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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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und so sinnlos vor. Dann streckte er plötzlich seine Beine aus und legte sich neben den Katzen hin.
    Joel spürte das Zucken seiner Gesichtsmuskeln und eine Wut, die stärker wurde als diese dumpfe Trauer, von der er ganz erfüllt war. Er wischte sich Tränen aus den Augen und blieb auf dem Boden liegen.
    Dass irgendwer irgendwann verhalten an seine Tür klopfte, interessierte ihn nicht mehr.        

10
     
    Den ganzen Nachmittag über war Joel in seinem Zimmer geblieben und hielt den Katzen die Totenwache. Auch als der Abend kam, regte er sich kaum. Er saß im Dunkeln auf dem Boden und blickte irgendwann auf den Digitalwecker, der auf dem Nachttisch stand. Es war schon nach 23 Uhr.
    Er streichelte Gretel und merkte, dass sie schon kalt war. Auch gewahrte er das Blut an seinen Händen, der Hose, seinem T-Shirt und auf dem Teppichboden.
    So kalt wie der Katzenkörper waren auch seine Gedanken. Seine Trauer hatte sich in eine eisige Leere verwandelt, die allmählich einem anderen Gefühl Platz machte. Er starrte an die Wand, wo die schwarze Armbrust hing, deren Form sich vor dem weißen Hintergrund wie ein übergroßer Schmetterling ausnahm.    
    Joel stand auf, machte Licht und schaute nach den Katzen. Er dachte daran, dass die Tiere jetzt tot waren wegen einer Bierlaune und dem größten Unverständnis, das er je bei einem Menschen gesehen hatte. Er ging im Zimmer hin und her und ballte die Fäuste. Ja, Vater war noch schlimmer als Bronco. Plötzlich fiel ihm die Idee wieder ein, die ihm in der vorigen, fast durchwachten Nacht gekommen war. Doch länger darüber nachdenken wollte und konnte er im Moment nicht.
    Joel betrachtete sich im Spiegel. Wie schlecht er aussah! Und er erschrak über die Eiseskälte, die ihm aus den eigenen Augen entgegenströmte. Und unter all dem Schmerz schimmerte in seinem Gesicht eine Entschlossenheit durch.
    Er nahm die Katzen und legte sie vorsichtig unter das Bett – morgen früh wollte er sie begraben, im Garten direkt vor seinem Zimmer.
    Dann ging er zur Tür, blieb dort eine Weile stehen und horchte.
    Es war alles ruhig.
    Seine Eltern schliefen anscheinend.
    Vorsichtig öffnete er die Tür, setzte Fuß um Fuß, ging durch den Flur und blieb an der Tür zum Wohnzimmer stehen, die einen Spalt weit offen stand.
    Joel lugte hinein.
    Vater saß im Sessel vor der Glotze. Er schien zu schlafen. Auf der Mattscheibe flimmerte das Pausenstandbild der DVD. Vater schnarchte und machte eine hastige Bewegung, so, als wolle er ein lästiges Insekt von seiner Nase verjagen. Dabei fiel ihm eine Bierdose aus der Hand. Die Dose kullerte auf den Teppich und lief leise glucksend aus. Plötzlich ruckte der Alte hoch, gab unverständliche Laute von sich, schmatzte mit der Zunge und nickte offenbar gleich wieder weg.
    Joel ging hoch ins Badezimmer und benetzte sein Gesicht mit Wasser. Dann trank er in wilden Zügen Leitungswasser aus einem Zahnbecher, kämmte sich und ging in sein Zimmer zurück. Er öffnete den Kleiderschrank, holte frische Klamotten heraus und zog sich um. Anschließend schlich er über den Flur zur Haustür und ging hinaus.
    Draußen schnappte er sein Fahrrad und fuhr los durch die menschenleeren Straßen von Gehrsdorf.
    Joel strampelte hart. Er kannte nur ein Ziel, dem er jetzt entgegensteuerte: den Club.
    Unter einem wolkenverhangenen Nachthimmel erreichte er ihn, schloss sein Rad ab und stieg die Holztreppe hoch.
    Aus dem Inneren drang das typische Wochenendgelärme.
    Joel trat ein.
    Es war wie immer alles im Halbdunkel und sehr verraucht. Alle Plätze waren belegt. Überall standen, saßen und tanzten irgendwelche Jugendlichen, von denen ihm die meisten zumindest vom Sehen her bekannt waren.
    Joel blieb an der Tür stehen und blickte umher. Sein Kommen wurde kaum bemerkt und wenn, dann wurde er nicht weiter beachtet. Ein paar der Anwesenden schauten kurz auf, schienen aber durch ihn hindurchzusehen.
    Er blickte zur Bar hinüber.
    Dort war derjenige, den er gesucht und von dem er sogar gehofft hatte, dass er hier war. Gemeinsam mit Linda und Frank saß Bronco an der Bar. Doch sie waren nicht allein. Eddie und Theo waren ebenfalls hier. Und es sah so aus, als sei Bronco mit den beiden in eine heftige Diskussion verstrickt.
    Joel bekam wieder dieses einschnürende Gefühl im Bauch, als er nicht nur Bronco, sondern auch Eddie und Theo dort stehen sah, die beide zugleich und wild gestikulierend auf Bronco einredeten.
    Eddies rechte Hand kam gerade etwas grob an die Schulter

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