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Blood Target: Thriller (German Edition)

Blood Target: Thriller (German Edition)

Titel: Blood Target: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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setzte sich auf und riss die Pistole herum, wollte Hart anvisieren, doch dann ließ er die Waffe plötzlich fallen. Weil er keine Luft mehr bekam.
    Panik verzerrte sein Gesicht.
    Er griff sich an die Kehle. Seine weit aufgerissenen Augen starrten auf einen Punkt weit jenseits der Küche. Er riss den Mund auf und steckte ein paar Finger hinein, aber Victor wusste, dass er sie niemals so weit hinunterstecken konnte, um die Luftröhre, die Hart mit seinem Tritt zerquetscht hatte, wieder zu öffnen. Jaeger keuchte, prustete und zuckte und wurde mit jeder Sekunde roter im Gesicht.
    Alle anderen sahen zu.
    Nachdem eine halbe Minute mit fruchtlosen Bemühungen verstrichen war, taumelte er quer durch die Küche und stieß alle beiseite, die ihm nicht schnell genug ausweichen konnten. Er riss eine Schublade auf und dann noch eine, weil er in der ersten nicht fand, was er suchte.
    Jaeger nahm eine Schere heraus und ließ sie erst einmal fallen. Durch den rasenden Herzschlag war seine Feinmotorik praktisch nicht mehr existent. Er fiel auf die Knie und hob die Schere auf. Er versuchte gar nicht mehr aufzustehen – seine Sauerstoffversorgung war jetzt schon fast eine Minute lang unterbrochen, und er hatte dazu weder die Kraft noch die Zeit.
    Er legte den Kopf in den Nacken und tastete mit der linken Hand nach der kleinen Mulde oberhalb des Brustkorbs, wo die Schlüsselbeine aneinanderstießen und die Luftröhre nur von einer dünnen Hautschicht geschützt wurde.
    »Sieh nicht hin«, sagte Victor zu Francesca.
    Sie hörte nicht auf ihn. Vielleicht hatten seine Worte und Jaegers Verhalten sie in einen Schockzustand versetzt, in Angst und Verwirrung gestürzt. Doch dann sah er, dass das keineswegs so war. Sie sah zu, weil sie neugierig war. Weil sie sich nichts entgehen lassen wollte. Sie beobachtete aufmerksam, wie Jaeger sich die Schere in den Hals rammte.
    Es war ein ganz normales Küchengerät, kein Skalpell. Die Spitzen waren aus Sicherheitsgründen abgerundet. Mit dem ersten Versuch fügte Jaeger sich zwar eine blutende Wunde zu, schaffte es aber nicht, den Knorpel zu durchstoßen.
    Victor war sich sicher, dass Jaeger unter anderen Umständen mit dieser Schere sogar einen Schädelknochen hätte durchstoßen können, aber er war schwach und dabei zu sterben und besaß nur noch einen Bruchteil seiner eigentlichen Kraft. Jaeger machte noch einen Versuch und dann noch einen, stach immer wilder und unkontrollierter auf seine Kehle ein, während der Sauerstoffmangel sich immer deutlicher bemerkbar machte. Seine Hand, sein Hemd, alles war mit Blut verschmiert. Hautfetzen hingen an seinem Hals herab.
    Er sackte auf die linke Seite, das Gesicht geschwollen und blau angelaufen, während seine geröteten Augen weit aus den Höhlen traten. Noch ein letzter, halbherziger Versuch, die Schere in den Hals zu stechen. Dann nichts mehr.
    Einen langen Augenblick lang war es still. Niemand sagte ein Wort. Hart hob die Pistole vom Boden auf und gab sie Leeson zurück.
    »Hätte es funktioniert?«, wollte Coughlin schließlich wissen. Er blickte sich um, wusste nicht, wer ihm antworten konnte.
    »Ja«, sagte Victor. »Wenn er die Schere ein klein wenig geöffnet hätte, dann wäre ein Atemloch entstanden.«
    Hart nickte. »Er hat nie aufgegeben. Respekt.«
    »Du bist ein Tier«, sagte Francesca. Aber es klang nicht wie eine Beleidigung.
    Hart nickte noch einmal. »Ich bin ein Mensch.«
    »Er hat sich gegen mich gewandt, gegen uns alle – und er hat dafür bezahlt«, sagte Leeson. »Er hat genau das bekommen, was er verdient hat. Er hätte als reicher Mann von hier weggehen können. Aber jetzt wird er keinen einzigen Schritt mehr machen.«
    »Er hat geglaubt, dass Sie ihn hintergehen wollen«, sagte Victor. Alle sahen ihn an. »Er hat geglaubt, dass Hart ihn – uns alle – umbringen soll, sobald der Auftrag abgeschlossen ist. Um sicherzugehen, dass niemand etwas ausplaudern kann.«
    »Und woher wollen Sie wissen, was er geglaubt hat?«
    »Er hat es mir erzählt.«
    »Dann hatte er eine blühende Fantasie.«
    »Er hat geglaubt, dass Hart ihn umbringen würde«, wiederholte Victor und deutete auf Jaeger, der regungslos am Boden lag. Er hielt die Schere noch fest in der Hand, während die Blutlache rund um seinen Kopf langsam größer wurde. »Und genau so ist es gekommen.«
    Leeson lächelte leise. »Jaegers Verfolgungswahn hat sich zu einer selbst erfüllenden Prophezeiung entwickelt. Ich denke, daraus können wir alle etwas lernen. Aber

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