Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)
Heitmann ermorden? Er hat keiner Fliege etwas zuleide getan!« Er klang richtig wütend ob dieser Ungeheuerlichkeit.
»Beruhigen Sie sich, bitte. Wir wissen auch noch nicht genau, was geschehen ist. Jedenfalls hat ihn jemand heute Vormittag, als er in seinem Auto auf den Zug wartete, ermordet.«
»Heitmann ermordet. Wie denn?« Botho Ahlsens klang, als wäre der Gedanke an Absurdität nicht zu überbieten.
»Das muss erst die Obduktion zeigen. Erinnern Sie sich bitte, ob Ihnen etwas einfällt, das uns weiterhelfen könnte. Frau Ahlsens, was genau hat er heute Vormittag zu Ihnen gesagt?«
Doch die junge Frau reagierte nicht.
Judith Brunner hatte anstelle der bestürzten Gastgeber das Einschenken übernommen und reichte der jungen Frau die Tasse. »Bitte, trinken Sie. Ihre Freundin, Frau Perch, hat Herrn Heitmann gefunden. Sie ist ziemlich geschafft, und vielleicht könnten Sie sich morgen um sie kümmern?«
»Laura? Ja natürlich. Deswegen war sie vorhin am Telefon so ausweichend. Sie klang irgendwie seltsam ... Aber wer tut denn so was?«
Judith Brunner wandte sich an den Hausherrn: »Wir haben bisher mit niemandem darüber gesprochen. Wir wollten uns zuerst mit Ihnen unterhalten. Könnten Sie uns bitte sagen, wie der Arbeitstag Ihres Fahrers üblicherweise aussah und ob heute irgendetwas anders war?«
Botho Ahlsens seufzte und begann: »Ach, wissen Sie, Laurenz Heitmann gehört hier schon zum Inventar. Er hat schon meine Eltern chauffiert und sich um die Fahrzeuge gekümmert. Inzwischen ist er zwar schon recht betagt und die Gesundheit lässt – ließ – nach, doch weder mein Bruder noch ich wären je auf die Idee gekommen, ihn zu ersetzen. Er tat noch, was er konnte, und was er machte, tat er sehr zuverlässig. Heute nun«, Botho Ahlsens dachte einen Moment nach, »heute hatte ich ihn gebeten, sich am Bahnhof am Frachtschalter nach einer Lieferung Zierpflanzen für mich zu erkundigen. Die Pflanzen sind sehr empfindlich. Die letzten verdarben leider im Bahnhof, da man vergessen hatte, mich rechtzeitig zu informieren. Dem wollte ich diesmal vorbeugen. Ich bin sicher, Laurenz hat sich darum gekümmert.«
Ein erster Hinweis. Vielleicht war der Chauffeur noch am Frachtschalter gewesen?
Astrid Ahlsens ergänzte: »Er hatte sich gefreut, Laura abzuholen. Er kennt sie schon lange, denn wir waren bereits als Kinder befreundet und haben hier oft gemeinsam gespielt.«
»Hat er Ihnen gegenüber noch was erwähnt, das uns weiter helfen könnte?«, kam Judith Brunner auf ihre Frage zurück.
Diesmal bekam sie eine Antwort: »Nein, nicht konkret. Er meinte nur, dass er hoffe, alles vor Lauras Ankunft erledigen zu können, damit er nicht noch einmal los müsse. Heute Abend hätte er etwas Wichtiges zu tun und müsse pünktlich sein.«
»Hat er Ihnen gegenüber irgendwie angedeutet, was er Außergewöhnliches vorhatte?«
»Nein.«
»Und Ihnen hat er auch nichts erzählt, Herr Ahlsens?«, fragte Walter Dreyer nach.
»Nein, er erwähnte nur, dass er heute nicht noch mehr in Gardelegen erledigen könne. Um die Pflanzen wollte er sich natürlich kümmern, schließlich sind sie auch sein Steckenpferd.«
»Und Ihr Bruder? Könnte er noch was wissen?«
»Paul ist gar nicht da. Er ist gestern Abend weggefahren, um sich nach neuen Pferden für unsere Zucht umzusehen. Er wird erst in den nächsten Tagen zurück sein.«
»Sagen Sie, Herr Ahlsens, fällt Ihnen jemand ein, dem Sie diese Tat zutrauen würden?«
Entrüstet fragte Botho Ahlsens zurück: »Hier? Na wissen Sie!«
»Haben Sie Auseinandersetzungen bemerkt? Könnte Ihr Fahrer sich Feinde gemacht haben?«
»Nein! Was soll das? Er war beliebt, das wissen Sie doch, Dreyer.«
Judith Brunner mischte sich ein: »Solche Fragen müssen wir stellen, bitte haben Sie Verständnis dafür. Was ist mit den finanziellen Verhältnissen von Laurenz Heitmann? Wissen Sie darüber etwas?«
Ahlsens zögerte. »Nun, er bekam hier sein Gehalt, ein auskömmliches, würde ich sagen«, er sah unsicher zu seiner Nichte, die bestätigend nickte. »Und sonst, na ja, keine Ahnung. Vermögen hatte er sicher nicht. Woher denn?«
»Und Ihr anderes Personal? Vielleicht weiß da jemand etwas. Wir müssten mit Ihren anderen Angestellten reden.«
»Sicher, Frau Hauptkommissarin. Aber das sind nicht viele. Unser Haushalt ist klein, nur wir drei: Paul, Astrid und ich. Außer Laurenz beschäftigen wir noch eine Putzfrau, die im Dorf wohnt, Thekla Müller. Das Kochen erledigt Astrid für uns, sie
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