Blutiger Freitag
sauer sein, weil Rebecca Cory immer noch frei herumlief. Dass sie ohne Bargeld dastand, bedeutete, dass sie wohl versucht hatte, sich an einem Geldautomaten etwas abzuheben. Und damit wussten sie nun, wo sie das Mädchen finden konnten.
Er sah auf seine Armbanduhr. Wenn das Flugzeug immer noch in Chicago stand, konnte es unmöglich in der nächsten Stunde hier eintreffen. Er hatte sein Hungergefühl schon zu lange ignoriert, und das war gefährlich. Seine Aufgabe verlangte es, dass er jederzeit einsatzfähig war. Schwächeanfälle konnte er sich nicht leisten.
Asante programmierte seine Stoppuhr so, dass sie in dreißig Minuten einen Alarmton gab. Auf seinem Taschencomputer, den er immer noch am anderen Handgelenk trug, stellte er die Nachrichtenfunktion zu den Wetterverhältnissen in Chicago und Minnesota ein. Dann warf er sich seinen Matchbeutel über die Schulter und ging los, um irgendwo in der Nähe des Gates etwas zu essen aufzutreiben.
Trotz der Verspätung befand er sich hier in Sicherheit. Wenn die Polizei nach einer gewissen Person suchte – etwa dem Projektmanager –, würde sie ihn nicht als diese identifizieren können. Selbst wenn ihn irgendeine der Überwachungskameras im Einkaufszentrum erwischt haben sollte und jetzt eine Suche gestartet wurde, würden sie ihn niemals finden.
Die meisten Flughäfen hatten keine Kameras am Gate installiert. Diese Räumlichkeiten besaßen kaum Sicherheitsvorrichtungen, sie gehörten, wie Asante es gern ausdrückte, zum „security-lite“- Areal.
Und den Projektmanager, unter dessen Anleitung die Bombenexplosionen in der Mall stattgefunden hatten, konnte man nirgends mehr antreffen.
Der war auf der Flughafentoilette spurlos verschwunden
38. KAPITEL
Im Gegensatz zu Wurth war Kunze natürlich gar nicht begeistert von Maggies Einsatz auf dem Parkplatz. Wie sich herausstellte, war der Junge ein sechzehnjähriger Sudanese, der bei der Bombenexplosion seine neue Adoptivmutter aus den Augen verloren hatte. Er konnte sich sehr gut verständigen, schwieg aber zunächst vor lauter Schock. Offensichtlich hatte die sudanesische Polizei dafür gesorgt, dass er beim Anblick bewaffneter Sicherheitskräfte sofort in Panik geriet. Also war er losgerannt, sobald er die vielen Uniformen erblickt hatte. Und Maggies Einsatz hatte nicht gerade zu seiner Beruhigung beigetragen.
Wenigstens hatte der Junge sich bei seinem Sturz nicht verletzt.
Was man von Maggie nicht behaupten konnte. Garantiert würde sie einige schwere Blutergüsse davontragen. Vielleicht sogar eine geprellte Rippe. Aber über Kühlerhauben zu springen und sich mit einer Hechtrolle auf Verdächtige zu stürzen war eben auch nicht besonders gesundheitsförderlich.
Sie ließ sich von einem Sanitäter aus der Kevlarweste helfen. Wurth bestand darauf, dass sie sich untersuchen ließ, und begleitete sie zum Hotel gegenüber, wo eine Erste-Hilfe-Station eingerichtet worden war. Um dem Presserummel zu entgehen, wurde Maggie in einem kleinen Nebenraum verarztet. Auf diese Weise konnte sie sich zwar die Journalisten vom Hals halten. Doch Kunze leider nicht. Er kam hereinmarschiert und begann sofort mit seinem Vortrag.
„Was, zum Teufel, haben Sie sich bei dieser Aktion da draußen gedacht, O’Dell? Sie sollten lediglich sagen, ob der Junge zu den Bombenattentätern gehört oder nicht!“ Er baute sich vor ihr auf, die Hände in die Hüften gestemmt, während eine Ader an seinem Hals dick hervortrat. „Es war wirklich nicht notwendig, dass Sie losrennen und die Heldin spielen. Dabei hätten Unbeteiligte getötet werden können. Ganz zu schweigen von der Gefährdung unserer Polizeibeamten. Es gibt da draußen genug Arschlöcher, die den Finger zu schnell am Abzug haben, ohne dass Sie ihnen einen Grund dazu liefern.“
„Das reicht jetzt!“ Wurths Verhalten überraschte Maggie genauso wie Kunze.
„Was haben Sie gerade zu mir gesagt?“
„Dass es verdammt noch mal genug ist!“ Wurth war ungefähr einen Kopf kleiner als Kunze und sicher fünfundzwanzig Kilo leichter, ließ sich aber nicht einschüchtern. Er starrte dem FBI-Abteilungsleiter in die Augen, ohne mit der Wimper zu zucken. „Ihre Agentin hat sich eben sehr mutig verhalten.“
„Mutig? Sie meinen, dieses kleine Abenteuerspiel war mutig?“
„Sie hat einen Jungen davor bewahrt, erschossen zu werden. Und ja: An einem Tag mit so viel Aggressivität in der Luft, würde ich sagen, war das ziemlich mutig.“
„Nun, zu dumm, dass Sie nicht ihr
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