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Blutige Rosen

Blutige Rosen

Titel: Blutige Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bezeichnete sich selbst als einen Gefühlsmenschen. Ihr Gefühl sagte ihr jetzt und hier, dass einiges im Argen lag. Es stimmte vieles nicht.
    Ihre Hand suchte die von Dennis. Als die Finger an seiner Handfläche lagen, fühlte sie sich besser.
    »He!« rief Hank, »du hast uns doch versprochen, für Licht zu sorgen.«
    »Kommt noch.«
    »Wann denn?«
    »Moment«, erwiderte Harry. »Lass mich erst einmal richtig zu euch kommen.«
    Sie hörten seine Schritte. Dann flackerte ein Licht auf, das jedoch schnell wieder verlosch, denn innerhalb des Turms war es zugig. In der Mitte blieb Harry stehen. Er machte eine Armbewegung, die nur schattenhaft zu sehen war. »Baut euch vor mir auf«, forderte er. »Ich muss euch einiges erklären.«
    Die anderen gehorchten zögernd. Als sie still standen und Harry in ihre bleichen Gesichter schaute, war er zufrieden und begann zu sprechen.
    »Ich habe euch nicht ohne Grund in diesen Turm geholt«, erklärte er.
    »Niemand von euch hat je von diesem Bauwerk gehört, keiner kennt die Geschichte. Aber ich kenne sie. Wisst ihr eigentlich, dass dieser Turm im Volksmund Hexenturm heißt?«
    Er bekam keine Antwort.
    »He, was ist? Wisst ihr es oder nicht?«
    »Nein«, sagte Dennis.
    »Habe ich mir gedacht.« Harrys Lachen klang seltsam hohl, als käme es aus einer Gruft. »Das hier ist der Hexenturm. Natürlich gibt es einen Grund dafür, dass man ihm diesen Namen gegeben hat. Es liegt lange zurück. Jahrhunderte, um genau zu sein. Ihr habt von den Zeiten der Hexenverfolgungen sicherlich gehört. Das war ein verdammt trauriges Kapitel, und während dieser Zeit spielte der Turm hier eine unrühmliche Rolle. Hier wurden Menschen gequält, gefoltert und umgebracht. An der nahen Themse machte man die Hexenprobe, doch hier fanden die Verhöre statt. Die Mauern des Turms und dessen unmittelbare Umgebung sind mit dem Blut der Getöteten getränkt. Aber nicht alle, die hier umkamen, waren unschuldig. Es befanden sich auch ein paar echte Hexen darunter, und die hatten Rache geschworen. Als man sie umbrachte, da hatten sie längst einen Pakt mit dem Teufel geschlossen, so dass ihre Seelen nicht in das direkte Jenseits eingingen, sondern in einem Zwischenreich blieben, wo auch die Seelen der unschuldig Verurteilten hingelangten. So wurden die unschuldigen von den anderen festgehalten, und es gab für beide Seiten keine Chance, je zu entkommen. Die Erde um den Turm herum wurde von den Hexen verflucht, und dieser Fluch hat sich bis in die heutige Zeit gehalten, meine Freunde.«
    »Ich wusste es!« hauchte Dahlia. »Ich wusste es genau.«
    Dennis hörte nicht auf sie. Er lauschte den Worten des Sprechers und war fasziniert davon. Von Hexen hatte er natürlich schon gelesen. Er dachte auch an eine Klassenfahrt, die einige Jahre zurücklag und die ihn nach Schottland geführt hatte. Sie hatten dort nicht nur Whisky-Destillen besichtigt, sondern auch alte Schlösser. Und in einem sollte eine Hexe leben, die des Nachts umhergeisterte. Zwei von ihnen hatten sogar heimlich im Schloss übernachtet, die Hexe bekamen sie allerdings nicht zu Gesicht.
    »Lass uns gehen!« drängte Dahlia, »bitte…«
    »Warte doch mal.«
    Harry redete weiter. »Die Hexen sind also umgekommen, aber ihre Seelen konnten die Menschen nicht töten. Sie lebten weiter. Unsichtbar, doch sie nahmen das gesamte Gebiet in Besitz. Sie stellten es unter ihre Kontrolle. Jeder Mensch, der in ihre Nähe geriet, wurde genau beobachtet. Aber nicht nur die Menschen, auch mit den Geistern der Natur gingen sie so um. Sie gerieten in die Gewalt der Hexen. Alles, was in unmittelbarer Nähe des Turms wuchs und gedieh, stand unter dem Einfluss der uralten Hexenseelen. Erst recht, als mein Vater damit begann, eine Gärtnerei zu eröffnen. Er ahnte nichts von der Anwesenheit der Hexen, seine Rosen wollte er züchten, und es wurden prächtige Gewächse, wobei er nicht wusste, dass Hexenkunst mit im Spiel war. Nur durch sie konnten die Blumen so hervorragend gedeihen. Die Hexen haben uns Menschen einiges voraus. Unter anderem die Zeit. Ihre Rache gedieh im Laufe der Jahrhunderte, und sie warteten ab, bis sie reif war, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Die Rosen, die den Hexenkeim in sich tragen, zeigen ihr wahres Aussehen. Durch das Blut der Getöteten konnten sie so gedeihen. Und mit dem Blut floss auch die Seele der Hexen in sie hinein. Aus den völlig normalen Rosen wurden Blumen mit Menschenköpfen. All die Hexen, die vor Hunderten von Jahren umgebracht

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