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Blut klebt am Karlspreis

Blut klebt am Karlspreis

Titel: Blut klebt am Karlspreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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nicht gewusst hätte, dass es sich um eine Fälschung handelte. Bei der topmodernen Kopiertechnik und mittels Scanner und Computer war es eine Leichtigkeit, eine Originalunterschrift, um die es sich hier einwandfrei handeln musste, auf ein anderes Papier zu übertragen. Aber nicht nur diese Täuschung trieb mir die Zornesröte ins Gesicht. Auch der Inhalt des bösen Schreibens machte mich wütend.
     
     
    Unverhohlen wurde den Studenten zwischen den Zeilen mit drastischen Sanktionen gedroht, wenn sie nicht unverzüglich das Haus räumen würden. Der Wasserschaden müsste ihnen doch als Lehre ausreichen, schrieb der anonyme Feigling, der sich lieber hinter meinem Namen versteckte. Immerhin, so fuhr er fort, könnte man ihnen als Studenten unterstellen, sie seien mindestens halbwegs intelligent.
    „Was meinst du als großer Meister der Winkeladvokatur dazu?“, fragte ich Dieter, der in die Kanzlei gestürmt kam. Nach seinem grimmigen Gesichtsausdruck zu urteilen, musste er gerade einen Prozess verloren haben.
    Schnell überflog mein Chef die Zeilen. „Da fehlt ein Komma“, sagte er dann trocken, „wenn du schon solch einen Schwachsinn von dir gibst und dann auch noch mit deinem Namen unterschreibst, dann bemühe dich wenigstens um eine richtige Grammatik.“
    Gelassen ließ ich Dieter gewähren. Das war so seine Art, sich abzureagieren. Da musste ich halt das Ablassventil für seinen Frust spielen. Umgekehrt war es allerdings genauso. Auch das gehörte zu unserer Freundschaft.
    „Das ist doch garantiert eine Fälschung“, sagte Dieter endlich mit einem fragenden Blick.
    „Natürlich ist das eine Fälschung. Oder glaubst du allen Ernstes, ich hätte das Komma vergessen?“ Ich wurde sachlich. „Diese Fälschung geistert im Haus an der Monheimsallee herum“, berichtete ich ihm. „Da will jemand mit aller Gewalt Stimmung gegen mich machen.“
    Dieter nickte bedächtig mit dem Kopf und kratzte sich das kurze blonde Haar. „Aber du weißt nicht, wer der Schwachkopf ist?“
    „Das ist das Problem. Vielleicht haben sogar die Studenten selbst dieses Pamphlet verfasst.“ Aber diese Vermutung würde ich ohne handfeste Beweise besser nicht gegenüber Dritten äußern.
     
     
    So sagte ich wohlweislich auch nichts darüber, als ich den AZ-Reporter anrief. „Es handelt sich bedauerlicherweise um eine verdammt gute Fälschung“, sagte ich ihm vielmehr. Ich könnte ihm nur versichern, dass dieser Schrieb nicht von mir stamme und nicht von mir gutgeheißen werde. „Gerne würde ich mich mit den Studenten unterhalten“, fuhr ich fort, nachdem der Journalist stumm blieb, „vielleicht können wir Verständnis wecken oder Misstrauen abbauen. Sie können das Gespräch bestimmt arrangieren. Sie könnten von mir aus auch dabei sein“, lockte ich ihn. Dann hätte er die Geschichte exklusiv.
    Noch einmal wiederholte ich die Kernpunkte: Der Brief sei eine Fälschung, den Inhalt könne ich nicht akzeptieren, gerne würde ich mich mit den Studenten unterhalten.
    Auf die beiden ersten Punkte wies ich auch bei Gesprächen mit den Aachener Nachrichten sowie dem Rundfunk und dem lokalen Fernsehsender hin. Die TV-Leute hätten mich am liebsten wieder einmal in ihr Studio und vor die Kamera gezerrt, aber das lehnte ich entschieden ab.
    Ich hätte es nicht nötig, mich so zu verhalten, wie es nach der Fälschung den Anschein hatte, versicherte ich den Journalisten. Nach Recht und Gesetz würde ich mein Mandat für den Hauseigentümer ausführen.
    Allerdings wurde ich in den Interviews nicht den Eindruck los, als würden mir die Journalisten nicht so recht glauben. Das schien mir noch das größte Problem: Die Glaubwürdigkeit, meine und die meines Mandanten, ging verloren, das nach Recht und Gesetz unlautere Verhalten der Studenten wurde wohlwollend hingenommen. Dadurch wurde ich quasi schon gezwungen, die vermaledeite Sache aufzuklären.
     
     
    Ich war froh, dass ich für ein paar Tage aus Aachen abtauchen konnte. Dieter hatte mich schon vor Monaten zu einem Seminar für Referendare angemeldet und beharrte darauf, dass ich auch teilnahm. „Es ist vielleicht ganz gut, wenn du für einige Zeit aus der Schusslinie verschwindest“, hatte er entgegnet, als ich das Seminar stornieren wollte. „Der Laden hält es bestimmt aus, wenn du einmal eine Woche nicht da bist.“
    Nur Sabine hatte wegen meines Verschwindens etwas geschmollt. „An mich denkt keiner. Jetzt muss ich mir für eine Woche einen anderen Kerl suchen“, sagte sie

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