vorstellung dieses Krieges gewöhnen. Ich verstehe. Es ist klug von Moira, noch ein bisschen zu warten, ehe sie das Kommando übernimmt.«
»Ja, das stimmt. Und sie hat auch Angst.«
»Dass sie nicht diejenige sein könnte, die das Schwert herauszieht?«
Larkin schüttelte den Kopf. »Nein, das tut sie auf jeden Fall. Sie hat eher Angst davor, dass sie die Königin sein könnte, die ihr Volk in Tod und Verderben schicken muss. Der Gedanke quält sie.«
»Es ist doch Lilith, die Tod und Verderben bringt.«
»Aber Moira muss ihnen sagen, dass sie kämpfen sollen. Seit Generationen herrscht in Geall Frieden, und dass es unter ihr anders sein soll, lastet schwer auf ihr.«
»Das sollte es auch. Es sollte einem nie leichtfallen, eine ganze Welt in den Krieg zu schicken. Und wenn sie es nicht ist, Larkin? Wenn sie nicht diejenige ist, die das Schwert herausziehen soll?«
»Sie war das einzige Kind der Königin. In ihrer Linie gibt es sonst niemanden mehr.«
»Aber das kann sich doch verschieben. Und dann wärst du an der Reihe.«
»Hüte deine Zunge, Weib.« Als sie nicht lächelte, seuzte er. »Ja, dann wäre ich an der Reihe. Mein Bruder, meine Schwester. Die Kinder meiner Schwester. Allerdings ist das Älteste erst vier. Auch mein Bruder ist fast noch ein Junge, und ihn begeistert die Landwirtschaft. Meine Schwester möchte sich nur um ihre Kinder und um ihr Zuhause kümmern. Die beiden könnten nie regieren, und ich
kann mir nicht vorstellen, dass die Götter ihnen ernsthaft diese Aufgabe übertrügen.«
»Aber dir?«
Er blickte sie an. »Ich wollte es auch nie, egal ob im Krieg oder im Frieden.«
»Das Volk würde dir folgen. Sie kennen dich und vertrauen dir.«
»Das mag sein. Und ich hätte auch keine andere Wahl, wenn es wirklich dazu käme. Aber die Krone ist nicht das, was ich erstrebe. Blair«, er ergriff ihre Hand, »du musst doch wissen, was ich mir wünsche.«
»Wünsche, Träume. Wir bekommen nicht immer, was wir uns erbitten, also müssen wir nehmen, was uns geboten wird.«
»Und was ist in deinem Herzen? In meinem? Ich möchte …«
»Entschuldigung.« Moira stand in der Tür. »Es tut mir leid, euch stören zu müssen, aber mein Onkel hat mit den Wachen und mit dem inneren Zirkel der Ritter gesprochen. Ihr sollt in den Festsaal kommen.«
»Dann sollten wir das jetzt tun«, sagte Blair und stand auf.
In Jeans und schwarzem Pullover kam sie sich underdressed vor. Zum ersten Mal seit ihrer Bekanntschaft trug Moira ein Kleid. Es war schlicht und elegant, in einem blassen Rot, und fiel von einer hohen, gerafften Taille gerade herunter.
Ihr Silberkreuz hing zwischen ihren Brüsten, und auf dem Kopf trug
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