Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
Vom Netzwerk:
noch blutrot, dann drückte ihm die Krankenschwester einen feuchten Wattebausch aufs Auge. Ein paar Sekunden loderte der Schmerz wie ein Feuerball, dann blieb nur noch ein Flämmchen unter dem Tupfer übrig.
    »Sieht aus wie ein kleiner Holzsplitter«, sagte die Schwester. Er hörte es scheppern, als sie die Pinzette in einen Metallbehälter warf. »Könnte auch die Hornhaut verletzt haben, und außerdem ist das Lid stark entzündet. Sobald die Blutung aufgehört hat, spülen wir das Auge und bringen eine antibiotische Salbe auf.«
    Der Nomade konnte sie zwar nicht sehen, trotzdem spürte er die Anwesenheit der beiden Streifenpolizisten, die ihn bewachten. Hünen mit versteinerten Gesichtern. Die Sorte von Arschlöchern, die nur zur Polizei gegangen waren, damit sie andere Leute herumkommandieren konnten.
    Seine Gelenke waren mit Handschellen ans Bett gefesselt, eine schmale Pritsche mit einer dünnen Matratze. Hinter der Trennwand war das geschäftige Klappern und Scheppern aus der Notaufnahme zu hören. Seine linke Hand lag auf einem Kissen. Das Handgelenk pochte zwar, aber es war nicht der für einen Bruch typische tiefe, große Schmerz. Vermutlich eher verstaucht, und dieser Cop Lennon hatte die Sache nicht gerade besser gemacht. Zusammen mit dem Handgelenk pochte auch der unangenehmeSchmerz, der sich hinter seinen Augenhöhlen eingenistet hatte. Sie hatten seinen Kopf und sein Handgelenk geröntgt und ihm dann die Schläfe mit vier Stichen genäht. Dieser Scheißkerl von Cop hatte ihn genau unterhalb der Stelle getroffen, wo sie ihm damals den Kevlarsplitter herausoperiert hatten. Die Narbe war aufgeplatzt, es hatte geblutet wie verrückt. Jetzt warteten sie darauf, dass ein Arzt sich die Röntgenaufnahmen ansah.
    Die Schwester hatte den Verband an seiner Schulter gewechselt. Als sie wissen wollte, wie das passiert war, hatte er behauptet, er sei in eine Stricknadel gefallen. Die Schwester hatte ungläubig die Augen verdreht und dann weggeschaut. Eigentlich ein ziemlich hübsches Ding. Auf jeden Fall ein angenehmerer Anblick als die beiden Cops.
    Sie nahm ihm den Wattebausch vom Auge und tupfte es mit einem frischen ab. Der Plastikvorhang fuhr raschelnd zur Seite, und mit einer roten Aktenmappe trat der Arzt ein.
    Dahinter stand Lennon und starrte ihn an. Der Nomade hob den Kopf und grinste ihn an. Gereizt verlagerte Lennon sein Gewicht.
    »Legen Sie sich zurück«, wies ihn der Arzt an.
    »Verpissen Sie sich«, schnauzte der Nomade. Ohne auf den höllischen Schmerz in seinem Handgelenk zu achten, drückte er sich auf dem linken Ellenbogen hoch. »Wir zwei sind noch nicht miteinander fertig«, rief er dem Cop zu.
    Lennon verschwand.
    »Diese Marie sieht gar nicht mal so übel aus«, rief ihm der Nomade hinterher. »Ich lasse Sie erst noch zusehen, wie ich sie ficke, und dann bringen wir die Sache hinter uns.«
    Die Schwester starrte ihn feindselig an.
    Die Schritte des Cops entfernten sich. Der Nomade schrie ihm nach: »Na, wie gefällt Ihnen das? Haben Sie gehört?«
    »Legen Sie sich zurück«, sagte der Arzt. »Bitte.«
    »Lecken Sie mich am Arsch«, schnauzte der Nomade.
    Einer der Cops drückte sich durch die Tür und legte dem Nomaden eine Hand auf die Brust. Dann versetzte er ihm einen harten Stoß, und der Rücken des Nomaden prallte so fest auf die dünne Matratze, dass ihm die Luft wegblieb. Er holte tief Luft und spuckte dem Polizisten ins Gesicht.
    Der Cop ballte eine Faust und holte aus.
    »Na los doch«, sagte der Nomade. »Traust dich ja doch nicht, du Arschloch.«
    Der Polizist schüttelte den Kopf und senkte langsam die Faust. »Entweder bleiben Sie freiwillig liegen, oder ich sorge dafür, dass Sie liegenbleiben«, sagte er. »Und nicht auf die sanfte Tour.«
    Der Nomade lachte. Er entspannte sich. Lächelnd gestattete er dem Arzt, dass er seine Hand ergriff, achtete aber nicht auf sein Geschwätz. Ebenso ignorierte er den Schmerz, als der Quacksalber das Gelenk befingerte und hierhin und dorthin bog. Der Nomade gab keinen Mucks von sich. Er starrte einfach nur an die Decke.

59
    Roscoe Patterson wartete, die Arme vor der Brust verschränkt, an der Wohnungstür. Tattoos mit Ulster-Fahnen und furchteinflößenden Totenköpfen prangten auf seiner Haut. Als sie näher kamen, nickte er. Lennon trug Maries Koffer, sie selbst die schlafende Ellen.
    Roscoe übergab Lennon den Schlüssel. »Hab die Bude noch mal in Schuss gebracht«, erklärte er mit einem Augenzwinkern.
    »Danke«, sagte Lennon.

Weitere Kostenlose Bücher