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Blumenfresser

Blumenfresser

Titel: Blumenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Darvasi
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zurück, sie half Adam nicht, der sich aufrappelte und seinen Blick über ihre perlenbesetzte Weste und den roten Samtrock gleiten ließ. Schließlich musste er lachen. Klara verstand nicht, warum der Bursche, der seinen Arm schüttelte, lachte, sein Gesicht war so weiß wie Milch. Sie kannte ihn, so lange kannte sie ihn schon! Ein Streifen Blut kroch unter seinem Ärmel hervor und floss ihm auf die Hand, abermals schüttelte er seinen Arm. Klara fühlte etwas Warmes auf ihren Mund treffen, sie fuhr sich unwillkürlich mit der Zunge über die Lippen. Es war seltsam, es tat wohl.
    Ich heiße Adam Pallagi, sagte der Bursche.
    Auch später berührte sie nie seine Hand, sein Gesicht oder sein kräftiges blondes Haar, auch nicht den Saum am Ärmel seiner zerschlissenen Jacke, sie lernte seinen Körper, den Duft seines Körpers nicht kennen, nur sein Blick war ihr bekannt, dieser zugleich aufdringliche und schamhafte Blick.
    Adam Pallagi lachte von neuem, nicht doch, eine Lappalie, meine Damen! Er nickte ihnen herausfordernd zu, um dann nach Art junger Burschen in plötzlich aufbrausendem Zorn die Faust nach dem entschwundenen Reiter zu schütteln.
    Daheim blieb ihr keine Zeit, zu überdenken, was ihr geschehen war, denn kaum hatte sie sich im Salon niedergelassen, kam Peter ins Haus gepoltert, stürzte ein paar Gläser Likör hinunter und erging er sich in verzweifelten Erklärungen über eine gewisse Heiratsabsicht.
    Klara wurde neugierig, nanu, Peter wird doch niemanden geschwängert haben?
    Man wolle ihn, den Armen, heiraten, aus waschechter Liebe, wenn es Klara interessiere, Zsófia, die entfernte Verwandte, habe sich für ihn entschieden. Er leugne es nicht, er habe ihr ein unklares, keineswegs ernst zu nehmendes Angebot gemacht. Doch das sei nur ein harmloses Spiel, ein unverbindliches Werben gewesen, wie es in einer gut erzogenen Gesellschaft Tag für Tag vorkomme, doch Zsófia, die sich Wüstenblume nennen ließe,sei ohne jede Ankündigung in Szeged erschienen, und es war ihr erklärter Wille, sich morgen von ihm zum Altar führen zu lassen, bitte sehr, hier ihr Brief.
    Klara beugte sich über die Zeilen. Zsófia hatte eine schöne Handschrift, die Buchstaben waren sorgfältig geformt, und der Brief entbehrte auch nicht der Eleganz. Das mochte eine wirklich kluge, gebildete Frau sein! Klug und ausgeliefert! Klug und unglücklich! Mit strengem Gesicht blickte Klara auf, Peter war rot im Gesicht, er biss sich wie ein riesiges, reuiges Kind auf die Lippen.
    Wozu willst du diese Frau?
    Er fingerte in seinen Haaren herum, nicht er wolle sie, sondern umgekehrt sie ihn.
    Trink noch was, sagte Klara, und beruhige dich! Er trat gehorsam zur Vitrine, jetzt schenkte er sich Cognac ein.
    Natürlich helfe ich dir, sagte Klara, doch unter einer Bedingung.
    Ich akzeptiere alles!, brüllte Peter, die Schnapsgläser stießen aneinander, und nach Erhalt der notwendigen Instruktionen stürzte er mit derselben Impulsivität davon, mit der er sie überfallen hatte. Die Möbel erzitterten, der gequälte Fußboden ächzte. Klara lächelte, bald würden sie hier sein, Hand in Hand zur Tür herein stolpern, betroffen und unbeholfen, einander wollend und nicht wollend, die »Wüstenblume« und dieser Hornochse. Nein, Klara glaubte nicht, dass es Zsófia mit der Heirat ernst war, diese kluge, unglückliche Frau spielte nur. Und natürlich glaubte auch Peter nicht an die Ernsthaftigkeit des Wunsches der kleinen Blume aus Szatmár, doch er tat selbstverständlich so, als wäre er zu Tode erschrocken. Zirkusaffen, die nur Spaß machen, aber natürlich brauchten sie einen Aufpasser, damit die Sache nicht aus dem Ruder lief. Theater! Theater − den Sumpf unter ihren Füßen!
    Das junge Paar erschien fast auf die Minute genau, Zsófia war schlank und behende, freundlich und natürlich, sie begrüßte Klara wie eine alte Bekannte und umarmte sie ein weniglänger als nötig. Peter wirkte bedrückt und begann sofort, die Sandwiches zu vertilgen. Zsófia war mitteilsam, sie langte kräftig zu, besonders die mit Marmelade gefüllten Krapfen hatten es ihr angetan, und im Gespräch gab sie mit ihrer Bildung an. Klara löste die heikle Aufgabe glänzend und spielte die absolut nicht einfache Rolle der treuen und liebenden Gemahlin Peters. Angesichts dessen war Zsófia ein wenig verlegen und offenbar gekränkt, sie geriet ins Nachdenken, mit einem solchen Opfer hatte sie nicht gerechnet. Was für eine Tollkühnheit, zu so einem Spiel war eine andere Frau

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