Blutbeichte
Gina Rot und Schwarz mit Goldschmuck trägt, Rot und Schwarz mit rotem Schmuck oder Gold und Schwarz mit Goldschmuck? Ob ihre Brüste zusammengequetscht sind oder ob sie uns heute ein riesiges Dekolletee präsentiert?«
»Du bist gemein.«
»Es stimmt doch. Roten Lippenstift oder roten Lipgloss? Schwarzen Eyeliner oder pech schwarzen Eyeliner?«
»Gina macht sich gerne schön. Das ist alles. Sie ist den ganzen Tag mit den Kindern zu Hause, und wenn sie mal ausgeht, wirft sie sich gerne in Schale, um allen zu zeigen, wie hübsch sie ist.«
Annas Lächeln erlosch. Sie starrte aus dem Fenster.
»Was ist?«, sagte Joe. »Hab ich was Falsches gesagt?«
»Nein. Überhaupt nicht.«
Joe blickte auf die Straße.
»Sorg dafür, dass sie mich nicht total in Beschlag nimmt. Ich habe keine Lust, pausenlos mit ihr zu reden und tausend Fragen zu beantworten. Es ist so … klaustrophobisch.«
»Meine Güte, warum kommst du überhaupt mit? Hast du auch irgendetwas Positives zu sagen?«
»Es ist schwer für mich«, entgegnete Anna bitter. »Okay? Aber ich werde mich bemühen.«
»Okay, mein Schatz. Es tut mir leid. Ich freue mich, dass du dich bemühst. Ich werfe ein Auge auf Gina.« Joe atmete tief ein.
Den Rest der Fahrt legten sie schweigend zurück.
Gina stand auf und winkte, als sie das Pastis betraten. Sie trug einen engen schwarzen Rock, eine schwarze Bluse mit einem Spitzentop darunter und einen breiten, roten Lackgürtel.
Sie kam um den Tisch herum und umarmte Anna.
»Du siehst fantastisch aus, mein Schatz. Ich freue mich, dass du gekommen bist. Mein Gott, hast du abgenommen? Als hättest du das nötig. Ehrlich! Aber du siehst toll aus.«
»Danke«, sagte Anna. »Du auch. Herzlichen Glückwunsch.«
»Hallo, schöne Frau.« Danny küsste Anna auf beide Wangen. Joe umarmte Gina. »Herzlichen Glückwunsch, mein Schatz.«
»Erzähl, Anna, was gibt’s Neues?«, fragte Gina.
»Nicht viel. Ich arbeite ein bisschen.«
»Danny hat mir erzählt, dass du zu Hause arbeitest.«
»Ja.«
»Und wie läuft es so? Ist es schwer, die notwendige Disziplin aufzubringen? Ich könnte das nicht. Ich würde immerzuan die Wäsche denken oder das Badezimmer putzen oder ständig in den Kühlschrank schauen …«
»Es klappt gut. Es macht mir Spaß.«
»Und wie funktioniert es?«
»Alle Unternehmen, deren Produkte in Katalogen veröffentlicht werden sollen, schicken mir ihre Ware oder Fotos davon zu und bitten mich, sie zu präsentieren«, erklärte Anna.
»Sie schicken dir die Sachen tatsächlich nach Hause?«
Anna nickte.
»Das ist ja das reinste Vergnügen«, meinte Gina. »Den ganzen Tag Geschenke auszupacken. Darfst du was davon behalten?«
Joe beugte sich vor. »Leider ja. Sie behält viel von dem Zeug, nicht wahr, Anna?«
»Oh, das hört Anna aber gar nicht gerne«, sagte Gina und tätschelte Annas Hand. »Hör nicht auf ihn, mein Schatz. Diese Burschen haben in ihrem Job nur mit Leichen zu tun und mit …«
»… ungelösten Fällen«, fügte Anna hinzu.
Der Kellner trat an den Tisch und nahm die Bestellung entgegen: vier Steaks béarnaise, für Gina und Danny durchgebraten, für Danny eine Extraportion Fritten, für Anna eine größere Portion Sauce und eine Salatgarnitur für Gina, die sie aber nie aß.
»Ich war neulich bei Old Nic«, sagte Joe.
»Ah, Mr Nicotero.«
»Mr Nicotero – wie süß«, sagte Danny.
»Ich kann es mir nicht mehr abgewöhnen«, gestand Gina lachend. »Als ich mit Bobby zusammen war, war sein Vater für mich immer Mr Nicotero.«
»Du warst mit Bobby Nicotero zusammen?«, fragte Anna erstaunt.
»Er war der hübsche Quarterback und ich die erste Cheerleaderin.« Gina lachte.
»Er ist zwar groß und kräftig, sieht aber nicht gerade wie ein Sportler aus.«
»Er war wirklich gut«, sagte Danny.
»Dieser Penner?« Joe verzog das Gesicht.
»Na, so schlimm ist er auch nicht.«
»Er behandelt seinen Vater wie Dreck.«
»Hat Old Nic das gesagt?«, fragte Danny.
»Ich sage das. Old Nic würde so etwas niemals sagen. Er ist viel zu anständig.«
»Vielleicht war er nicht immer so«, meinte Anna.
»Nein«, sagten die anderen im Chor.
»Old Nic ist ein netter Kerl«, erklärte Gina.
»Es wundert mich, dass Bobby Cop geworden ist«, sagte Danny.
»Warum?«, fragte Anna.
»Bensonhurst, mein Schatz«, sagte Gina. »Früher war man entweder ein Klugscheißer oder man ging zum Militär. Bobby war in Straßengangs, das war sein Ding.«
»Wisst ihr«, sagte Danny, »Gina hat zuerst ein
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