Blutnächte - 2
arrogantes Abbild.
Isabella stand auf. Bereit, den Vampir eigenhändig aus ihrer Wohnung zu werfen.
Pascal ärgerte sich über ihre Naivität. Sie hatte keine Ahnung, in welcher Gefahr sie sich befand.
„Frankreich wird dir nichts nützen. Pierre findet dich. Egal, an welchem Platz auf der Welt du dich versteckst.“
„Und du willst mein Retter in strahlender Rüstung sein?“ Ein irres Schmunzeln schlich sich in ihre Züge. „Du bist doch nicht anders. Du bist auch ein Vampir. Warum sollte ich ausgerechnet dir glauben oder vertrauen?“
Pascals Augen funkelten kalt. Dabei verlangte es Isabella so sehr nach einem Funken Wärme von ihm.
„Ist es das, was du willst? Dass ich dich deinem Schicksal überlasse?“
„Welches Schicksal soll das sein?“
„Der Tod.“ Pascal sagte das so trocken, als wäre es absolut nicht von Bedeutung. „Er wird dich nicht mal zu einer von uns machen, wenn er dich findet. Er wird dich töten.“
Isabella wurde von einem Frösteln erfasst. Es durchzog ihren Körper dermaßen heftig, dass sie glaubte, sich schütteln zu müssen. Sie beschloss, sich davon nicht beirren zu lassen. Dennoch versteiften sich ihre Glieder.
Was versprach sich dieser Vampir davon, ihren Beschützer zu spielen?
„Woher soll ich wissen, dass du mich nicht auch töten willst?“
Pascal seufzte. Da hatte er sich ausgerechnet ein derart misstrauisches Weibsstück ausgesucht. Normalerweise wurde er von Frauen nicht zu langwierigen Gesprächen oder Diskussionen genötigt. Sie ergaben sich ihm. Aber dieses Exemplar machte es ihm besonders schwer. Es ging auf Angriff über und ergab sich im nächsten Moment nur, um erneut zuzuschlagen. Ein äußerst zwiespältiges Wesen. Sie reizte ihn. Sie forderte ihn heraus. Er musste sich eingestehen, dass er allmählich Gefallen an der Situation empfand. Er wollte sich selbst beweisen, dass er auch diese Frau für sich gewinnen konnte.
„Was soll ich tun, damit du mir vertraust?“
Noch während er überlegte, wie er bei ihr am besten ans Ziel kommen konnte, klingelte es an ihrer Wohnungstür.
Isabella reagierte nicht.
Energisches Klopfen folgte.
„Isabella, ich weiß, dass du da bist! Mach schon auf!“
Louisa! In den vergangenen Augenblicken hatte Isabella die Freundin vollkommen verdrängt. Dabei hätte sie damit rechnen müssen, dass Louisa ihrer Sorge erneut auf den Grund gehen würde.
„Isabella!“ Es klopfte abermals.
„Wie lange willst du deine Freundin warten lassen?“, fragte der Vampir. Er zeigte ein spitzbübisches, unwiderstehliches Grinsen, das sie ihm am liebsten aus dem Gesicht gewischt hätte.
„Du musst verschwinden. Sie darf dich nicht sehen.“
„Oh, ich wusste nicht, dass dir Männerbesuche nicht erlaubt sind.“
Isabella ballte die Hände zu Fäusten. „Ich meine es ernst. Ich will nicht, dass sie davon etwas mitbekommt.“
„Davon?“ Er hob eine Augenbraue.
„Von euch Vampiren.“ Sie gestikulierte wild. „Sie ist immer so …“ Isabella suchte nach dem passenden Wort, „besorgt.“
„Verstehe. Dann werde ich mich einfach in eine Fledermaus verwandeln und an die Decke hängen.“
Sie starrte ihn an. „Das könnt ihr tatsächlich?“
Pascal gehörte nicht zu den Vampiren, die eine Vorliebe für Gestaltwandlungen hatten. Das bedeutete allerdings nicht, dass er nicht dazu imstande war. Aber er wusste auch, dass es besser wäre, nicht alle seine Fähigkeiten so leichtfertig preiszugeben. Daher lächelte er nur schief.
„Sag mir einfach, wo ich mich verstecken kann.“
„Du solltest lieber dahin verschwinden, wo du hergekommen bist.“ Ihr Herzklopfen und die weichen Knie straften Isabellas Worte Lügen.
„Das werde ich ganz sicher nicht.“
Isabella fluchte leise vor sich hin. Dann polterte sie an ihm vorbei und stieß eine Tür auf. „Da wird sie dich nicht suchen.“
„Das Schlafzimmer“, stellte er amüsiert fest.
~~~
„Noch eine Minute länger und ich hätte die Tür aufgebrochen“, begrüßte Louisa ihre Freundin.
Isabella reagierte gereizt. Sie hatte nicht mehr den Nerv, Louisa freundlich in die Wohnung herein zu bitten. „Entschuldige, aber ich war beschäftigt.“ Grimmig verzog sie das Gesicht. Sie drehte sich um und ließ Louisa alleine eintreten und die Tür hinter sich schließen.
Die erkannte ihre Freundin kaum wieder. Was war nur mit der netten, aufgeschlossenen Kommilitonin geschehen, die stets ein Lächeln auf den Lippen trug? Aus irgendeinem Grund hatte genau die sich in ein
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