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Blut und rote Seide

Blut und rote Seide

Titel: Blut und rote Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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das Gespräch mit den Worten: »Das werde ich, natürlich. Ich stehe in Ihrer Schuld, Alter Jäger.«
    Der Kellner brachte zwei dampfende Schalen an ihren Tisch, das goldbraune mo schwamm jetzt in chiliroter Hammelbrühe, die mit frischem Zwiebelgrün garniert war. Schon der Anblick vertrieb den nächtlichen Frost.
    »Der Alte Jäger und ich waren unser Leben lang Polizisten«, sagte Fan und nahm seine Stäbchen zur Hand. »Doch selbst nach dreißig Dienstjahren stehen wir noch immer am unteren Ende der Karriereleiter. Sie kennen den Alten Jäger gut, ein fähiger, gewissenhafter Beamter. Aber gerade weil er nie etwas gegen sein Gewissen tun würde, wird er nicht befördert. Ich bin vielleicht nicht ganz so fähig wie er, doch auch ich habe mir meine Prinzipien bewahrt.«
    Chen antwortete mit einem weiteren Konfuzius-Zitat: » Es gibt Dinge, die ein Mann tun kann, und Dinge, die ein Mann nicht tun kann. Polizist zu sein ist nicht leicht in diesen Zeiten.«
    »Kein Wunder, wie mir der Alte Jäger eben erzählte, war Ihr Vater ein konfuzianischer Gelehrter«, sagte Fan und legte seine Stäbchen erneut ab. »Vor vielen Jahren habe ich mit dem Alten Jäger an einem Mordfall gearbeitet. Dabei geriet ich in Schwierigkeiten, und er hat sich für mich eingesetzt. Nur soviel: Ich bin damals meinen Prinzipien gefolgt und habe es nie bereut. In der Folge wurde ich zum Nachbarschaftspolizisten degradiert, ein schwerer Schlag für einen jungen Beamten. Doch ohne seine Hilfe wäre ich womöglich in einem Arbeitslager gelandet. Da er mich über Sie aufgeklärt hat, brauche ich ja nicht länger Bedenken zu haben.«
    »Danke, daß Sie mir dies alles erzählt haben, Genosse Fan, aber was denn für Bedenken?«
    »Hinsichtlich der Todesumstände von Mei. Die habe ich ihnen nämlich nicht präzise genug geschildert, weil …« Fan räusperte sich. »Nun, auf das Gedächtnis eines alten Mannes ist kein Verlaß. Schließlich ist das alles viele Jahre her.«
    Mit dem Hinweis auf sein schlechtes Gedächtnis konnte Fan sein Gesicht wahren.
    »Außerdem wußte ich nicht, wonach Sie suchen«, fuhr Fan fort. »Ich wollte nur vermeiden, daß ihr Andenken in den Schmutz gezogen wird.«
    »Verstehe«, sagte Chen, der sich an ähnliche Äußerungen von Professor Xiang erinnert fühlte.
    »Tofu-Zhang erwähnte ich wohl schon.«
    »Ja. Der Nachbar, der die Tür schloß, ohne zu helfen.«
    »Aber bevor er die Tür schloß, sah er, wie jemand sich aus ihrem Zimmer schlich. Zhang dachte, es sei Tian gewesen, war sich aber nicht ganz sicher.«
    »Tian! Der Leiter des Propagandatrupps auf dem Stahlwerk.«
    »Genau, jener Tian, den Ihr Partner überprüfen soll.«
    »Wurde Tian damals zu den Ereignissen an jenem Nachmittag vernommen?«
    »Er gab an, für den Nachmittag ein Gespräch mit ihr geplant zu haben, doch sie war zu aufgelöst, also ging er wieder«, sagte Fan. »Das nahm ihm allerdings niemand ab. Zhang sah ihn nach dem Unfall weggehen, nicht davor. Aber wer hätte seinerzeit die Aussage eines Mitglieds der Mao-Propagandatrupps in Zweifel gezogen? Ihr Tod war ein Unfall. Niemand hatte Schuld daran.«
    »Und die Distriktpolizei hat nichts unternommen?«
    »Ich war damals etwa in Ihrem Alter«, erklärte Fan und nahm einen Löffel Suppe, bevor er weitersprach. »Ich wollte noch etwas erreichen im Polizeidienst. Als ich von der Tragödie erfuhr, bin ich sofort an den Unfallort geeilt. Ich habe Aufnahmen gemacht und mit einigen Nachbarn gesprochen, auch mit Zhang. Ein anderer hatte zwei, drei Nächte zuvor sonderbare Geräusche aus ihrem Zimmer gehört. Doch wie schon das Sprichwort sagt: Vor der Tür einer Witwe stapelt sich das Unheil – zumal, wenn es eine schwarze Witwe ist. Niemand machte Meldung. Ich fand, daß man dem nachgehen müsse. Tian ist ja nicht zufällig bei ihr aus und ein gegangen. Nachdem sie mich um Hilfe gebeten hatte, war sie vermutlich als nächstes zu Tian gegangen. Die Frau war ja völlig am Ende, sie hätte alles getan für ihren Sohn. Und im Gegensatz zu mir war Tian in der Lage, ihr zu helfen.«
    »Stimmt. Zumal man sich fragt, was Tian überhaupt im Mao-Propagandatrupp des Konservatoriums zu suchen hatte«, bemerkte Chen. »Ganz zu schweigen von der gemeinsamen Ermittlungsgruppe mit dem hiesigen Nachbarschaftskomitee.«
    »Auch die plötzliche Freilassung des Jungen war verdächtig. Darüber habe ich mich seinerzeit mit einer Kollegin vom Nachbarschaftskomitee unterhalten. Es war Tians Entscheidung gewesen, allerdings

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