BLUTIGER FANG (German Edition)
die Seitenwand des Gebäudes zu, kam man in eine Abteilung für Elektroartikel.
Frank drehte sich um die eigene Achse und blickte über die Weiße Ware nach hinten. Dort gab es eine Abteilung „Alles fürs Bad“, die sich den Raum zur Seitenwand hin mit einer weiteren teilte, in der Babyartikel sowie Kinderbedarf zu haben waren. Durchschritt man auch diese in rückwärtiger Richtung, so war man wieder hinten bei den Aufzügen, Notausgängen und Kundentoiletten.
Fast die gesamte Etage lag im Dunkeln. Nur hier und da erhellte sich der Raum etwas durch spärliche Dauerbeleuchtungen, was dem Ambiente dieses Trüb-Nebelhaft-Undurchdringliche verlieh, das auch im Erdgeschoss vorherrschte. So gab es in der Computerabteilung Regallämpchen bei den CD-ROMs, die auch nachts leuchteten und ihr kleines Licht wie die Elektrokerzen eines Weihnachtsbaums abstrahlten. Mehr als die unmittelbare Umgebung wurde dadurch nicht erhellt. Bei den Elektroartikeln hingegen war alles dunkel. Man konnte Umrisse, Gänge und Gegenstände nur halbwegs erkennen. Es war hell genug, um zu sehen, da war etwas, aber doch zu dunkel, um das Gesehene einordnen zu können. Hierdurch bedingt zerteilte sich der 1. Stock in Zonen völliger Dunkelheit, die mit solchen wechselten, in denen es wenigstens geringe Sichtmöglichkeiten gab. Zum Glück war er in den vergangenen Tagen oft hier gewesen, wusste also ganz gut, wo was zu finden war. Dennoch erschien es ihm ratsam, dies jetzt noch einmal halb spähend, halb erinnernd aufzufrischen.
Frank, der am Treppenabsatz stehen blieb, sah immer besser. Der Eingang des Restaurants lag gute fünfzehn Meter entfernt. Er wollte schon los, fasste aber kurzerhand den Entschluss, zur Schmuckabteilung zu gehen, um wenigstens einen Blick auf die Beute zu werfen, die sie nachher abräumen wollten.
Er rülpste, drehte sich um, ging durch die Spielwaren- und Computerabteilung hindurch und kam bei den Vitrinen an.
Jetzt schaltete er doch die Taschenlampe ein, deckte sie seitlich, so gut es ging, mit der Hand ab und leuchtete in die Auslagen, wo unter dickem Glas die Klunker protzten. Am liebsten hätte er gleich zugegriffen. Jedoch war kein Werkzeug zur Hand, um die Vitrinen zu öffnen. Zudem war ihm klar, dass Bronco darüber nicht erfreut wäre, und außerdem fiel ihm siedend heiß ein, dass die Zeit drängte. Da er keine Uhr hatte, nahm er das Handy aus der Tasche, schaute darauf und flüsterte „Hm, da-das wird ganz schön knapp.“
Frank entschloss sich, endlich die Eisbecher aus dem Restaurant zu holen.
Von der Schmuckabteilung ging er zunächst ein gutes Stück quer durch den Raum, um auf der anderen Seite der Rolltreppen direkt auf den Eingang den Restaurants zugehen zu können.
Er ging zügig, wenn auch ein wenig schwankend durch die Abteilung mit den Badeartikeln und kam schließlich zu den ersten Ausläufern der Weißen Ware, die sich ihrer Weißheit wegen gut von der Umgebung abhoben.
Frank passierte die ersten Spülmaschinen und konnte in der Ferne schon den Eingang des Restaurants sehen. Allmählich nahm er auch wahr, dass im Restaurant die schwache Beleuchtung des Bufetts die Dunkelheit etwas milderte.
Dass Frank längst beobachtet worden war, konnte er nicht ahnen. Die Löwen hatten ihn schon auf der Rolltreppe gehört und verharrten gebannt am Eingang zu den Kaufabteilungen. Sie äugten dorthin, wo diese menschliche Gestalt in der Dunkelheit stand und sich nicht rührte.
Plötzlich kam die Gestalt dem Eingang näher!
Die Löwinnen machten sich lautlos davon in Richtung des Terrassenausgangs.
Der Pascha folgte ihnen, da die Gestalt noch einen Schritt nach vorne machte.
Die Löwin, die zuerst am Ausgang war, stieß im Laufschritt unvermittelt mit dem Kopf gegen die Wand aus Glas. Hart schlug ihre empfindliche Nase auf. Sie verstand nicht, warum sie nicht weiterkonnte, da doch nichts zu sehen war. Kurz richtete sie sich auf, so, als wolle sie prüfen, ob weiter oben ein Durchgang war. Nein, es war zu, überall dicht. Jetzt drückte sie ihren Kopf gegen die Scheibe und stierte auf die Terrasse hinaus.
Die andere Löwin und der Pascha bremsten ihren Lauf ab und kamen ruckartig zum Stehen. Die Tiere spürten, dass sie eingesperrt waren. Geduckt und lautlos verdrückten sich die Weibchen zwischen Tischen und Stühlen hindurch in die Ecke, die links von der Glaswand und diagonal entgegengesetzt zu jener Ecke war, in der sie bis jetzt ungestört nahe des Eingangs gesessen hatten. Mit dieser
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