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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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bestanden sie ab einer bestimmten Tiefe aus Lehmziegeln.
    »Sind wir bereits im Innern des Walles?«
    »Du hast es erfasst«, antwortete Myrtle-Mae. »Die Römer waren geschickte Baumeister.«
    Die Treppe endete in einem runden unterirdischen Raum. Auch hier machte Fred Licht. Der Boden war aus gestampftem Erdreich. Mehrere Korridore gingen von hier ab.
    »Ja und?« Sam sah sich um. »Wollten Sie uns nicht zeigen, wie Ihr Verein zu seinem Namen kam?«
    »Richtig. Ihr wollt die Jünger kennenlernen.« Fred wies in den mittleren Gang. »Hier entlang, bitte.« Er ließ die Gäste vorgehen.
    Nach wenigen Metern verschwand die Lehmmauer, und sie gelangten an eine Eisentür, die Fred öffnete. Eine lange Reihe von Gitterstäben wurde sichtbar. Dahinter herrschte Dunkelheit.
    »Voilà!«, rief Fred in einigem Abstand. »Die Jünger von Fortriu!«
    Hinter dem Gitter flammte Licht auf. Es war, als ob der Tag ins Innere des Festungswalles einbrach und die Maske der Täuschung abfiel. Nach einem Moment der Blendung öffnete Sam die Augen. Richard hielt die Hand schützend vor sein Gesicht. Sie waren nicht allein. In dem angrenzenden Raum befanden sich Menschen. Sam konnte kaum glauben, wie viele es waren. Die unterirdische Halle musste riesig sein und doch schienen die zahllosen Menschen sie fast zu sprengen. Keiner von ihnen saß oder lag, sie standen dicht an dicht, standen und starrten mit aufgerissenen Augen ins Leere. Sonst wirkten sie wie ganz normale Leute. Sie waren unauffällig gekleidet,
manche mit Mantel und Hut, andere im Hemd, wieder andere hatten sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen. Sam fiel auf, dass es nur Männer waren. Nun da die Lampen sie dem Dunkel entrissen, wurden diese Menschen unruhig. Samantha erschrak so sehr, dass ihr der Atem stockte. Denn es war kein Erwachen, das den Menschenhaufen befiel, eher eine quälende Unruhe. Sie schwankten gegeneinander, senkten die Köpfe, manche duckten sich; doch ihre Augen blieben geöffnet. Darin entdeckte Sam kein Leben, sondern die Spiegelung eines nicht enden wollenden Todes. Aus ihren Mündern kamen dunkle, verstörte Laute, manche fletschten die Zähne. Sie waren nicht bei sich, eine unerklärliche Ohnmacht lag über ihnen.
    »Sind das …« Sam vermochte den Gedanken kaum auszusprechen. »Sind das alles Vampire?«
    »Schlimmer«, stieß Richard hervor. »Sie sind tot, ohne gestorben zu sein. Man gestattet ihnen nicht einmal das erbärmliche Dasein von Schattenwesen. Man zwingt sie zur Gefangenschaft im Reich zwischen dem irdischen Jetzt und der Ewigkeit.«
    »Nicht mehr lange«, hörten sie hinter sich Myrtle-Maes Stimme. »Sie werden leben. Sie werden kämpfen! Zum Ruhme des einen Gebieters!« Im Gesicht der freundlichen alten Dame zeigten sich Hass und Triumph.
    »Er wird hervorkommen aus der Tiefe.« Fred trat neben sie, den Stock mit dem Silberknauf drohend erhoben. »Er wird ein neues Regiment errichten, ein Zeitalter der Kraft! Fortriu!«, stießen sie gemeinsam hervor. »Fortriu!«, schrien sie mit zu Fratzen verzerrten Gesichtern.
    Sam tat einen Sprung; es war zu spät. Eine Gittertür fiel zwischen ihr und den beiden ins Schloss, Fred drehte den Schlüssel herum.

    »Warum so eilig?« Er grinste. »Ihr seid gekommen, die Jünger Fortrius zu sehen. Ihr habt euer Ziel erreicht. Nun werden sie euch Gesellschaft leisten. Ich fürchte nur, ihre Anwesenheit könnte unangenehm für euch werden.« Er hängte den Schlüssel um den Hals.
    Verzweifelt blickte Sam zu Richard. Dann schlug sie in sinnloser Wut gegen die Stäbe. »Was soll das? Wir sind Studenten auf einem Forschungstrip!«
    »Ach, seid ihr das?« Myrtle-Mae kam ans Gitter. »Solltest du in deinem Zustand das Studium nicht an den Nagel hängen und beginnen, Babysöckchen zu stricken?« Sie lachte auf eine Art, dass es Sam kalt über den Rücken lief. »Du trägst den Spross der Kóranyis in dir, meine Liebe. Der Kindesvater, unser verehrter Freund Taddeusz, ist nicht erfreut darüber, dass du so anstrengende Reisen unternimmst.« Myrtle-Maes Augen funkelten böse. »Daher macht er sich bald auf den Weg, um dich abzuholen. Ist das nicht nett von ihm?«
    Sam starrte Richard an. »Sie haben es … die ganze Zeit gewusst?!«
    »Natürlich haben wir es gewusst.« Fred trat an einen altertümlichen Mechanismus heran. »Warum sollten wir euch aber die Entdeckerfreude nicht lassen? Eure raffiniert ausgedachte Flucht, eure alberne Lügengeschichte und diese lächerliche Verkleidung.« Spöttisch musterte

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