BLUTIGER FANG (German Edition)
einmal anstand.
Der Pascha schnüffelte auf dem mit roter Auslegeware bedeckten Boden umher, hob seinen gewaltigen Kopf, sodass er fast einen Meter fünfzig in die Höhe ragte, und äugte in alle Richtungen. Er witterte und sichtete, als suche er etwas.
Die Löwin leckte gerade ihre rechte Vorderpfote ab. Dann sah sie auf und nahm den Pascha ins Visier.
Das Haupt des Paschas blieb jetzt in eine Richtung fixiert: in die des Restaurants. Von dort kam ein Duft, der ihm einen Hinweis auf das gab, was er suchte. Er registrierte den Verlust der anderen Löwin, die im Restaurant zurückgeblieben war.
Dann bewegte er sich wieder und schlich weiter durch die Schmuckabteilung.
Die Löwin folgte ihm.
Kurz darauf kamen sie an der Hinterwand des Kaufhauses an, wo sie vor den Fahrstühlen standen, deren Positionsanzeige grell in ihre empfindlichen Augen stach. Dann huschten sie an der Wand entlang an einem Notausgang vorbei, passierten die Kundentoilette und kamen allmählich auf die andere Seite der Rolltreppen.
Der Pascha blieb erneut stehen, drehte sich plötzlich um und ging ein paar Meter zurück.
Die Löwin folgte ihm auch jetzt.
Dann blieben sie stehen, verharrten wie Steiftiere und sicherten die Umgebung auf der freien Fläche unmittelbar vor den Notausgangs- und Toilettentüren. Hier war es zwar recht dunkel, aber als Ort zum Verweilen nicht geeignet, weil es keine Deckung gab. Die Tiere spürten, dass man sie hier sofort sehen könnte. Deshalb schlichen sie weiter und rückten allmählich vor, wobei sie zwischen den Regalen der Abteilung Alles fürs Bad Halt machten. Hier gab es ein enges und verstelltes Plätzchen, in das sie sich verzogen.
Doch der Pascha stand auf und lief zwischen den Regalen nach vorn, wo er um die Ecke spähen konnte. Er fühlte erneut den Verlust der anderen Löwin, öffnete abrupt den gewaltigen Rachen und stieß ein donnerndes Gebrüll durch die langen Eckzähne.
Dann ging er langsam und geduckt los in Richtung des Restaurants, das von hier aus noch nicht zu sehen, wohl aber zu riechen war.
Die getreue Löwin folgte ihm in gehörigem Abstand nach. Auch ihr fehlte die Schwester.
Die Löwen machten den Eindruck, als ob sie ihren Weg zum Restaurant nicht mehr unterbrechen würden …
Ein furchtbares Gebrüll!
Irgendetwas schrie ihn an!
Noch im Aufwachen durchzitterte es ihn gewaltig.
Was um Gottes Willen war das?
Sein Bewusstsein kam immer mehr zurück.
Frank zog Kopf und Brust etwas nach oben und versuchte, sich auf die Ellenbogen zu stützen.
Ein gewaltiger Schmerz hämmerte in seiner Schulter. Stark stechend und pulsierend erinnerte ihn der Schmerz an eine Verrenkung und er hatte das Gefühl, gleich wieder in die Nacht zu fallen, aus der er eben erst geweckt worden sein musste – so fühlte er sich zumindest.
Ihm war kotzübel.
Als er sich – jetzt etwas kräftiger – auf den linken Arm aufstützen wollte, meldete der nur Bewegungsunfähigkeit zurück. Frank, dem es selbst schwer fiel, den Kopf zu bewegen, blickte an sich hinunter und erschrak: Wo um Himmels Willen war seine linke Hand? Der Unterarm?
Unter einem furchtbaren, ihm einen Schrei entlockenden Schmerz wollte er für einen Moment mit dem Arm nach vorn greifen. Es ging nur wenig, und jetzt sah er voller Entsetzen, dass das, was da nach vorn kam, nicht die Hand und der Unterarm waren, sondern der Ellenbogen! Wenn auch nur ein winziges Stück, aber sein Ellenbogen kam in abartig verdrehter Weise zuerst nach vorn. Wie war das möglich?
Eine Schicht Schweiß trat auf seine Stirn, die sofort zu verdunsten schien.
Sein Arm ließ sich nicht weiter bewegen.
Wo war war seine linke Hand?
Frank versuchte nach hinten zu blicken und gewahrte jetzt erst die Fehlstellung der ganzen Konstruktion. Er sah die Hand auf dem Boden in einer Weise, die nicht sein konnte, und auch die verkehrte Ausrichtung, die der Ellenbogen einnahm, offenbarte sich jetzt in aller Deutlichkeit.
Er gewahrte eine Schwärze wie einen Vorhang niederkommen. Ihm wurde klar, dass der Arm völlig verdreht war.
Tränen rannen ihm über die Wangen.
Er bewegte die Pupillen hektisch flackernd in alle Richtungen und erblickte die um ihn herumliegenden Leichen. Er sah einen fetten, blutigen Fleischklumpen und dann noch eine andere Leiche, die auch nicht viel besser aussah. Den Toten waren die Gesichter zerquetscht und zerrissen worden. Bei dem einen saß nur noch ein Stück des Hinterschädels auf dem Rumpf, bei dem anderen war
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