BLUTIGER FANG (German Edition)
sagte Linda. „Habt ihr gesehen, wie der aussah? Total verändert. So hab ich den noch nie gesehen … mein Gott, diese Augen, und so blass, der sah ja aus wie ein Vampir! Und sein Kinn hat gezittert, als hätte er Parkinson.“ Linda zog ihre Schultern hoch, als fröstelte sie.
„Ja, u-u-und so geredet hat der auch noch nie mit dir, Bro- … Bronco“, sagte Frank, „ich schl-schla-schlage vor, wir verpassen ihm ei-eine Abreibung.“
Bronco hatte die beiden Statements kaum gehört. Wie Zugvögel verloren sich seine Gedanken in der Ferne. „Hat der was spitzgekriegt von dem letzten Kampf?“
Linda und Frank sahen sich an.
„Nicht dass ich wüsste“, sagte Linda.
„Wie kommt der dann darauf, mich ausgerechnet jetzt anzusprechen?“, sagte Bronco und blickte Linda in die Augen.
„Vielleicht braucht er selber Geld“, sagte sie und zuckte mit den Schultern.
Bronco schwieg und dachte nach. „Hm, brauchen könnte ich ein gutes Ding ja. Gerade jetzt! Allerdings müsste das laufen wie am Schnürchen.“
Lindas Augen weiteten sich. „Ich finde, wir sollten nicht auf diesen Spinner eingehen, Tiger. Stell dir vor, du machst mit, und sie erwischen dich. Was dann?“
„Pah!“
„Nix pah. Damals warst du unter achtzehn, jetzt bist du zwanzig. Da greift kein Jugendrecht mehr, da gehst du in den Knast … und … ich will dich nicht …“
„Ach, Süße, bleib cool. Ich sag ja nicht, dass wir mitmachen. Glaub auch nicht, dass der Penner was Anständiges vorhat. Aber wir … anhören können wir’s uns ja mal.“
„Genau, wir stei-steigen zum Schein darauf ein. Dann verarschen wir den Kra-amer gleich noch mal.“ Frank kicherte los.
Doch Bronco lachte nicht, und auch die Miene Lindas blieb ernst. Sie sahen sich unablässig in die Augen und Bronco sah an ihrem Blick, dass sie von der Idee nicht begeistert war.
„Klappe, Frank“, sagte Bronco. „Wir werden ja sehen, ob es wirklich was zu holen gibt oder ob wir uns mit Kramer einen weiteren Spaß machen können.“ An Linda gewandt sagte er: „Also, ich bin dafür, dass wir uns zum Schein darauf einlassen und hören, was dieser Idiot zu sagen hat. Wer noch?“
Frank hob sofort seine rechte Hand.
Linda seufzte und hob die ihre ebenfalls.
„To-oll! Jetzt ist hi-hi-hier ma- was … was lo-los.“
„Halt dein verdammtes Maul, Frank. So wie du hier rumschreist, kannst du ja gleich zum Gehrsdorfer Abendblatt gehen.“
Frank verstummte.
Linda verzog immer noch ihr hübsches Gesicht. „Aber nur zum Schein, versprochen?“
„Versprochen.“ Bronco spürte ein Ziehen im Rücken und richtete sich ein wenig auf.
„Geh rauf und hol Kramer her“, sagte er an Frank gerichtet, „sag ihm aber noch nichts.“
Frank eilte los.
Bronco küsste Linda lange auf den Mund, nachdem er in ihren Augen gesehen hatte, dass sie immer noch nicht beruhigt war. „Lass ihn doch erst mal seinen Plan vorlegen und mach dir keine Sorgen. Es wird ja gar nicht so weit kommen, wie du befürchtest.“
Bronco küsste sie erneut. Und je länger er sie küsste, desto mehr schien seine Rechnung aufzugehen, sie sich geneigt zu machen. Nachdem er seine Zunge aus ihrem Mund gezogen hatte, lächelte sie ihn so an, wie er es liebte. Und er genoss es, auf seine Art doch immer wieder unwiderstehlich zu sein.
„Also gut“, sagte Linda. „Aber heute nicht mehr. Schick ihn weg. Er soll in den nächsten Tagen sagen, was er zu sagen hat. Ich hab heute noch was anderes mit dir vor.“ Ihr Blick und ihr Augenaufschlag sagten alles.
Bronco nickte zustimmend.
Joel wartete an der Bar. Vor sich eine Coca-Cola.
Plötzlich erschien Frank am Eingang und winkte ihn zu sich.
Gemeinsam gingen sie hinunter und liefen auf Bronco und Linda zu.
„Wann willst du das Ding durchziehen?“, sagte Bronco, kaum dass sie in Hörweite waren.
„So bald wie möglich. In einer Woche wäre gut. Von Samstag auf Sonntag.“
„Also gut, dann treffen wir uns am kommenden Montag, um deinen Plan anzuhören. Und ich erwarte, dass du uns eine runde Sache vorträgst. Wenn nicht, gibt’s was auf die Glocke. Und noch was, Kramer: Sollte sich herausstellen, dass du uns verarschen willst, werd’ ich furchtbar böse. Bis jetzt war ich immer lieb zu dir und ich rate dir eindringlich, nicht herausfinden zu wollen, wie es ist, wenn ich wirklich sauer werde.“
Joel sah ihn an und hielt dem harten Blick stand. „Also
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