Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Laub
Vom Netzwerk:
… o mein Gott, er ist tot.«
    Sämtliches Blut wich aus Emmas Kopf und sackte in ihre Beine, als hätte ihr jemand mit einem Baseballschläger von hinten in die Kniekehlen geschlagen. Sie ging in die Knie. Nein! Tom sollte tot sein? Das konnte nicht stimmen. Das durfte einfach nicht sein! Sie spürte Tränen ihre Wangen hinunterrinnen. Wie durch ein Wattekissen hindurch hörte sie sich sagen: »Hatte er einen Unfall?«
    Toms Mutter rang sichtlich um Fassung. »Seine … Leiche wurde heute Morgen in einem Hotelzimmer in Frankfurt gefunden. Er hat … mein Tommy hat … sie sagen, er hat Selbstmord begangen … sich erschossen.«
    »Was?«, brüllte Emma in den Hörer. »Tom soll sich erschossen haben? Nie im Leben!«
    »Sind Sie, waren Sie eine Freundin von Tommy?«
    Alle Dämme brachen. Emma beendete die Verbindung und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Am ganzen Körper bebend, kniete sie im Sand. Toms Tod war einzig und allein ihre Schuld. Sie hätte ihn nie in diese Sache mit reinziehen dürfen.
    Jemand kniete sich vor sie und nahm ihr Gesicht in seine Hände. »Um Gottes willen, Emma, was ist los?«
    Sie sah Nick vor sich wie durch einen dichten Nebel. »Tom ist tot. Er wurde erschossen.«
    »Heilige Scheiße!« Nick wollte sie an sich drücken, doch sie entwand sich seiner Umarmung und stand auf. Neugierig sahen die Kubaner zu ihnen hinüber. Emma wischte sich fahrig die Tränen aus dem Gesicht. Nick berührte sie sanft an der Schulter. »Jetzt atme erst einmal tief durch, und dann erzählst du mir alles.« Er unternahm einen weiteren Versuch, sie tröstend an sich zu drücken.
    Sie stieß seine Hand beiseite. »Deine beschissenen Ratschläge kannst du dir an den Hut stecken. Du sagst mir nicht, wann ich mich zu beruhigen habe.« Sie drehte sich weg und starrte ins Nichts. Tom war tot, und Nick fiel nichts Besseres ein, als ihr zu sagen, sie solle sich beruhigen? Sie schlang die Arme um den Oberkörper und lief über den Strand, bis das warme Wasser des Golfs ihre Füße umspülte. Die Sonne war untergegangen, und der Wind wehte jetzt frischer. Sie brauchte gute zehn Minuten, um ihre Schuldgefühle Tom gegenüber wenigstens so weit in den Griff zu bekommen, damit sie den anderen wieder unter die Augen treten konnte, ohne bei der nächstbesten Gelegenheit sofort wieder in Tränen auszubrechen. Aber sie wusste, Toms Tod würde sie auf ewig verfolgen.
    Sie kehrte zur Gruppe zurück und berichtete, was sie von Toms Mutter erfahren hatte.
    »Also kennt Donovan unsere neuen Identitäten«, fasste Nick pragmatisch zusammen und klopfte eine neue Kippe aus der Schachtel. »Jede weitere Minute, die wir jetzt noch verschwenden, mindert unsere Chancen.«
    »Sehe ich genauso«, nickte Carlos. »Wir brechen noch heute Nacht auf.«
    »Heute Nacht oder gar nicht«, nickte Emma. »Uns bleibt keine andere Wahl.«
    95
    Nur eine Stunde später verließen zwei Schnellboote den Hafen von Cojimar – in Schrittgeschwindigkeit, mit gelöschten Positionsleuchten und dank der Brennstoffzellenantriebe beinahe geräuschlos. Auf dem vorausfahrenden Boot befanden sich Emma, Nick, María, León und Carlos, der die Instrumente und Joysticks am Steuerstand bediente. Ihnen folgten Jorge, José Fuentes und El Capitán Roberto, dessen Zigarre in der Dunkelheit gelegentlich rot aufglimmte.
    Die beiden elf Meter langen, jedoch nur drei Meter breiten Katamarane stammten aus der amerikanischen Rennszene. Carlos hatte sie gebraucht von einem seiner Klienten zu einem Spottpreis erworben und sie in mühevoller Handarbeit einem Refit unterzogen. Die beiden mittig verlaufenden Sitzreihen mit den Bauchgurten und nach unten klappbaren Schulterbügeln sprachen Bände. Sie erinnerten Emma an Rückhaltesysteme von Achterbahnwaggons und gaben einen Vorgeschmack auf das, was einem an Bord dieser Geschosse erwartete. Nicht umsonst hieß ihr Boot Ventisca, was so viel wie Blizzard bedeutete. Unter die Sitzreihen hatten die Kubaner vor dem Ablegen mehrere olivgrüne Stahlkisten geschoben und mit Spanngurten gesichert. Mit Unbehagen dachte Emma an den Inhalt dieser Kisten.
    Sie lehnte sich an den Steuerstand und sah zu, wie die Lichter der Häuser und Kneipen von Cojimar zurückblieben, mit der Zeit verblassten und schließlich von der mondlosen Nacht verschluckt wurden.
    »Wie geht es dir?«, fragte Nick, der neben ihr stand.
    »Ich muss die ganze Zeit an Tom denken.«
    Er nickte. »Ich kann mir vorstellen, wie sehr dich das belastet.«
    »Nein, kannst du

Weitere Kostenlose Bücher